Hej, du dort oben,
ja, dich Verschrobene meine ich,
wohin zieht es dich noch
bevor die Sonne den Horizont übersteigt,
bevor sich der Mond gen Westen verneigt.

Hej, ihr alle dort oben,
schweigt ihr vielleicht mit dem Blau?
Hinter, unter, über euch,
dort sehe ich ne Frau,
als Wolkenweib, wohlbeleibt,
zieht sie von dannen,
mit ihren Wolkenkannen
will sie Aurorafalter gießen,
wenn sie sich um Flügel und Kopf
niesen.

Wann werde ich euch jemals verstehen?
Euch, die ihr im Gehen euch schleppen lasst
von den Lüften, ohne
den Zerklüfteten zu nahe zu treten,
ohne den Regen anzubeten,
der eure Bäuche füllt.

Haltet inne, ich werde mich verspäten,
solange ich im Rauschen
der Blätter alle Wetter erkenne,
so lange renne ich euch nach,
ihr Wolkenknäule, Himmelsgäule,
ihr schweigenden Mäuler
der Mythen und Märchen über
den Feldern und Lärchen.

Wolkengebilde, weiße Gefilde,
gelegentlich wie vom Donner gerührt,
spür ich die Kraft,
diese unbändige Kraft,
die der Himmel vor unzähligen Zeiten
und bis heute erschafft.

Liebe anna,

du sprichst sie an, du rufst sie an, die fernen und doch so nahen Gebilde am Himmel, die uns erinnern gemahnen an etwas, was wir nicht kennen und nur zu gut kennen...

Das finde ich sehr gelungen!

Liebe Grüße aus Lüli
Karlheinz

Lieber Karlheinz, lieber Thomas,

Vielen Dank für eure Kommentare. Ich befasse mich gerade intensiv mit dem Thema „Nature writing“, was ich sehr spannend finde. Wenn es euch interessiert, könnt ihr euch gerne folgenden Beitrag anhören:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/nat...ticle_id=495698

Daher rührt vermutlich mein Gedicht, wobei ich dachte, es sei ein Parlando. Ich werde mich nochmal über Oden und Hymnen belesen.

Liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,
mir gefällt dein Dialog mit den Wolken. Du spinnst von Strophe zu Strophe neue Zusammenhänge und die Bilder sind so bunt und anna-typisch, dass es wohltuend ist sie sich innerlich ganz langsam entwickeln zu lassen ( z.B. das Niesen des Aurorafalter) , wie der Woklenzug an einem windarmen Sommertag.
Liebe Grüße
der Sanderling