Denn er war unser! Mag das stolze Wort Den lauten Schmerz gewaltig übertönen! Er mochte sich bei uns, in sicherm Port, Nach wildem Sturm zum Dauernden gewöhnen. Indessen schritt sein Geist gewaltig fort Ins Ewige des Wahren, Guten Schönen, Und hinter ihm, in wesenlosem Scheine, Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine.
Aus Johann Wolfgang Goethes "Epilog zu Schillers Glocke"
Die Stanze ist eine Übertragung der Oktave aus dem Italienischen und hat im Deutschen entsprechend des "Endecasillabi" der "Ottava rima" Zeilen aus fünfhebigen Jamben mit weiblicher Endung. Die Reimfolge besteht aus drei Kreuzreimen, gefolgt von einem abschließenden Paarreim (abababcc). Friedrich Schiller beschrieb die Form in einem Distichon folgendermaßen: Stanze, dich schuf die Liebe, die zärtlich schmachtende – dreimal Fliehest du schamhaft und kehrst dreimal verlangend zurück.
Da im Deutschen weniger Reimworte existieren, werden statt rein weiblichen Kadenzen oft männliche verwendet, meist für den zweiten Kreuzreim, oft auch für den ersten (wie im obigen Beispiel von Goethe) und manchmal sind sogar alle Kadenzen männlich.
Entscheidend für die Einführung und Verbreitung der Stanze im Deutschen war Johann Wolfgang Goethe. Obwohl er diese Form schon vor seiner Italienreise kennengelernt hatte, griff er sie erst nach der Hochphase der Weimarer Klassik auf, wahrscheinliche erstmals in der "Zueignung" zur Faust:
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten? Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? Ihr drängt euch zu! Nun gut, so mögt ihr walten, Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt; Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
Fortan sprudeln Stanzen geradezu aus ihm hervor. Diese Form schien ihm nun für festliche und gedankentiefe Gedichte besonders geeignet und wird von vielen anderen Dichtern, insbesondere in der Romantik, aufgegriffen. Jedoch nach kurzem Höhepunkt verwenden (seit Mitte des 19. Jahrhunderts) immer weniger Dichter diese schöne Form.
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