das Gedicht lese ich als Metapher für den Schüler, der die Lehren (den Sinn) des "Er" bis zur Neige in sich aufnimmt, bis er sich selbst nicht mehr wiedererkennt (mit jedem Zug verstarb ich mehr - müsste wohl Schluck heißen), und am Ende ist das Glas leer, es hat ausgedient, der Schüler ist ein anderer geworden, er ist gleichsam "Er" geworden, aber nicht über den "Er" hinausgewachsen. Ein Gedicht auch auf das "Wunder" der Einpassung ins vorgegebene Lebensschema, Neues ist nicht entstanden, das Ich führt nur weiter, was ihm aufgegeben.
Es handelt sich um ein vierstrophiges Jambus-Gedicht zu vier Hebungen mit umarmendem Reim, wobei jeweils in der vierten Verszeile nur drei Hebungen eingesetzt werden. In S2Z1 stimmt es metrisch nicht: "voll Gier", die Betonung liegt auf Gier, nicht auf der ersten Silbe "voll". In S3Z4 gibt es einen metrischen Holper, hier müsste es heißen: "Und merkte selbst es kaum" statt "Und merkte es selbst kaum". In S4Z1 setzt du nur drei Hebungen, brichst aus dem Schema aus, ohne dass das textlich begründet wird.
Rechtschreibkorrekturen: - statt Tag ein Tag aus = Tagein, tagaus - könnt' = ohne Apostroph (überholt nur im Gedicht)
Insgesamt ein ansprechendes Reimgedicht, das aber ein wenig meine Erwartung mindert durch die inhaltliche Aussage: Es bleibt alles beim alten. Eine konservative Sicht, mit der ich mich leider nicht anfreunden kann.
Hallo Emminenz, da merkt man gleich, es steckt ein tiefer Sinn dahinter und jeder mag da seine eigenen Bilder im Kopf haben. So eine Offenlassung mag ich sehr! Was mich stört ist die Werkstoffvermischung. Glas ist ein anderer Werkstoff und hat eine andere Zusammensetzung als Stein. Glas ist ein menschl. Produkt und Stein meist ein Naturprodukt. Verzeih mir meine Nörgelei bitte. Ansonsten mag ich Dein Gedicht sehr. Wenn Du „Krug“ schreibst, hast Du jedoch alle Möglichkeiten offen. Liebe Grüße, Heidi
vielen Dank für Eure Einschätzungen. Priska, Danke für die sehr detaillierten Anmerkungen, vieles von dem, was Du bezüglich des Metrums angesprochen hast, werde ich übernehmen! Die Rechtschreibfehler bitte ich zu entschuldigen. Momentan komme ich nur nachts dazu mein Hobby auszuleben . Die eine Hebung weniger im letzten Vers werde ich aber beibehalten. Kann ich aber nicht wirklich begründen! Faszinierend finde ich Deine Interpretation. Tatsächlich deckt sie sich überhaupt nicht mit dem Thema, von dem ich ausgegangen bin. Ich hatte das Ganze tatsächlich mehr als Liebesgedicht gewollt. Aber das ist ja das Schöne an offenen Gedichten, man kann viel hineininterpretieren. Heidi, Danke für Deine Anmerkungen zu den unterschiedlichen Werkstoffen. Gerade weil ich Deine Meinung zu menschlichem und natürlichem Produkt teile, werde ich das Glas aus Stein weiterhin ein Glas aus Stein lassen .
Liebe gesegnete Grüße Die Eminenz
Das Glas aus Stein
Er schenkte mir ein Glas aus Stein Gefüllt mit nichts als seinem Sinn. Ich nahm es voll Verlangen hin Als wär's schon immer mein.
Tagein, tagaus trank ich voll Gier Aus diesem Glas aus Stein. Wie könnt es jemals endlich sein? Das sagte ich zu mir.
Die Zeit damit war wie im Traum Und loszulassen schwer. Mit jedem Schluck verstarb ich mehr Und merkte selbst es kaum.
Kein Tropfen bleibt nun wahrlich mehr Im harten Glas aus Stein. So liegt es da - ganz nackt und rein Und unermesslich leer.
als Liebesgedicht habe ich deinen Text ja nun nicht gelesen, dazu ist er einfach zu abstrakt. Da wärst du nicht der erste, der seinen eigenen Text nicht versteht. Wenn das ein Liebesgedicht sein soll, verstehe ich zumindest das Glas aus Stein jetzt besser.
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