Aufgebrochen liegt der Acker Anfang März, kraftlos ruht der alte Mann im Bett. War die Feldarbeit doch seiner Hände Werk geht nun alles seinen Gang, hin zum Ende.
Flinke Füße, kleine Hände tummeln sich am Tag im Haus um das Sterbebett. Manchmal legt ein Enkelkind sich zu ihm, durch das Fenster weht Narzissenduft.
Mild umsorgt des Bauers Frau seine Tage, tupft mit zarter Hand ihm Kühle auf die Stirn. Lächelnd sucht er sie zu halten.
Der Pfarrer kommt ins Haus und salbet ihn, seine Hände spenden Gottes Segen. Mit den Kranichen zieht seine Seele.
deine Totenbett- und Abschiedsvision hat etwas sehr Tröstliches… Der Sterbende wird liebevoll umsorgt, die Zukunft in Gestalt der Enkel scheint gesichert, die Natur in Form von Narzissenduft und Kranichflug scheint versöhnt und bettet den Sterbenden in ein größeres Ganzes…
lieber Sanderling sollte Abschiednehmen auch heute noch so gelingen? Es wäre jedem Menschen zu gönnen. Diese bäuerliche Idylle wirft natürlich die Frage auf, wie ist das Sterben heute möglich? Was ist zeitgemäß und human? Tröstlich ist dein Gedicht auf jeden Fall. Inzwischen hat sich eine, wie ich finde, eine gute Sterbekultur entwickelt, selbst oft in den Städten. Aber es gibt auch immer noch das Verdrängen des Sterbens, leider. Mir gefällt dein Gedicht sehr. Liebe Grüße Ilona
die Ursprungsidee zu diesem Gedicht kam mir bei einem Spaziergang am späten Nachmittag, vorbei an einem umgepfügten Acker. In meinen Gedanken formulierte sich dann der erste Satz, im Trochäus: "Aufgebrochen liegt der Acker Anfang März...". Solche Gedanken-Sätze spreche ich mir dann oft in meinen Voice-Recorder im Smartphone damit sie nicht verloren gehen, wenn ich wieder aus der Situation heraus bin.
Zuhause habe ich mich dann eher assosziativ weiter leiten lassen. - Vielleicht gesellte sich zum Thema Sterben dann auch die (naive?) Hoffnung, dass es harmonisch geschehen möge. Das Ergebnis seht ihr und ja, mir wäre es durchaus recht so, auch wenn ich kein Bauer bin. - Ich wollte immer schon einmal mit den Kranichen ziehen. Danke für eure wertschätzenden Kommentare.
Tröstlich und friedlich - das sind die ersten Worte, die mir beim Lesen durch den Kopf schossen. Du beschreibst eine Sterbeszene, die sich sicher viele von uns wünschen. Durch den bäuerlichen Kontext bekommt das "Asche zu Asche, Staub zu Staub" einer Beisetzung sowie der Bezug zu den Kranichen einen ganz besonderen Rahmen. Landwirte sähen, hegen, ernten und leben sehr eng mit den Jahreszeiten und der Natur. So nimmt das Leben dieses Bauern für mich einen natürlichen Lauf und so wird das Sterben mit dem Entschweben der Seele mit den Kranichen eingebunden in ein großes Ganzes.
Während des Lesens sind Bilder von Piet Bruigel, aber auch von Paula Modersohn- Becker vor meinem inneren Auge aufgetaucht.
vielen Dank für deine Worte. Gedichte erzeugen Bilder und Stimmungen. Ersteres ist bei dir offenbar mehrfach geschehen. - Mir ist natürlich bewusst, dass das Sterben häufig weniger "rund" abläuft. Doch fleißiger Hände und Herzen Lohn wäre ein solcher Tod schon.
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