Umzug. Um den Zug noch zu erwischen, müssen mich zwei Gruppenmitglieder links und rechts stützen. Mein Knie klemmt. Seit ich in der Nordsee war. Es hilft kein Zähneklappern, kein Geschrei, ich muss nach Hause. Wohin? Nach Hause? War das nicht gerade eben noch in Kuala Lumpur? Ach nein, das letzte zu Hause war in Lichterfelde. In einer Wohnung, ungewohnt. Zu viert mit einem Streifenhörnchen, dass in einer Korbampel in einem Blumenfenster Richtung Süden schaukelt.

Mein ichweißnichtwievieltes Zuhause liegt jetzt bei Bonn. Während meine Klassenkameraden durch die Ägäis schippern, klemmt mein Knie und ich soll nach Hause. Wo auch immer das liegen mag, ich habe mich geweigert, mich damit zu beschäftigen. Noch bin ich mit der Jugendgruppe in Dänemark an der Nordspitze. Wegorganisiert, damit ich beim Umzug nicht im Weg stehe.

Bei den anderen erwachen erste Küsse, ich werde umgezogen. Bin 14 Jahre alt und mein Knie klemmt bereits nach erster Bekanntschaft mit einer heimtückischen Welle. Das ist mein persönlicher Exodus. Ich muss zum Zug, um zur Familie und von dort aus direkt in ein Krankenhaus zu fahren.

So habe ich mir mein neues Zuhause nicht vorgestellt. Unter einer weiß gestärkten Bettdecke mit dem stechenden Geruch einer chirurgischen Abteilung in der Nase. Adieu, du Meer. Und neben mir eine Dame, deren Bauchberg im Bett gen Himmel ragt und die mich auf rheinisch fragt: "Na, Leevche, auch Knie kapott?"

Liebe Gabi,

das freut mich sehr!

Beste Grüße in die Schweiz

anna a.