Lieber Thomas,

herzlichen Dank für deine Mühe uns den Querzeiler mit seinen Charakteristika näher zu bringen.
Dein Beispiel mit rein männlichen Kadenzen und ähnlich klingenden Reimen ( krank, sank, Hand, Rand ) lässt mich das schwende Element dieser Reimform offen gesagt nicht gut nachempfinden. Dennoch glaube ich, dem besonderen Moment der Querzeiler auf der Spur zu sein. Einfach gesagt, ergibt sich für mich diese Empfindung daraus, dass Reinschema und Hebungen gegenläufig sind. Bei meinen weiteren Versuchen Querzeiler zu schreiben fiel mir eben genau das noch einmal auf. Doch es scheint mir auch davon abhängig zu sein, wie der Inhalt des Gedichtes über die Zeilen getragen wird, bzw. sich erst über die einzelnen Verszeilen hinweg entwickelt. -Unzusammenhängende, kurze Einzelverse mit abwechselnden 5 oder 3, oder auch 4 zu 2 Hebungen, entwickeln dieses Gefühl für mich eher nicht.
Hier noch einmal ein Beispiel von mir, bei dem ich einen über die Zeilen hinweg getragenen Charakter nachempfinde:

Neubeginn

hallo ihr Beiden
nun durch Sanderlings Text habe ich das "Schweben" gespürt.
Erst dachte ich, es ist "nur" der Inhalt der dieses Schweben erzeugt. Aber es sind auch die Zeilen, die hinüber schweben in die nächste Zeile.
Da bin ich mal gespannt wie wir das hinbekommen.
Das bedeutet ja sich einem Thema anzunehmen das eine Schwebe, einen Übergang darstellt, so wie der Neubeginn.
Sehr interessant, vielen Dank an euch beide für die Diskussion.
Liebe Grüße Ilona

Liebe Ostseemöwe,

die Form und das Thema reichen sich dabei sicher die Hand, damit dieses Gefühl entsteht. Vielleicht müssen wir uns auch der Form anvertrauen, in ihrer Verquerheit, und schreiben ohne bereits zu wissen wo es genau hinführt.
Schön, dass du so lebhaft mit uns über die Querzeiler disskutierst. Bin schon neugierig deine zu lesen.

Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber @Thomas,

was denkst du, ist es bei Querzeilern unbedingt nötig sie in vier Verszeilen zu setzen, verlangt dies die Form?
Denn durch den tragenden Charakter der Verse, könnten sich ja auch zwei schön klingende Langverse ergeben. Dann wäre die Form natürlich bildlich nicht mehr zu erfassen; was sie im Vortrag des Gedichtes aber auch nicht ist. Und konmt es nicht eigentlich nur auf den Klang an?

Was für eine interessante Aufgabe , mein Lieber.

Liebe Grüße
der Sanderling

Guten Morgen in die Querzeiler - Diskussionsrunde,

immer wieder habe ich mich beim Befassen mit dieser lyrischen Form gefragt: Muss sich der schwebende Charakter ( ist er überhaupt zwingend schwebend?) im Inhalt widerspiegeln? Nachdem ich nun alle eure Gedichte zu dem Thema gelesen habe, staune ich. Man kann mit Hilfe dieser Form über Lebensthemen philosophieren, kann daraus ein humorvolles Gedicht entstehen lassen oder eine Geschichte erzählen - alles scheint möglich.

Als ich das erste Mal mit der Form experimentiert habe, hatte ich unweigerlich das Bedürfnis, ein abab Reimschema zu verwenden. Das "Querverlaufen" des abba - Schemas deutet somit in meinen Augen weniger ein Schweben als eine unerwartete Wendung an, also eine Unterbrechung eingefahrener Muster bzw. Gewohnheiten. Das heißt, ich würde Menschen diesen Querzeiler empfehlen, die Dinge einmal neu denken wollen.

Ich glaube, das wahrgenommene Schweben könnte in der Tat mit der weiblichen Kadenz verknüpft sein, aber auch mit dem möglichen Inhalt des Gedichtes. Verwendet das Gedicht jedoch Brüche - auch humorvoll wie am Beispiel der Zecke und des Opabauches von Karlheinz - , so decken sich für mich Inhalt und Form perfekt.

Abschließend würde ich im Zusammenhang mit Querreimen tatsächlich eher von einer Pendelbewegung als von etwas Schwebendem sprechen, denn es ist das Hin und ein unerwartetes, anders gereimtes Her, was für mich die Form ausmacht.

Liebe Grüße und danke nochmal an Thomas für den Schreibimpuls

ännchen