Der Mond, er legt sich in das Blau
des frühen Sommermorgen.
Er ruht, das sehe ich  genau,
hält sein Gesicht verborgen.

Nur eine schmale Sichel scheint,
sein Rund kann ich erahnen.
Ob er wohl lacht, ob er wohl weint
auf seinen Nachtlaufbahnen?

Wenn er die Welt von Ferne sieht
durch Wolkenguck und Dunkel,
hör ich sein leises Klagelied
im Sternenbildgefunkel.

Er ächzt ein bisschen und er stöhnt
ob all der Missetaten,
an die er sich nicht mehr gewöhnt
auf seinen Nachtmeerfahrten.

Ich wink ihm zu, dem müden Mond
an diesem Sommertage
und stell ihm, eher ungewohnt
die eine große Frage.

Was siehst du hier auf unsrer Welt,
wie denkst du dir das Leben?
Wann hast du dich zu uns gesellt,
was ist nur dein Bestreben?

Der Mond, er lächelt ob der Fragen
und wiegt sein weises Kraterhaupt,
bei Gott, ich kann es dir nicht sagen,
ich habe schlicht an uns geglaubt.

Liebe anna,
wie strophenreich, und mit schönen Bildern versehen, ist dein Mond-Gedicht.
"Nachtmeerfahrten" ist eine sehr schöne Wortschöpfung.
Die ambivalente Antwort, auf so zahlreiche Fragen an den Mond überrascht mich als Leser. Vor allem, wo zwischen dem lyr. Ich und dem Mond plötzlich ein offenbar enttäuschtes Wir auftaucht.
Auch die Reimforn ist sehr schön zu lesen! Danke für den Ausflug in reiche Bilder.
herzliche Grüße,
der Sanderling

Lieber Thomas,

Was die Frage angeht, so habe ich sie als eine große Frage mit quasi Unterfragen empfunden - es ist die Frage nach der Bedeutung des Mondes, wenn du so willst...

Die letzte Strophe hab ich als Antwort des Mondes bewusst anders gestaltet und ich empfand die Betonung auf bei Gott und daß letzte Wort glaubt gleichsam als Klammer.

Lieber Sanderling,

der Mond fühlt eine Beschützerfunktion für die Erde - beide sind Teil des grossen Universums und nun ist der Mond etwas enttäuscht von der irdischen Entwicklung - daher das uns.

Ich freue mich sehr, dass ihr meiner Mondandacht gefolgt seid und mich mit euren Kommentaren angeregt habt.

Liebe Grüße

anna a.