Im Weltenmeere, ganz allein, fernab bekannter Handelsrouten ragt ein Atoll, nur Fels und Stein, hervor aus den bewegten Fluten und was sie fernher mit sich tragen, es wird an dem Atoll zerschlagen.
Kreisrund umschließt es einen See, der liegt ganz ruhig, wie ein Grab, und spiegelt Freuden und das Weh der Welt in klaren Bildern ab. Dort sitzt ein Mensch und schaut in Ruh' der Welt durch diesen Spiegel zu.
Ob Kinder lachen oder weinen, ob Krieg, ob Frieden, Glück, Gewalt, er sieht es in dem See erscheinen; sein Herz bleibt unbewegt und kalt. Und aus dem Herzen schneidet er sich Stück für Stück – wirft's in Meer.
Prometheus musste seine Leber täglich und unter Schmerzen hergeben, dein Anti-Prometheus gibt sein Herz freiwillig her, aber nicht, um es zu verschenken, sondern um härter und selbstgefälliger zu werden. Er macht mir Angst. Wunderbar zu lesen, mit starken Bildern und einer schrecklichen, bestens erzählten Stimmung.
Eine Frage: In S2 sitzt der Mensch an einem See, der inmitten eines Atolls liegt, richtig? In S4 wirft er sein Herz Stück für Stück ins Meer?
Ich glaub, im allerletzten Vers hat sich ein Fehlerteufelchen eingeschlichen, fehlt hier das 's'?
vielen Dank für die Fehler-Teufelchen-Ausmerzung. Das mit dem Meer und dem See kommt so zustande, dass auf einem Atoll in der Mitte das Meer wie ein See abgeschlossen liegen kann. Oder sehe ich das falsch? Ich war noch nie auf einem Atoll.
Ja, Prometheus musste leiden, weil er ein Menschenfreund war. Ich sehe in der Teilnahmslosigkeit, welche durch die Medienberichte seltsamerweise eher gefördert wird, ein großes Problem, auch für die Betrachter selbst.
Lieber Thomas, was für eine gruselige Geschichte, die allerdings schön von Dir vedichtet wurde. Nur die letzte Zeile, zweiter Teil liest sich irgendwie seltsam. Irgendwie zu kurz.(Find ich). Liebe Grüße, Heidi
ich verstehe nicht so ganz, was du mit zu kurz meinst. Wenn die Fabel fertig ist, sollte das Gedicht so schnell wie möglich enden. Der Schluss bezieht sich (als Gegensatz) auf den Prometheus-Mythos, derwegen seiner Menschenliebe leiden musste.
Lieber Thomas, anscheinend verstehe ich das Gedicht anders. Ich sehe darin - im Gegensatz zur Schöpfung des Menschen durch Prometheus - seine langsame Abschaffung. Er (der Mensch) wird "wegerfunden", indem die menschlichen Eigenschaften stückchenweise ins Meer zurückgeworfen werden (aus dem sie sicher stammen). Mich begeistert diese Geschichte. Auch die Form ist der Aussage angemessen. Sehr gern gelesen LG Ulrich
lieber Thomas ich gebe zu, erst jetzt nach Ulrichs Erläuterungen verstehe ich dieses Gedicht. Es liegt aber nicht am Text, es lag einfach daran, ich hatte irgend eine Sperre im Hirn. Aber nach dem ich es begriffen habe finde ich es richtig toll geschrieben.
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