Ich wär so gern geworden ein Mensch - ihr wisst Bescheid! Fast wurde ich geboren und war dazu bereit, wie soll ich es nur sagen, zu wachsen und gedeihn, zu werden wie ihr alle, es sollte wohl nicht sein!
Ich wurde nie geboren, das heißt in einem Stück, man hatte sich verschworen, vielleicht zu meinem Glück? Ich plantschte rum im Dunkeln, mir ging es wirklich fein und lutschte grad am Daumen, da fuhr's in mich hinein...
Die Nadel kam und stach mich, grad mitten in mein Herz, man schnitt mich aus der Mutter, wir spürten beide Schmerz!
Lieber Karlheinz, während des Lesens deines Gedichtes sah ich dich vor meinem inneren Auge als Seiltänzer mit einer langen Stange über eine Schlucht balancieren. Unsere Gesetzte zur Regelung von Abtreibungen sind differenziert, und so glaube ich verstanden zu haben, dass du dieses Recht (zur Abtreibung in besonderen Situationen) niemandem absprechen möchtest. Aber eben auch nicht dem behinderten Kind sein mögliches, glückliches Leben. Besonders dein Schluss belegt mir die Einsicht, dass jede Entscheidung ein für und wider hat, und letztlich allein die Frau ihre Entscheidung finden muss, auch, weil SIE damit weiterleben muss. Und das nicht selten alleine, da Beziehungen häufig an der besonderen Herausforderung, durch ein Kind mit Behinderung zerbrechen. Es gibt auch sehr glückliche Familien. Es bleibt ein Balanceakt. Ich freue mich darüber, dass auch du dich diesem Thema auf deine Art lyrisch angenommen hast. Es ist dir gut gelungen.
vielleicht ist es etwas verwirrend, dass ich das unter Kriminelles eingestellt habe. In der Tat ist die Spätabtreibung bis zum letzten Tag der Schwangerschaft legal, wenn z.B. Downsyndrom festgestellt wurde. Das ist ein ungeheures Dilemma und der eigentliche Skandal. Damit das von dir thematisierte ungewollte Überleben nicht eintritt, wird das Kind im Mutterleib getötet und in einigen Fällen stückweise entfernt. Eine furchtbare Vorstellung.
Unsere kleinste Enkelin hat Downsyndrom und das wurde früh festgestellt. Das ist kein Segen, sondern ein Fluch für die Eltern, die gedrängt werden, sich zu entscheiden. Gottseidank haben sich die Eltern für ihr Leben entschieden! Wir möchten sie keinesfalls missen, trotz ihrer Handicaps...
dein Gedicht hat mich berührt. Ich konnte förmlich die Nadel spüren, wie sie in den Leib fuhr... Was gibt es diesbezüglich nicht alles für Varianten. Zwillinge, bei denen der andere getötet wird, weil er eine vermeintliche Behinderung hat oder weil die mutter nur eines möchte oder ... oder ... Das ungeborene Leben hat kein Mitspracherecht, das ist das Tragische...Und vielen Dank für dein Vertrauen, uns von deiner Enkelin zu erzählen!
vielen Dank für deine Gedanken! Genau solche Gefühle hervorzurufen war meine Absicht! Wir tun doch so, als ob das Leben erst nach der Geburt beginnt, das stimmt so überhaupt nicht. Sämtliche Gefühle und Verhaltensweisen sind ja schon im Mutterleib, zumindest rudimentär, angelegt.
Und hat man sich erst einmal dafür entschieden, ein nicht der Norm entsprechendes Kind anzunehmen und zu lieben - komme es, wie es wolle - dann ist ein offensiv liebevoller Umgangston angesagt, der den unsicheren bis unverschämten Umweltreaktionen den Wind aus den Segeln nimmt...
Lieber Karlheinz, deine Aussage unterschreibe ich gerne. Ein Kind ist ein Kind. Es hat Bedürfnisse und Fähigkeiten. Und Entwicklungsthemen, wie wir alle. Wenn wir Diversität endlich als Normalzustand akzeptieren, kann dieser Paradigmenwechsel gelingen. Herzliche Grüße an dich und deine Enkelin. der Sanderling
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