"Er schlägt uns völlig aus der Art," beklagte sich die Mutter: "Er strebt nach geistigem Besitz und nicht nach Hundefutter!" Der Vater kläffte dann und wann und konnte wenig machen; der Welpe mopste sich zum Mann und packte seine Sachen.
Es trieb der Wissensdurst ihn an, er fand in Theorie, wie man die Welt verbessern kann. In Praxis leider nie! Drum ließ er das Studieren sein, er hatte klar erkannt: Veränderung der Welt allein hat bleibenden Bestand.
Man denke nur, wie selbstlos er für allgemeines Recht bald jeder hündischen Partei wird liefern ein Gefecht; wie er bald allergrößte Tiere geschickt und klug bezwingt und in geheiligste Reviere zum Wohle aller dringt.
Man sieht schon schier wie Mopsefell und kurze Mopsezähne sich wandeln in ein Löwenmaul und würdevolle Mähne.
Doch leider, lieber Leser, leider ging die Geschichte anders weiter. Im trauten Hundehüttenheim, da lebt der Mops seit Jahren mit Mopsefrau und Mopsekind und immer weniger Haaren; mit schlaffem Ohr und feuchtem Aug, der Bauch ist kugelrund.
Auch er – die Mutter hatte Recht – ist nur ein armer Hund. Er kläfft, wenn er die Zeitung liest, beim Kaffee dann und wann: "Erwachsen ist man, wenn man sieht, dass man nichts ändern kann."
Alte Version
Auf den Hund gekommen
"Er schlägt uns völlig aus der Art," beklagte sich die Mutter: "Er strebt nach geistigem Besitz und nicht nach Hundefutter!" Der Vater kläffte dann und wann und konnte wenig machen; der Welpe mopste sich zum Mann und packte seine Sachen.
Sein Wissenshunger führte ihn zur Universität, wo altes Professorenvieh Gedankenwürste dreht. Die Würste wurden ihm serviert in feinster Schweinehaut, die Lehrstoffüllung war püriert und viermal vorgekaut.
Man sagte ihm, in diesem Fraß erschöpfe sich Studieren und schließlich müsse er den Stoff verlustfrei repetieren. Der Mops verschmähte solche Kost. er suchte eignes Essen; nur harte Knochen waren ihm ein gefundnes Fressen.
"Es scheint, er schlägt ganz aus der Art," erklärte der Dozent, "der dünnste Lehrstoff ist ihm fremd, den wahrlich jeder kennt!" Der Mops ließ gern das Studium sein, er hatte klar erkannt: Veränderung der Welt allein hat bleibenden Bestand. Man denke nur, wie selbstlos er für allgemeines Recht bald jeder hündischen Partei wird liefern ein Gefecht; wie er bald allergrößte Tiere geschickt und klug bezwingt und in geheiligste Reviere zum Wohle aller dringt.
Man sieht schon schier wie Mopsefell und kurze Mopsezähne sich wandeln in ein Löwenmaul und würdevolle Mähne.
Doch leider, lieber Leser, leider ging die Geschichte anders weiter. Der kleine und gemeine Mist zieht bleischwer abwärts. Wie ihr wisst, wird hoffnungsvoller Jugendschwung zu oft, zu schnell Erinnerung.
Im trauten Hundehüttenheim, da lebt der Mops seit Jahren mit Mopsefrau und Mopsekind und immer weniger Haaren; mit schlaffem Ohr und feuchtem Aug, der Bauch ist kugelrund. Auch er – die Mutter hatte Recht – ist nur ein armer Hund.
Er kläfft, wenn er die Zeitung liest, beim Kaffee dann und wann: "Erwachsen ist man, wenn man sieht, dass man nichts ändern kann."
Ein Lebenslauf, der sich zu Anfang als sehr vielversprechend erweist, gerade auch weil er sich eigenwillig entwickelt ist sehr hoffnungsvoll. Der Mensch befriedigt sich durch sein Wirken mit welchen er Erfolge erzielt und es dabei besser weiß als andere, was ihm dann auch eine Siegerfreude gibt. Es ist ein freudiges Erfolgserleben, welches auch eine Sinngebung ist. Mit zunehmendem Alter lässt jedoch die Kraft nach und trotz aller Erfolge wird bemerkt, dass nicht alles nach Wunsch verändert werden konnte. Nach dieser Einsicht und der zunehmenden Schwäche kommt die Erkenntnis der eigenen nun schwach gewordenen Stellung in der Gesellschaft. Beim Bedenken dieses Endes kommt Unzufriedenheit auf, was sich dann nicht selten in Unfreundlichkeiten zeigt. Die Aussage gefällt mir sehr gut, besonders auch weil sie mit einem Hundeleben verglichen wird.
Lieber Thomas, eine sehr originelle Idee, das Menschenleben mit dem eines Hundes zu vergleichen. Sehr schön hast Du die Sturm,- und Drangzeit beschrieben, den Aufbruch zu Neuem und wie die Gewohnheit des Lebens dann alles wandelt. Ein gutes Beidpiel dafür sind die 68ziger, die sich schließlich angepasst und ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben. Ich finde aber, dass ein wenig Kürzung dem Gedicht gut täte, damit alles noch spritziger rüber kommt. Liebe Grüße, Heidi
Lieber Thomas, ich kann der lieben Hedi nur beipflichten: Etwas lang geraten. Solltest du kürzen wollen, dann hättest du Platz, der Jugend, dem Sturm und Drang vielleicht etwas mehr Beachtung schenken. Die Idee ist lustig und hübsch formuliert haste sie auch. In ein paar Versen hüppelt das Metrum . Herzliche Grüße, Heliane.
vielen Dank für eure Lesen und Kommentieren. Ich habe das alte Ding, welches in der Tat eine wohlwollende Kritik an den 68ern ist, gekürzt und etwas gekämmt. Die etwas auseinanderfallende Form am Ende finde ich recht passend. Hoffentlich ist es jetzt ok.
Lieber Thomas, ich mußte schmunzeln. Das kommt einen sehr bekannt vor, wenn die Kinderlein (auch ich) sagen, sie wollen alles anders machen wie die Eltern. Mir kamen sofort die rebellischen 68er in den Sinn. (Na die Turnschuhe sind dem Joschka ja noch geblieben). LG Heike
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