#1 | Zeit des Sterbens
13.08.2018 07:23 (zuletzt bearbeitet: 14.08.2018 09:20)
Ostseemöwe
(
gelöscht
)
Zeit des Sterbens
Im Sterbezimmer spüre ich den Lebenssaum. Das Dämmerlicht erfüllt schon längst den Raum. Ein Mann erhofft sich eine starke Hand, er sagt: „Die Stille schreit, ich glaub es kaum.“
Ein Hilferuf! Der Fluch auf Arzt und Schwestern. „Ich werd gesund!“ In jedem Wort auch Lästern. Der Tod klopft an, ist nahe schon zum Greifen. Begreifen? Spiegel zeigen noch das Gestern.
Dann Tage später spüre ich ein Handeln. Der Todgeweihte will noch etwas wandeln. Bekennen will er jetzt auch seine Sünden. Und mit dem Teufel will er selbst verhandeln.
Er trauert über nicht erfüllte Träume. Doch sein Erinnern schlägt auch Purzelbäume und Stunden die erhöhen ihren Sinn – als ob ein kurzes Leben überschäume.
Ein sich Ergeben hat sein Herz erreicht, die letzte Frist in Frieden nun verstreicht. Des Rosenzüchters letzte Knospe blüht auf seinem Grab. Die Lebensfarbe weicht.
Liebe Ilona, wie schön, dass du doch mitgeschrieben hast! Was wäre uns entgangen. - Zuerst einmal hinterlassen deine fünf Strophen eine innehaltende Wirkung. Fünf Strophen, von denen jede einen kleinen Schritt vom Sterben erzählt. Keine einzige ist mir Zuviel, zumal dein Gedicht vermittelt, wie sehr sich Zeit gen Ende verändert. Sehr starke, tiefe Bilder (.. doch sein Erinnern sind auch Purzelbäume..; ..Stunden die erhöhen ihren Sinn..; des Rosenzüchters letzte Knospe). - In Strohe zwei "kloppt" statt klopft der Tod. So wie ich die Form verstanden habe, ist sie dir gelungen, aber dazu schreibt Thomas sicher besser.
ich denke, es ist eine sehr mutige und gelungene Idee in dieser Strophenform ein Art Ballade zu schreiben. Nur das "Anbandeln" mit dem Teufel klingt in meinen Ohren etwas seltsam.
in der 2. Zeile müsste es heißen: „Ins Dämmerlicht gehüllt...“ ; im vorletzten Vers, vorletzte Zeile fehlt ein Komma zwischen „Stunden“ und „die“; außerdem muss es im letzten Vers „ein Sich-Ergeben“ heißen, glaube ich! Ingesamt ist es dir gut gelungen, den Sterbeprozess in seinen verschiedenen Phasen genauestens darzustellen!
Liebe Ilona, Du hast eine Chronologie des Sterbens eines bestimmten Menschen hier eine die schöne Rubaii-Form gewebt und ich denke vieles davon erbleben auch Viele. Einzig das Anbandeln mit dem Teufel klingt seltsam, zumal er soeben erst seine Sünden bekennen wollte. Vielleicht kann man den Teufel an eine andere Stelle stellen und das Anbandeln durch ein anderes Wort ersetzten, irgendwie passt es nicht. Auch frage ich mich ob man Handeln hören kann.
Selbst mit dem Teufel würd er nun verhandeln, der Todgeweihte will noch etwas wandeln. Bekennen will er jetzt noch seine Sünden. Die Zeit, sie flieht ihn für das letzte Handeln.
Ich hab mal was versucht, vielleicht kannst Du damit was anfangen.
lieber Thomas, lieber Sanderling, lieber Karlheinz, liebe Heidi ich habe versucht eure Gedanken und Bedenken mit meinen Erfahrungen zu verknüpfen. Und ich habe einiges geändert. Vielen Dank euch allen für die Hilfe.
Ich habe versucht die Sterbens-Phasen etwas zu beleuchten. Obwohl es bei jedem Menschen immer individuell verläuft. Zu Deiner Frage Heidi, ob man Handeln hören kann? Ich denke ja, denn dieses Handeln ist ja ein aushandeln und verhandeln. Ein Patient hat stundenlang gleichzeitig mit Gott und mit dem Teufel gesprochen. Er wollte, das Gott seine Frau vor ihn holt. Er hat dem Teufel dafür sein zweites Bein versprochen. Und Gott hat er geschworen keinen Alkohol mehr zu trinken.
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