Mandelblüten öffnen ihre Kelche hin zum Licht. Die Natur und alle Tiere wachen auf, es spricht Leben zwischen Sand und Stein, in das Licht zieht's groß und klein. Horch, das Lied der Lerche…
Hoch vom Himmel schallt es heller als der Sonne Schein und das Mühlrad dreht sich schneller, nah beim Storchen Hain. Frösche hüpfen durch das Gras, alles grünt und weißt du was: Frühling will uns laben.
was für ein schönes und hoffnungsfrohes Frühlingsgedicht. Beim ersten Lesen ist mir noch unklar, ob die Trochäen und die männlich-weiblich vertauschten Kadenzen der ersten vier Zeilen als Lutherstrophe durchgehen können. Der Charakter scheint mir gewahrt, vielleicht noch etwas vorwärtsschreitender.
nun habe ich mich soviel mit der Lutherstrophe beschäftigt und dennoch ist mir mit den Kadenzen schlicht ein Fehler unterlaufen. Die Trochäen hingegen wählte ich bewusst, genau wegen der Wirkung die du auch beschrieben hast. Ich warte mal ab, ob es Carlino so zu frei ist. Im Zweifelsfall hätte ich noch die "Osterhoffnung", aus dem Werkstattbereich als reine Lutherstrophe und Kirchenlied zur Wahl. Die würde ich dann lieber zum Glühbirnengedicht wählen, als "Im Licht" umzuschreiben. Denn gerade die durchlaufenden Zeilensprünge haben hier für mich den Reiz, der den drängenden Charakter des Frühlings unterstreicht.
Danke und Liebe Grüße der Sanderling
Das hier wäre die "reine, lutherische Alternative":
Osterhoffnung
Die Stille ruht in klarer Luft, das Klagen ist verschwunden. Sie trugen ihn in eine Gruft, die Alten und die Jungen. Es floh die Angst und Einsamkeit, denn Gottes Tore standen weit geöffnet für den Sohne.
Der Friedensfürst trägt unsre Schuld, er starb in Golgota. Vergebung bleibt der Menschheit huld, wird Ostern uns gewahr. Die Angst verflog, die Hoffnung lebt, hebt an den Blick damit ihr seht, die Liebe strahlt vom Throne.
lieber Sanderling ich empfinde wie du. Da wir ja hier keinem beweisen müssen, wir können eine Lutherstrophe bin ich ganz bei dir. Hier sollte der schöne Inhalt und das Hoffen an erster Stelle stehen. Ich finde es wirklich schön. Liebe Grüße Ilona
Luther- oder nicht, ich bin so frei, es gut zu finden, was sage ich bestens und inhaltlich allemal. Mich erinnert es jedenfalls an „labende“ Gedichte von Matthias Claudius…
der Wechsel der Kadenzen ist wahrscheinlich durch die Trochäen veranlasst, und passt ganz gut.
Es gibt sicher eine Reihe von Möglichkeiten die Lutherstrophe zu verändern. Hier ein Beispiel eines Gedichts aus der Romantk, welches an die Lutherstrophe angelehnt ist. Der Titel ist " Stolze Einsamkeit" und die erste Strophe lautet:
Im Walde, im Walde, da wird mir so licht, Wenn es in aller Welt dunkel, Da liegen die trocknen Blätter so dicht, Da wälz’ ich mich rauschend darunter, Da mein’ ich zu schwimmen in rauschender Flut, Das tut mir in allen Adern so gut, So gut ist’s mir nimmer geworden.
Achim von Arnim
Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (Barock) stammt das "Marienlied", welches Reimschema und Kadenzen der Lutherstrophe hat, aber durchgehend nur drei Hebungen pro Zeile.
Sagt mir, wer ist doch diese, die glänzend herfür geht? Dass ich den Namen wisse, sie gleicht der Morgenröt. Sie kommt herauf von Fernen, geziert mit Mond und Sternen, find' Ruhe zu Nazareth.
danke für deine zusätzlichen Gedanken und Gedichtbeispiele. Der Zusammenhang zwischen den Trochäen und den männlichen Kadenzen scheint auch mir naheliegend. Danke auch für dein Lob der "Osterhoffnung" .
ich bin keine Lutherstrophen -Expertin, also kann ich nur etwas zum Inhalt sagen und der wirkt wie das Licht des heutigen Tages: sonnenstrahlendurchtränkt und erweckend. Das aussterbende Verb "laben" hat es mir besonders angetan.
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