Still ist ein Geschrei in mir, finde nur das Klagewort; klopft und zerrt und kratzt an mir; hätt ich nur ein Zauberwort!
Lauter wird der Markt um mich, trommelt, rasselt, quasselt, bellt, wirkt auf mich absonderlich, Gott, o Gott ist das die Welt?
Schicksal ist mir Mensch zu sein, Wörter sind mein Bindeglied, Sprachlos bleibe ich allein, lechze nach dem Liebeslied.
Gewidmet Dorothee Sölle Nov. 2011
Vorlage dieses Bildes ist das Gemälde von Edvard Munch - der Schrei - . Ich malte diese Interpretation im Rahmen eines Schulprojekts Mitte der achtziger Jahre.
Lieber Fietje, ein Multitalent also? Bemerkenswert, was du dem Schrei vor fast 30 Jahren hinzugefügt hast. Da warst du noch ein junger Hüpfer, oder ? Das Gedicht ist jüngeren Datums? Es passt ganz hervorragend zum Gemälde. Es drängt, es wütet, erschüttert und tut weh. Frau Sölle würde sich über die Widmung freuen; sie gehört zu den ganz wenigen Kirchenmenschen, die mir uneingeschränkten Respekt abfordern. Ein Gesamtkunstwerk der besonderen Art, das ich gern gelesen und betrachtet habe. Herzliche Grüße, Heliane.
Das Bild ist mir ein treuer Lebensbegleiter und ich finde auch die Emotionen sehr treffend beschrieben. Besonders gefiel mir der Ausdruck " still ist ein Geschrei in mir" - das genau fühle ich beim Anblick dieses Motives. Der Schrei - ein unsichtbares Verzweifeln der Seele - nicht äußerbar, weil der Schmerz sonst alles sprengen würde.
Lieber Fietje, ich verstehe nix von Malerei, doch Dein Bild verstehe ich und es gefällt mir sehr. Ich war schon auf vielen Ausstellungen und habe selten etwas nach meinem Geschmack gefunden. Dein überzeugt mich. Der Text ist sehr passend und rundet das Verständnis gut ab. Das ist zweischneidig. Eine Aussage zu präzisieren, insbesondere durch Worte, kann zugleich die Phantasie einengen. Ich denke, dass Dir der Spagat gelungen ist. In der 2. und 4. Zeile wiederholt sich der Reim "wort". Das mindert zumindest meinen Eindruck, der ansonsten sehr hoch ist. Ich würde über die 4. Zeile nochmal nachdenken. Sehr gern gelesen und gesehen! LG Uller
Das Bild ist ganz große Klasse. Ich bin allerdings auch ein sehr visueller Mensch. Im Bild sehe ich eine Entwicklung des Menschen und eine Veränderung seiner Ausdrucksfähigkeit. Können wir diese Enwicklung in ein paar Zeilen ausdrücken? Sind es nicht nur immer Facetten die wir durch unser Schreiben aufs Papier bannen? Ich bin immer erstaunt, wieviel mehr doch die Malerei kann. Für mich ist es eine echte Hommage an Munch. Dein Gedicht dazu ist im Verhältnis zu der Kraftgewalt des Bildes eine (Bitte sei mir nicht böse) kleine Randnotiz. Nun ich denke, es hört sich sehr hart an und ich hoffe Du bist mir nicht böse. Sicher hast Du einige Gedanken im Gedicht unter gebracht, sehr schöne Gedanken sogar. Sie sind aber durch die Endreime leider ohne Farbe geblieben. Wie soll ich es für enen Maler ausdrücken, ich habe das Gefühl dem Künstler fehlte am rechten Rand die Kraft um das Bild seiner Worte einen inneren Ausdruck zu verleihen. Ich bin mit Ratschlägen immer sehr vorsichtig. Aber ich erlaube mir zu fragen, magst Du versuchen die Endreime ganz weg zu lassen? Magst Du Dich trauen, so zu schreiben wie Du gemalt hast, ganz aus dem Herzen heraus? Ich bin überzeugt, es ergebe einen tollen Rahmen für dieses Meisterstück.
Hi, danke vorweg an euer Interesse und Feedback zu meinen Beitrag. Ich fand das Bild vor kurzem erst wieder und wollte es auf unseren alljährlichen Gartenflohmarkt verkaufen, es wollte aber niemand haben, da kam mir die Idee, es im Musengarten zu archivieren, da es doch so wunderbar zu einen meiner Gedichte passt. Ich muss so 12 bis14 Jahre alt gewesen sein als das Bild entstand. Das Gedicht – stiller Schrei – entstand 2011 und wurde Dorothee Sölle gewidmet, die 2003 verstarb und mich mit ihrem Buch – Mystik und Widerstand >>Du stilles Geschrei<< - beeindruckte. Paste & copy Wikipedia >>Munchs Tagebuch ist im Eintrag „Nizza, 22. Januar 1892“ ein Prosagedicht Schrei zu entnehmen, wobei der ursprüngliche Titel Verzweiflung lauten sollte. Die Tagebucheintragung lautet: „Ich ging mit zwei Freunden die Straße hinab. Die Sonne ging unter – der Himmel wurde blutrot, und ich empfand einen Hauch von Wehmut. Ich stand still, todmüde – über dem blauschwarzen Fjord und der Stadt lagen Blut und Feuerzungen. Meine Freunde gingen weiter – ich blieb zurück – zitternd vor Angst – ich fühlte den großen Schrei in der Natur … Ich malte dieses Bild – malte die Wolken wie wirkliches Blut – die Farben schrien.“ Hieraus ergibt sich die Frage, ob die dargestellte Person tatsächlich schreit oder nur ihr Erschrecken durch den weit geöffneten Mund und die mit den Händen bedeckten Ohren zeigt.<<Ende Wie auch immer Munch es interpretierte, - der Schrei -, ob still oder laut ist Hauptausdruck seines Bildes! Anna a. interpretierte dazu: >>Der Schrei - ein unsichtbares Verzweifeln der Seele - nicht äußerbar, weil der Schmerz sonst alles sprengen würde.<< Man schweigt um den untragbaren Schmerz zu unterdrücken, eine Art der Verdrängung. Aber nur eine Verdrängung, im unbewussten wirkt der Schmerz dennoch und sehnt sich nach Versöhnung. Vielleicht kommt hier der Dichtkunst eine eigene und bedeutsame Rolle zugute, die der Ausdruckskraft der Malerei oder Musik ferner ist, nämlich die Kunst Wörter zu finden, um den unsagbaren die Basis für einen Dialog zu geben. Hat man Munchs Kunstwerk vor Augen, dann sehen wir ein Bild, es spricht Bände, aber es spricht ohne Worte! Mein Gedicht ist sicherlich nur ein kleiner Beitrag um daraus einen verbalen Dialog die Basis zu geben, es erkennt die Sprachlosigkeit gegenüber einer sich schnell drehenden Zeit als Symptom der Einsamkeit und Hilflosigkeit. Mein Bild und mein Gedicht sind als fertig zu betrachten, die Verbesserungsvorschläge eurerseits nehme ich allerdings als Inspiration um ggf neues zum betreffenden Thema zu schreiben. Wenn dem Menschen ein stetes Bedürfnis zur Versöhnung innewohnt und der Schrei demnach ein Symptom eines Missstandes darstellt, dann gibt es auch gegenteiliges, die Wonne! Vielleicht ließe sich Munchs Bild – der Schrei – auch mal als Grundlage nehmen, um im Rahmen einer Gruppenaufgabe zu schreiben. Ich freue mich das Medusa ebenfalls Frau Prof. Sölle verehrt und verweise nochmals auf ihr zum Thema passendes Buch – Mystik und Widerstand >>Du stilles Geschrei<< - (Piper Verlag). Medusa, wenn du mich fragen würdest, warum ich Sölle verehre, dann würde ich schreiben wollen: Sie zeigt uns den Weg von der Sprachlosigkeit zur Sprache und damit zum Dialog der sich außerhalb rein analytischen Denkens abspielt und ein Gefühl der Unsterblichkeit aller Dinge vermittelt. Ihr genanntes Buch, es ist kein Zufall, ist voll mit Gedichten! Den Vorschlag von Ostseemöwe, ohne Endreime zu schreiben, nehme ich dankend auf. Die Metrik beherrschen wir ja alle einigermaßen, warum nicht anfangen und selbst komponieren. Ich meine die Dichtkunst malt nicht nur reine Facetten, reine Oberflächen, sie vermag eher die Eingangstür zu sein für viel Tieferes und ungesagtes. Das ungesagte hervorbringen, das schlummernde wecken, ein Gefühl von Intensität erzeugen, das mag ein Kriterium sein, um ein Sprachkunstwerk zu schaffen. Vorsichtig kritisiere ich also deine Annahme werte Ostseemöwe und meine einigen ist dieses hier bereits mit Bravour gelungen.
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