Ich bin ein Bauer und auch dumm,
das ist an vielem zu erkennen.
Zum Beispiel schufte ich mich krumm,
hab sommers nicht mal Zeit zum Pennen.

Ich führ' die Bücher noch zur Nacht
und repariere die Maschinen.
Ich habe schon mal nachgedacht,
wie andere an mir verdienen.

Die Frau zu finden ist kaum möglich,
denn jede will auch etwas Spaß.
Die Arbeit ist ihr unerträglich,
sie gibt es doch ohn' Unterlass.

Wo andre in den Urlaub fahren,
hänge ich fest an meinen Kühen.
Muss für den neuen Traktor sparen,
um 1000 Dinge mich bemühen.

Zum Wetter muss ich alles wissen,
genauso bei der Pflanzenkunde.
Bin ich beim Absatz nicht gerissen,
schlägt mir der Handel gern 'ne Wunde.

Ich kenne mich im Handwerk aus
und mach das meiste mir alleine.
Schlachte ich mal im eignen Haus,
zieht mir 's Finanzamt lang die Beine.

Viele Berufe muss ich können,
sonst kann ich gar nicht überleben.
Darf mich drum dummer Bauer nennen
und bin verlacht. So ist das eben!

lieber Ullrich
die Bauern sind wirklich nicht dumm, dumm ist nur, sie müssen schuften und schuften
und doch können sie froh sein ihre eigene Scholle zu erhalten.
Ich nenne mich selbst Bäuerin, war aber schlau genug zu erkennen,
Landwirtschaft hat noch nie jemanden Reich gemacht.
herzlich Ilona

Liebe Ilona,
Du warst also auch zu schlau, Bäuerin zu bleiben?
Landwirtschaft hat noch nie jemanden reich gemacht? Ich denke, dass alles Reichtum letztlich auf der Landwirtschaft basiert. Geld kann man nicht essen.
Durch die Landwirtschaft sind viele reich geworden, nur eben der Landwirt höchst selten. Das Pferd, das den Hafer verdient, bekommt ihn nicht.
Zu gern wird das Bauer sprachlich als der Dumme verwendet. Es gibt ebenso dumme Bauern, wie es überall Dumme gibt. Ich mag keine Pauschalisierungen und in diesem Fall besondern nicht.
LG Ulrich

Lieber Ulrich,
Es ist eine grosse Schande für uns, was der Handel ( unter dem Druck der Käufer, also uns ) mit dem wichtigsten Gewerbe der Welt macht. Sie müssen immer billiger produzieren und dabei Qualität liefern. Das geht nur auf dem Buckel permanenter Ausbeutung von Menschenarbeit und der Lebensqualität unserer Mitgeschöpfe, den Tieren.
Wir leben alle auf Kosten der Geschöpfe, die uns ernähren. Wir müssen umdenken. Wir wollen immer nur billig, billig und davon möglichst viel und wer spricht noch ein Dankgebet vor dem Essen, oder denkt wenigstens in Dankbarkeit an das, was er auf dem Teller hat, die Lebewesen, die Pflanzen und Tiere.
Mich fasziniert zum Beispiel das Verhalten der sogenannten "Wilden", die wir für unterentwickelt hielten .
Sie hatten Riten um sich bei den Wesen zu bedanken, die sie schliesslich nach grosser Mühe verzehren durften. "Verzehren" ist auch so ein Wort, über das man einmal nachdenken sollte.
Ich werde für mich Dein Gedicht auf jeden Fall zum Anlass nehmen, wieder etwas bedachtsamer und dankbarer zu werden, was den Umgang mit LEBENSMITTELN betrifft und ihrer Produzenten.
Liebe Grüsse,
Heidi