geändert und bearbeitet am 19.01.2015

Einsamkeit

Jeden Morgen
geht er durch das Dorf
lebenslänglich
eingelaufen

Er trägt
ein weißes Hemd
seinem Stolz
gebührend

Dann
besucht er
seine Frau
die Liebe
eines Lebens

Er redet
von der Einsamkeit
gießt die Rose
ohne Worte
lacht
und
schweigt

Unablässig
wünscht er sich
zu sterben
um morgen
schon
bei ihr
zu sein

© Jörg Kellermann 2015

Das ist sehr innig beschrieben, lieber Jorsch. Ich konnte ihn mir gut vorstellen, den eingelaufenen Mann und sein Bedürfnis, seine Frau zu besuchen ..Ich habe mich bei diesem Gedicht wiederholt gefragt, nach welchen Kriterien du dich für welchen Zeilenumbruch entscheidest. Es würde mich sehr interessieren ...

Alles liebe

Anna

Liebe Anna Amalia,

schön, dass es Dich berührt hat! Es hat einen Bezug auf einen mir bekannten
Menschen, in meiner Freiheit habe ich die Geschichte erweitert.

Du fragst mich nach meinem Heiligtum, meinen Zeilenumbrüchen?
Ich versuche immer die Aussage, die Mehrdeutigkeit, die Zeile davor und danach
zu bedenken. Jede Zeile für sich sollte eine eigenständige Assoziation bewirken.
z.B. "die Liebe eines Lebens", hier bildet sich der Aspekt durch "eines" nicht "seines",
dass wäre nicht tief genug gedacht. "gießt die Rose" ist einerseits real, doch auch
Methapher ...
Die Interpunktion habe ich nun vollends verbannt, Die Großschreibung von
Hilde Domin geklaut. In anderen Gedichten stelle ich das "und" nicht in die nächste
Zeile, immer dann wenn ich dem folgenden Aussagen mehr Gewicht geben will und
das UND nicht binden soll, jedoch im Fluss nötig ist.

Zitat

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Was Gott verspricht
das nimmt er nicht und
hat es doch genommen

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Ich bin mir sicher, dass ich etwas irre bin, doch ich habe noch so
viele Gedanken, diese Form weiter zu entwickeln, z.Z. interessieren
mich Chiffre sehr, die völlig neue assoziative Räume öffnen.

Lg Jorsch

Nachtrag: Natürlich wie ich es beim lesen betone!