Warum, Kind, finden deine suchenden Blicke in den zerlesenen Blättern nicht eine Ringelblume?
Um jener Tage und Stunden zu liebe, als wir uns fühlten. Als Nähe keine Feuerwand aus Nesseln bildete?
Abrechnung!
Ich kenne diese Lust der Bezichtigung, das verletzte Ich, dem alles zuteil wurde, nur nicht ausreichend Zuwendung. Damals vergaß ich den Mistelzweig ins Haus zu hängen. Spürte nicht deinen Hunger nach einem warmen Mahl. Sah nicht einmal das Buch in deinen Händen. Ich sah dich oft Blütenblätter zupfen.
Doch sagen mir viele Zeitzeugen der Jahre, in denen wir glücklich ineinander verflochten unsere Geschichte murmelten, du warst immer mein Kind, ich Siddhartha der Suchende.
Heute verstehe ich dich besser. Auch du hast immer gesucht.
Kannst du nicht das Muttersein und dich selbst und mich retten? Mir - unsere Schneckenhausgespräche verzeihen, die immer auch das Schweigen einschlossen?
Ich wünschte, du fändest die Kraft.

Liebe Ostseemöve,
Du bringst viele Gedanken zum Ausdruck, denen ich nicht ohne Reibung folgen kann. Teils wirkt es auf mich sehr "schwebend".
Einige Fragen sind mir aufgefallen:

Müsste es nicht heißen Um jene Tage...
Das Bild mit der Feuerwand aus Nesseln verstehe ich nicht und auch die Abrechnung ?
das verletzte Ich (,) ?
Nach einem warmen Mahl ?
Das Bild mit dem Blütenblätter zupfen verstehe ich auch nicht ?
ich dachte Siddhartha wäre ein Mann ?

Sicher kannst Du mir alles ganz einfach erklären!
Herzlichen Gruß
Ida

Liebe Ilona,
ich sehe eine Frau die sich an die Kindheit erinnert, nicht die Herzenswärme erfahren hat die sie sich wünschte und die jedes Kind so sehr braucht. Das kann ich gut nachempfinden. Auch Vorwürfe und Selbstvorwürfe kenne ich. Alles kann man nicht verzeihen aber man kann daran arbeiten es besser zu verstehen. Vor allem muss man sich klar darüber sein das ein Kind nie eine Schuld trifft.
Dein Text berührt mich sehr.
LG Heike

liebe Ida
meine Mutter hieß auch Ida. Die Tipfehler versuche ich gleich zu verbessern, danke dafr. Nun zu Deinen Fragen.

Zitat

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Das Bild mit der Feuerwand aus Nesseln verstehe ich nicht und auch die Abrechnung ?

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nun es ist wie Heike schon richtig sagt eine Frau, eine Mutter, die über ihre Fehler ihrem Kind gegenüber nachdenkt. Ihr Kind um Milde bittet.
Nun stehen da also zwei erwachsene Frauen und die Mutter spürt diese Wand zwischen sich und dem Kind.
Die Mutter sieht es als Abrechnung und Schuldzuweisung an.

Zitat

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Das Bild mit dem Blütenblätter zupfen verstehe ich auch nicht ?

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kennst Du das Kinderspiel nicht, wo man Blütenblätter rupft um zu fragen: sie liebt mich, sie liebt mich nicht.
Das Kind wußte nie, liebt meine Mutter mich. Ein schwer zu ertragendes Los.

Zitat

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ich dachte Siddhartha wäre ein Mann ?

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da ist mir auch wirklich ein Fehler passiert. Es heißt jetzt: ich Siddhartha, der Suchende.
Ich habe dieses Bild gewählt, weil eine Frau gespürt hätte, das Kind sucht nach der Liebe der Mutter. Zu dieser Zeit sagt die Mutter heute war sie Siddhartha, der Suchende. Ein Mann der mit dem Kopf suchte und dabei das Muttersein vergaß.

Ich hoffe ich konnte Dir den Text und meine Gedanken erklären.
herzlich Ilona

liebe Heike
Du hast meinen Text so wunderbar zusammengefasst. Vielen Dank für Dein Lob.

herzlich Ilona

Liebe Ilona,
hab Dank für Deine Erklärungen!
Ich finde es dumm, wenn man etwas nicht versteht und sich nicht zu fragen traut.
Ich hoffe, Du entschuldigst das.
LG Ida

liebe Ida
irgendwo gibt es den Spruch
und we nicht fragt bleibt dumm
fürs Fragen brauchst Du Dich nie entschuldigen.

herzliche Grüße Ilona

Liebe Ostseemöve,

eine so tiefe Bindung wie zwischen Mama und Tochter kann ich als Mann wohl nicht ganz erfassen, du zeigst allerdings sehr geschickt was passiert wenn die Beziehung nicht ganz so verläuft wie man es im Rückblick gerne gehabt hätte. Ein spannendes Thema.
In der zweiten Zeile muss glaube ich das Verb durch ein N erweitert werden, also "lieben".
Was mir sehr zusagt sind die vielen Bezüge zur Pflanzenwelt, eine gelungene neue Assoziation für mich ist das Blätterzupfen auf eine anders gewertete Liebe zu übertragen, als das klassische im Feld sitzende Mädl welches einem Jungen nach hängt. Die Blumenbilder in deinem Gedicht sind tatsächlich so reich, dass ich mich Frage warum du spätestens mit dem "Mahl" weg von diesen gehst zu neuen Eindrücken hin, ich glaube ich wäre gerne noch etwas bei den Pflanzen geblieben, vielleicht um zu entdecken, ob sie eine giftige oder heilsame in den Händen hält, von der Mutter vorgesetzt bekommt, oder sie sich selbst sucht. Ich weiss, das sind nicht deine Bilder und ich drifte zu weit ab, aber der Text regt mein Kopfkino zu einer bildgewaltigen Vorführung an.

Liebe Grüße

Derolli

lieber Olli
hab Dank für Deine Ausführungen. Nun warum bin ich nicht bei den blumigen Bildern geblieben? Diese Frage stelle ich mir nun selbst. Ich denke aber dieses blumige, schöne gibt es nur zwischen Mutter und Tochter. Sofern aber die Mutter ihre Kleider gegen Hosen tauscht, selbst zum Suchenden wird verfliegen diese romantischen Bilder. Hinzu kommt, die Tochter wird erwachsen, sieht die Mutter mit anderen Augen. Das unschuldig duftende der Blüten wird mit dem Mahl verschwunden sein.
Nun bittet die Mutter um Nachsicht, geseht ihre Fehler ein.
Es liegt an der Tochter lehren zu ziehen, das Muttersein zu retten und dadurch auch ein Stück eigene Kindheit zu retten.
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Ich schrieb diesen Text vor langen Jahren als Lyriktext. Nun stelle ich fest, als Prosa hat es noch (für mich) mehr Aussage, mehr Kraft.
zu Deinem angemerkten Fehler:

Zitat

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In der zweiten Zeile muss glaube ich das Verb durch ein N erweitert werden, also "lieben".

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Die Zeile hieß zuerst: Um jener Tage und Stunden zu liebe, als wir uns fühlten.
Nun bin ich mir ganz unsicher wie es grammatisch richtig heißen muss.

Liebe Grüße Ilona

Hi liebe Möwe,

Also wenn jene steht, dann bezieht sich für meine Lesart das liebe nicht mehr auf das zu sondern auf die Tage und Stunden, daher zieht es mich zum n. Wenn jener steht, was für mich grammatikalisch korrekt klingt, dann bezieht es sich wiederum auf zu und das liebe wäre somit stimmig.
Außerdem ergibt das damit einen völlig anderen Sinn, nämlich ob man etwas für die Tage macht, oder ob man sie liebt.
Als Prosatext, vor allem wenn er länger ist, hat er wahrscheinlich viele Details mehr und das geht bestimmt mit einer Menge Erinnerungen einher. Kann mir gut vorstellen, dass der Text dann noch ergreifender ist, aber auch so vermag er mich zu rühren.



Liebe Grüße
Derolli

Liebe Ilona,

Zitat

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Warum Komma, Kind, finden deine suchenden Blicke in den zerlesenen Blättern nicht eine Ringelblume?
Um jene Tage und Stunden zu liebe, als wir uns fühlten.
Um jener Tage und Stunden zuliebe, als wir uns fühlten.
oder: Um jene Tage und Stunden zu lieben, als wir uns fühlten.
Als Nähe keine Feuerwand aus Nesseln bildete?
Abrechnung!
Ich kenne diese Lust der Bezichtigung, das verletzte Ich, dem alles zuteil wurde, nur nicht ausreichend Zuwendung. Damals vergaß ich den Mistelzweig ins Haus zu hängen. Spürte nicht deinen Hunger nach einem warmen Mahl. Sah nicht einmal das Buch in deinen Händen. Ich sah dich oft Blütenblätter zupfen.
Doch sagen mir viele Zeitzeugen der Jahre, in denen wir glücklich ineinander verflochten unsere Geschichte murmelten, du warst immer mein Kind, ich Siddhartha der Suchende.
Heute verstehe ich dich besser. Auch du hast immer gesucht.
Kannst du nicht das Muttersein und dich selbst und mich retten? Mir, kein Komma unsere Schneckenhausgespräche verzeihen, die immer auch das Schweigen einschlossen?
Ich wünschte Komma, du fändest die Kraft.

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Ich empfinde diesen Text nicht als lyrisch, als Prosa wäre er sicher besser zu lesen. Es gäbe dann die Möglichkeit, ihn etwas ausführlicher zu gestalten.
Herzliche Grüße,
Heliane.

lieber Olli,
vielen Dank für Deinen nochmaligen Kommentar.
liebe Heliane,
danke für Deine Fehlerkorrektur. Du schreibst:

Zitat

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Ich empfinde diesen Text nicht als lyrisch,

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hier hatte ich den Text schon einmal Lass uns gemeinsam suchen
Ich bin über dieses Wort "empfinde" gestolpert und habe nachgedacht. Die Frage stelle ich einfach mal in den Raum, sie interressiert mich sehr. Hängt Lyrik und Prosa von Empfindungen (also von unserem Gefühl von unserer Wahrnehmung) ab. Ich denke da sagst Du etwas sehr wichtiges. Wenn wir umgangssprachlich vom Lyrischen sprechen meinen wir etwas feinfühliges, etwas was tiefer geht als eine (z.B.) Reportage in der Zeitung. Vor einiger Zeit war ich in einer Gemäldegalerie. Dort sagte eine Frau nach langem betrachten eines Gemäldes. 'In den Farben steckt so viel lyrische Tiefe.' Ich sagte: 'in den Farben spüre ich so weiche Klänge, es ist wie Musik.' Je länger ich aber dieses Bild betrachtete hatte ich auch das Gefühl, diese Frau hat auch Recht. Das Bild spricht mit mir, ich finde in dem Bild nicht nur das dortige Gemälde, ich finde eine ganze Geschichte darin. Können also Empfindungen ganz unterschiedlich wirken? Ich meine JA. Ein Mensch empfindet etwas um reagieren und wahrnehmen zu können.
Nun ist die Wahrnehmung von Mensch zu Mensch ja sehr verschieden. Deshalb denke ich wird auch die Einschätzung was als lyrisch empfunden wird immer unterschiedlich sein.
Ich selbst entscheide mich für lyrische Prosa sobald mich jemand fragt. Sage aber immer, im Grunde meines Herzens ist es mir egal in welche Schublade ein Literaturwissentschaftler mein Werk stecken möchte. Mir ist es wichtig, das Kopfkino einzuschalten oder Bilder zu erzeugen oder zu berühren.
Wie ich lese habe ich es bei vielen geschafft.
lieber Thomas,
habe Dank für Deine Anregungen, zum Teil habe ich sie schon umgesetzt. Über Siddhartha muss ich mir noch Gedanken machen.

liebe Grüße an alle
Ilona

lieber Thomas
der gesamte Text ist aus der Sicht der Mutter geschrieben und so sind auch die beiden Fragen von der Mutter an die Tochter gerichtet.
Verzeih mir meine Nichtantwort vom gestrigen Tag.

herzlich Ilona

Liebe Ilona,
selbstverständlich empfinde ich Lyrik. Ich habe, wie wir alle, einige Sinne zur Verfügung, die ich gezielt einsetze und nutze.
Meine visuelle Wahrnehmung richtet sich beispielsweise auf Tippfehler; meine auditive wird aktiv, wenn ich die Werke laut lese; olfaktorisch, gustatorisch und taktil komme ich natürlich bei Lyrik nicht zum Zuge, aber es gibt noch die Propriozeption - sie bringt Körperempfindungen, die nicht zu verniedlichen sind. Lese ich beispielsweise ein Werk, das angenehme Empfindungen hinterlässt, seien es Bilder, Klang oder die Sprache, dann empfinde ich es für gelungen, für sinnlich.
Dein Werk hat bei mir keine Sinne zum vibrieren gebracht. Darum mein Vorschlag, eine stimmige und aussagekräftige Prosa daraus zu zaubern – das Thema gibt’s her.
Wir haben alle unterschiedliche Wahrnehmungen. Was dem einen Leser gefällt, kann dem anderen Leser erheblich gegen den Strich gehen - thats life. .
Herzliche Grüße,
Heliane.

liebe Heliane
dann sagen wir ja beide das Gleiche.
Herzliche Grüße
Ilona