Richard Brautigan, deutsch von Ralf Schauerhammer

Alles von Maschinen in liebevoller Gnade überwacht

Ich denke gerne (und
je eher desto lieber)
an eine kybernetische Wiese,
wo Säugetiere und Computer
zusammenleben, in sich gegenseitig
programmierender Harmonie,
wie reines Wasser,
das den klaren Himmel berührt.

Ich denke gerne
(und das bitte sofort)
an einen kybernetischen Wald
voller Kiefern und Elektronik,
worin das Wild friedlich
zwischen Computer umherzieht,
als wären es Blumen
mit ineinander verwobenen Blüten.

Ich denke gerne
(so muss es sein)
an eine kybernetische Ökologie,
wo wir von unserer Arbeit befreit sind
und zurückkehren zu unseren
Säugetier-Brüdern und –Schwestern;
und alles ist überwacht
von Maschinen in liebevoller Gnade.


Das Original ist z.B. hier zu finden.

Lieber Derolli,

mich hat die Utopie, welche Im Gedicht von Brautigan seinen Ausdruck findet, seit langem beschäftigt. Manche interpretieren es als Satire, was ich langweilig finde. Es ist ernst gemeint, denke ich. Und es erklärt meiner Meinung teilweise die leichtfertigen Art, mit der Menschen ihr persönlichen Daten in den Cyberspace blasen. Das zugrundeliegende Menschenbild teile ich nicht, trotzdem hat mich das Gedicht in seiner schlichten Weise so fasziniert, dass ich nicht widerstehen kommte, es mir "in mein geliebtes Deutsch zu übertragen".

Liebe Grüße
Thomas