Lieber Hans, Soll die erste Zeile den Satz von Descartes “Cogito ergo sum, - ich denke, also ich bin“ interpretieren? Es hört sich bei Dir aber irgendwie seltsam an. Dann stört mich das „erkenn“, ist das der Imperativ oder fehlt da was? Ich bin sicher, Du kannst das Gedicht noch etwas leichter lesbar und eleganter formulieren. Ich bin mal gespannt. Liebe Grüße, Heidi
Dein Gedicht fokussiert sich wohl eher auf den Geist als auf das Dasein, wenngleich ich den Eindruck habe, dieser gleiche mehr einem Flaschengeist. Deine Zeilen wirken auf mich sehr nebulös:
ZitatAls Ich, denk ich, ich bin jetzt hier.
Für den Fall, dass das LI nicht als ICH denkt und es sich auch nicht um den Fall handelt, dass sich das LI in die Gedankenwelt eines anderen hineinversetzen möchte, empfehle ich Ihm dringend Onkel Doktor, denn es handelte sich in diesem Fall ganz klar um einen Fall von Schizophrenie. Da Du im Weiteren nicht auf die von mir angedeutete Alternative eingehst, stand sie wohl nicht in Deinem Fokus. Nur frage ich mich, warum Du mich dann mit dem einleitenden Gedanken („Als Ich“) in diese Richtung tappsen lässt …
ZitatDas gibt dem Sein im Jetzt auch Sinn.
Weil ich denke, ich wär jetzt hier, erhält das Sein einen Sinn? Ist das LI da nicht ein wenig anmaßend, um nicht zu sagen – arrogant? "Ich denke, also bin ich" – eine These, die ich nachvollziehen kann. Aber: Ich denke, dass ich hier bin, darum hat das Sein jetzt einen Sinn – nee, beim besten Willen nicht. Dem Sein einen Sinn zu unterstellen widerspricht m.E. der Definition des Seins – des schlicht und ergreifend da Seienden. Mag sein, dass dies noch eine Frage der Weltanschauung ist. Ihm aber einen Sinn zu unterstellen, der abhängig ist von dem Denken irgendeines dahergelaufenen Ich’s, klingt abenteuerlich und führt schnell zum Übermenschdenken.
ZitatErkenn betrachtend so das Wir, das ich in der Erkenntnis bin.
Die Elosion ist unangenehm mehrdeutig. Erkennt das LI, dass das WIR nur seine eigene Erkenntnis ist oder werde ich als Leser aufgefordert, die Erkennntis des LI als das WIR anzuerkennen? Wierum ich es auch dreh- neee.
ZitatSo wie sich nichts vom Körper trennt, trennt sich auch Kenntnis nicht von Geist.
Gut, Du willst mir klarmachen, dass die Fähigkeit zum Denken, Voraussetzung für die Erlangung von Wissen ist. Deine Bilder dafür empfinde ich mehr als wacklig. Spontan fällt mir so einiges ein, was sich regelmäßig von meinem Körper trennt. Ich hoffe, dass sich mein geistiger Abbau nicht mit gleicher Regelmäßigkeit vollzieht – bitte lass mir meine Illusion!
ZitatAll das was unser Geist erkennt, ist Wissen das uns selbst beweist.
Wissen tut nichts. Es ist vorhanden oder nicht – es beweist nichts. Mag sein, dass man mit einem vorhandenen oder nicht vorhandenem Wissen etwas beweisen kann, aber nicht das Wissen selbst beweist es.
ZitatEin Geist ist hier genau wie dort. Nichts ist ihm fern oder ihm nah. Er ist nicht an bestimmtem Ort. Geist ist in der Bewusstheit da.
Die ganze Zeit grinst die Doppeldeutigkeit des Wortes Geist in mir, aber jetzt konnte ich nicht mehr an mich halten, denn ich sah meinen weißen Bettbezug durchs Zimmer geistern … Tut mir leid, wenn das etwas hämisch klingt, aber so kommt es wirklich bei mir an. Und das hat m.E. auch nichts mit unterschiedlicher Weltanschauung zu tun, sondern einfach mit zu viel Oberflächlichkeit in diesem Text.
In der Hoffnung demnächst wieder Besseres von Dir zu lesen, verbleibe ich mit
bei einem Gedicht wie diesem sollte bei seinen Elementen (Worten und Zusammenhängen) nach stimmiger Bedeutung gesucht werden. Ob die Aussage gut, schlecht, falsch oder richtig ist kommt auf die Interpretation (Auslegung) an. Nachfolgend Erklärungen.
ZitatAls Ich, denk ich, ich bin jetzt hier.
Als Ich, = Erkenntnis der vom übrigen Sein abgetrennten Subjektivität. denk ich = ich ziehe Schlüsse ich bin jetzt (Raum) hier (Zeit) = Der Gedankenschluss ist: Ich befinde mich in der Raumzeit. Das gibt dem Sein im Jetzt auch Sinn. = Hier erkenne ich, dass der Sinn meines Seins die erkennende Wahrnehmung (Bewusstsein) ist. Erkenn betrachtend so das Wir, = Mit Hilfe der Wahrnehmung erkenne ich, dass ich Teil einer Gemeinschaft (das Wir) und mit ihr auch diese bin. das ich in der Erkenntnis bin. = Ich bin, weil ich erkennend wahrnehme (Erkennende Wahrnehmung = Bewusstsein)
ZitatSo wie sich nichts vom Körper trennt,
Diese Aussage ist missverständlich. In der Urfassung (2003) habe ich geschrieben: So wie sich kein Glied vom Körper trennt. trennt sich auch Kenntnis nicht von Geist. = Verständnis wird gespeichert und bleibt bei dem erkennenden Geist (im Gedächtnisspeicher).
ZitatAll das was unser Geist erkennt, ist Wissen das uns selbst beweist.
Unser Dasein beweist sich uns dadurch, dass wir davon wissen, aber von Anderen betrachtet auch dadurch dass in und an uns Wissen (Information) gespeichert ist.
Hier ziehe ich ein Fazit: Ein Geist (Ich = Bewusstsein) ist hier genau wie dort. In Gedanken (Träumen) kann man überall sein auch gleichzeitig. Nichts ist ihm fern oder ihm nah. Er ist nicht an bestimmtem Ort. Geist ist in der Bewusstheit da. Das Ich (Bewusstsein) ruht in sich selbst und ist dort wo es sich hindenkt und empfindet.
Jetzt hoffe ich ein besseres Verständnis erwirkt zu haben, welches das Gedicht auch ein wenig aufwertet.
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