In Posen, die an Akrobatik grenzen, betreiben sie das, was sie Liebe nennen; sie schlucken Feuer ohne anzubrennen und ihre Liebe misst sich in Potenzen.
Ihr Liebe-Machen ist wie Krieg, ein Drängen, bei dem die rohen Triebe dominieren, verfangen im Begehren und Begieren, gleich Feinden, die im Blutrausch sich vermengen.
Sie lieben sich, sich selbst vor allen Dingen, wenn sie umspinnend sich den Spaß bereiten, als Larven im Kokon der Eitelkeiten.
Doch manchmal träumen sie von Schmetterlingen, die sich im Hauch des Flügelschlags berühren und sonnenstrahlentrunken aufwärts führen.
lieber Thomas Dein Sonett liest sich richtig, richtig gut. Du hast hier von einer Liebe geschrieben, die sich nur um die Fleischeslust dreht, die nur durch den Trieb beherrscht wird. Natürlich ist der Mensch ein denkendes Wesen, aber wo die Urtriebe ins Spiel kommen setzt oft der Verstand aus. Ich denke, es war oft wichtig um das Überleben der Rasse Mensch zu sichern. Aber Recht hast Du, es ist sicher nicht die Liebe von der der Mensch träumt. Ich denke, Du hast es hier sehr gut in Worte gefast. Allein mich stört In der 3. Strophe die Klammersetzung. Muß es sein oder ginge es auch mit einem Komma?
ich habe "(sich selbst vor allen Dingen)" von den Klammern befreit. Ich wollte nur, dass man es als Einschub ließt, aber mit Komma sieht es wirklich schöner aus.
Liebe als Freizeitbeschäftigung, oder Passion auf dem Egotrip hast Du hier sehr eindrücklich beschrieben, aber Du hast im letzten Vers auch angedeutet, dass man sich dann doch noch nach etwas Anderem sehnt, etwas was man vielleicht schon mit Füßen getreten hat. Wünschen wir den Akrobaten, dass sie dann doch einmal noch die wirkliche Liebe kennen lernen.
Du hast hier die klassische Form des Sonettes gewählt, die gut zu der Aussage passt. Noch ein kleiner Hinweis: „betreiben sie das, was sie Liebe nennen“ hier muss m.M. nach, das Komma hinter „sie“ stehen. Ich finde es auch gut, dass Du die Klammer weggenommen hast.
Lieber Thomas, dein Sonett geht unter die Haut, es ist wie Musik. Ja du beschreibst die Liebe die keine ist, ein Akt der nur auf eigene Befriedigung ziehlt. Die Liebe als Schlacht, soviel Sex wie möglich, vielleicht noch abhaken mit wie vielen Partnern, lässt nur ein Schlachtfeld, auf dem man nur noch Leid und Unglück findet. Sie erkennen in ihrer Blindheit nicht einmal den Schmetterling der ihnen Heilung brächte. LG Heike
den Liebesakrobaten, Nummernschiebern und -Zählern hast Du es hier gegeben und ihre Trockendockübungen als schweißtreibenden Zeitvertreib entlarvt. Ich musste ein bißchen an die Leibesübungen von Fellinis Casanova denken. In der letzten Strophe würde ich "nur manchmal" statt "bisweilen" schreiben.
Lieber Thomas, ich empfinde Begehren, Akrobatik und wilde Triebe nicht als Krieg, eher als zu einer Liebe gehörend - sowas muss sie aushalten können . Die kleinen "Ausrutscher" sind doch sehr erfrischend . Selbstverständlich verstehe ich, wen du meinst: Jene armen Würmer nämlich, die Begierde mit Liebe gleichsetzen und sich nur dann als vollwertig erkennen, wenn sie mit Quickies, One-night-stands oder was weiß ich, ihre Strichlisten füllen. Wie willst du dagegen angehen? Hier würde ich versuchen, mindestens ein "sich" zu ersetzen:
ZitatSie lieben sich, sich selbst vor allen Dingen, wenn sie umspinnend sich den Spaß bereiten,
Ein sprachlich, klanglich und rundum gelungenes Sonett, das mir sehr gut gefällt . Herzliche Grüße, Heliane.
vielen Dank. Das mit dem Komma könnte so sein, wie Heidi sagt, ich bin mir nicht sicher. Das "nur manchmal" übernehme ich gerne. Ich will aber gar nicht "dagegen angehen" und hoffe, das Gedicht hat keinen moralischen Ton. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich spiele auch ein wenig mit "make love not war" und "sich lieben".
sicher ist die körperliche Fitness auch auf sexuelle Aktivitäten anwendbar, doch wenn die Lust in den Vordergrund tritt wird die Liebe verlieren. Liebe ist nicht Spaß und Vergnügen sondern ein selbstloses Schenken und Helfen. Wenn Spaß und Lust dazukommt, so wie es uns Dein Gedicht zeigt, kann dies jedoch auch gut sein. Das Ende mit dem Schmetterlingstraum gibt dem Gedicht einen guten Abschluss. Gefällt mir sehr gut.
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