Der Graureiher wartet still auf dem hölzernen Brückengeländer am See.
II
Aus der Ferne höre ich Taiko- Trommeln. Menschen suchen ihren eigenen Rhythmus.
III
Im Lichthof begrüßen mich Sonnenblume & Co. Eine Bank lädt ein zur Rast.
IV
Haste nie und raste nie, dann hast du nie Neurasthenie. Es ist der Blick, der vom Vorübergehen der Stäbe so müd geworden ist, dass er nichts mehr hält.
V
Mit Johanni kehrt die Wegwarte zurück und säumt blau den Weg zur Pforte.
VI
Mittags wärmt dich ein Heublumensäckchen.
VII
Unter der Dauerdusche – Wassertropfen machen den Weg frei für ungeweinte Tränen.
VIII
Singend in die Woche. Wenn die hohen Sterne kreisen, will der Welten Gott erscheinen. Mit Demut und Achtsamkeit d em Menschen würdevoll zu begegnen, das ist unser Ziel.
IX
Beim Streifen durch die Gemarkung sich auf sich selbst zu besinnen, sich vom Gesang der Amseln berühren zu lassen - das heilt.
X
Wenn es innerlich brodelt und kocht, bieten Keimzumpe und Muschelkalk einen Ausweg. Brutblatt und Meer - Elemente vereint euch!
XI
Medizin und Kunst reichen sich die Hände, entdecken alte Wege neu. Im Ausdruck Eindrücken Raum schenken, Gesundung in Gemeinschaft.
XII
Schaukeln im benachbarten Garten. Lavendelleichtigkeit und Thymiantanz laden ein zum Tautreten.
I Ich mag Kliniken mitten in der Natur. Hier steht eine Klinik und direkt davor ist ein See und viele Bäume. II manche Trommeln können beruhigend wirken und ich frage mich, will ich als Patient diesen Rhythmus? Auf jeden Fall macht es mich neugierig und ich höre genauer hin. III bei dieser Zeile höre ich auf zu lesen, nach eine Bank lädt ein. Ich brauche dort zur Rast nicht wirklich. IV ich muss schmunzeln, ja auch Menschen können sich gefangen fühlen und krank werden. Warum ich schmunzele? Ich denke an den Satz und wie einfach es doch eigentlich ist im Einklang mit sich selbst zu leben. V ein kleiner Fehler, du meinst Wegwarte. Ich liebe dieses blau. VI wir sollten diese Heublumensäckchen vielen Patienten in die Klinik mitbringen. VII eine sehr schöne Zeile, sie bleibt haften VIII bis IIIX ist für mich ein sich Vortasten in sich selbst und Heilung suchend. Ich finde, du hast hier eine wunderbare Blumensprache gefunden und sie mit der Medizin verknüpft. So wie es seit je her üblich und normal war. Sehr schön und zum ganz tief eintauchen liebe Grüße Ilona Im Zusammenhang, frage ich mich, könnte der Titel nicht auch 13 Blicke aus der Klinik heißen? Oder ist dann der Blickwinkel zu sehr eingeschränkt?
kaleidoskopartig gibst du aus dreizehn Blickwinkeln kurze Einblicke in das Klinikwesen und die mannigfachen historischen Therapieansätze der „sanften Medizin“, die nicht immer sanft verliefen… Am besten gefällt mir der pfiffige Spruch zur Neurasthenie, die heute unter Burn out läuft. Allgemeine Erschöpfung kriegt heute wohl jeder, der die Welt ernst nimmt, oder eben sich selbst zu ernst…
Hat mir gefallen sage ich als ehemalig Betroffener, der nun in Selbsttherapie als Insulaner versucht, sich nicht zu ernst zu nehmen Grüße aus Samothraki Karlheinz
ich bin sehr überrascht, da ich nach dem Titel etwas ganz anderes erwartet habe und mit Klinik auch ganz andere Bilder verbinde. Schön, wie du einen sehr persönlichen Gang um und durch eine Klinik mit deinen Gedanken und Gefühlen verbindest und vermittelst. Vielleicht sind diese ja die eigentliche Klinik? Der Blick IV verbindet für mich den Sinnspruch am Anfang als Selbstbeschwörung mit Rilkes Panther. Sehr schön!
du nimmst mich als Leser an die Hand, auf dem Weg in eine besondere Klinik. Viele einzelnen Aspekte beschreibst du so, dass sich bunte und ruhige Bilder entwickeln, die sich zu etwas heilsamen Ganzen verbinden. - Ein schönes Ziel, eine schöne Haltung und ein gutes Beispiel für die von dir gestellte Aufgabe für uns.
das ist eine sehr interessante Frage. 13 Blicke aus der Klinik - ich glaube, dann hätte ich mehr die Geschehnisse in der Klinik im Visier gehabt. So habe ich das Außen dieser Klinik mit einbezogen, da es für mich zum Heilungspozess dazu gehört.
Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung und die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Perspektiven.
in der Tat gibt es sicher sehr viele Kliniken, die ganz anders wirken und mein Blick auf diese Klinik ist auch nur eine Momentaufnahme. Vielleicht sollte ich mal 13 Blicke aus einer Klinik als Patientin schreiben - das klänge ganz anders.
Mir ist dank eurer Rückmeldungen noch einmal klar geworden, wie wichtig es ist, solche Orte in der Kliniklandschaft zu bewahren. Leider nagt auch hier der Zahn der Zeit und im Rahmen von Controlling und Stärkung der Verwaltungen geht auch dort viel verloren. Ich glaube, dass die Menschen unbdingt einen Raum brauchen, in dem sie nicht bewertet werden, sondern im Gegenteil ihre kreativen Potentiale entdecken, ausleben und sich dadurch stärken können.
Liebe Grüße
anna a.
Den Neurasthenie - Spruch habe ich aus dem Buch von Florian Illies 1913 geklaut. Als ich ihn damals zum ersten Mal las, war ich hin und weg davon. Und keiner hat für mich je eine depressive Episode besser beschrieben als Rilke in seinem Gedicht "Der Panther". Deshalb musste ich diese beiden Passagen miteinander verweben.
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