Es schmilzt der Schnee vom milden Wind behaucht und durch der Erde Grind dringt unaufhaltsam neues Leben. Der grüne Riese, der bis eben in tiefem Schlafe lag, beginnt
sein Wunderwerk und lässt geschwind Gefühle, die erkaltet sind erwachen und in Lüften weben. Es schmilzt der Schnee.
Im Arme ruht das Findelkind, die Augen, noch vom Weinen blind, sie öffnen sich mit leichtem Beben, sie suchen tastend und erstreben den Blick, der ihnen wohl gesinnt. Es schmilzt der Schnee.
Angeregt wurde das Gedicht durch die folgende Meldung: Am 30.7.2015 wurde um 15:15 Uhr im Flughafen München ein von der Mutter ausgesetztes neugeborenes Mädchen gefunden.
Das Rondeau, im Deutschen auch Ringelgedicht, Ringelreimung oder Rundreim genannt, ist eine alte französische Gedichtform, von der es verschiedene Ausprägungen gibt. Die am weitesten verbreitet ist die fünfzehnzeilige Variante, welche aus drei Strophen besteht, die erste hat fünf Zeilen, die zweite vier und die letzte hat sechs Zeilen. Die letzte Zeile der zweiten und dritten Strophe ist eine reimlose Refrainzeile. Das Rondeau hat insgesamt nur zwei Reime, wobei das Schema der ersten und letzten Strophe gleich ist, der erste Reim steht in Zeile eins, zwei und fünf, der zweite in Zeile drei und vier. Die mittlere Strophe trägt ebenfalls den ersten Reim in Zeile eins und zwei und den zweiten Reim in Zeile drei. Ihre vierte Zeile ist, wie die sechste der dritten Strophe, der reimlose Refrain. Die Zeilen bestehen aus vier oder fünf Versfüßen, welche meist Jamben sind oder auch Trochäen.
Die Form geriet in Vergessenheit, wurde jedoch im französischen und englischen Sprachraum im 19. Jahrhundert wiederbelebt. In der deutschen Dichtung wurde die Form im Barock verwendet und ging später verloren. Als Grund dafür wird meist angeführt, dass im Deutschen die Beschränkung auf zwei Reime zu unnatürlich klingenden Texten führen würde. Ich hoffe, dass ich das in dem einleitenden Beispiel und dem nun noch folgenden vermeiden konnte.
Blütentraum
Im Traum geküsst von einem Schmetterling, der an den Lippen dieser Blüte hing und träumte, dass sie ewig leben bliebe und sie ihn wiederküssend ewig liebe, empfand die Blüte sich als Schmetterling.
Selbst als der Frühling, ach so bald, verging und als er sich im Spinnennetz verfing, da glaubte sie, dass sie für immer bliebe im Traum geküsst.
Doch ist das Glück ein sehr zerbrechlich Ding, zerbrechlich wie ihr lieber Schmetterling. Sie wünschte sich vergeblich, dass der Liebe ihr lange, lange noch erhalten bliebe. Doch war sie glücklich, glücklich und verging im Traum geküsst.
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