ich schaue zu wie die wolken ränder bekommen kormorane nach ihren fliehenden schatten tauchen und der tag als geschmeidiger seeaal hinterm horizont verschwindet
letzte fischer kehren von hungrigen möwen verfolgt zurück ein alter mann bündelt sein tagwerk an geschnittenem schilf und eine junge frau läuft ins meer versinkt in die wellen
ich fasse mir ein herz kraule ihr hinterher doch sie ist längst in den finsternissen der tiefe verschwunden war es nur halluzination eine nymphe auf dem späten weg nachhause
ich lese es nicht ganz ohne Ordnung. Es sind z.B drei gleichlange Abschnitte, d.h. Strophen, welche in Prosa nicht so vorkommen würden. Auch ist die Anzahl der Hebungen relativ gleichmäßig. Ich vermute, dass sie noch regelmäßiger werden, wenn einige Kleinigkeiten verbessert sind.
Helianes Bemerkung zu den Kormoranen unterstreicht meiner Meinung nach, dass man Satzzeichen verwenden sollte. Sie ließt ja nicht oberflächlich, was ihre sonstigen Bemerkungen belegen.
Übrigens klingt meiner Meinung nach "Herz, kraule" etwas unschön.
Alles nur Kleinigkeiten. Insgesamt schöne Bilder und eine interessante Entwicklung.
Hallo Heliane, danke für deinen kritischen Blick auf diesen bildlichen Streifzug durch den Untergang eines Tages am Meer. Was die Bildanordnung bzw. -folge anbelangt, ist das immer eine Geschmackssache, bzw. Intension des Autors oder Leser, die ja durchaus unterschiedlich sein kann. Über grammatikalische Hinweise freue ich mich immer, dient ja mein Textposting genau dem Zweck einer konstruktiven Textarbeit. Versuche mich zu einer klassischen Gedichtschreibweise überreden zu wollen sind aber vergebene Liebesmüh, denn mit diesem Kapitel habe ich schon vor Jahren abgeschlossen, was mich aber nicht daran hindert gewisse lyrische Anklänge in meine Prosalyrik einzufließen lassen. Was S2V3 anbelangt, liegt es neben dem Flüchtigkeitsfehler "die Wellen" statt "den Wellen" vermutlich an der etwas verkürzten Darstellung des "ins Meer Laufens und darin Versinkens der Frau." Vielleicht wäre "und eine junge frau läuft ins meer bis sie in den wellen versinkt" eine Alternative? Danke fürs Interesse und genaue Lesen. LG Perry PS: Ich grabe mal in der Ablage, ob ich noch einen klassischen Gedichtversuch finde.
Hallo Thomas, die Terzettform spiegelt sich auch in der inhaltlichen Gliederung (Einleitung, Haupteil und Ende), ansonsten baue ich in den Lesefluss hin und wieder rhythmische Lautwiederholungen etc. ein, folge aber keiner genauen Hebungsfolge. "Kraule" steht hier für schnelles schwimmen, vielleicht fällt mir noch etwas "Wohlklingenderes" ein. Denke da z.B. an etwas wie "fasse mir ein herz und schwimme ihr hinterher." Was Helianes Anmerkungen zu den Kormoranen anbelangt, betrifft das vielleicht mehr einen möglichen Zusammenhang mit den Fischerboten, was naheliegend wäre und ich könnte dann auf die Möwen verzichten. Mit den Satzzeichen hat das aber m. M. nach weniger zu tun. Danke fürs konstruktive Reflektieren und LG Perry
Liebe Perry, dein Text ist inspirativ, fantasievoll und hat eine eigene Art, die berührt und mir gut gefällt. Bevor ich nun deine Antworten auf Heliane und Thomas Kommentare schon gelesen hatte, schrieb ich ein paar Zeilen in einer mir typischen Variante. - Das dies vergebene Liebesmüh war, habe ich nun lächelnd zur Kenntnis genommen. Letztlich lebe hier die Vielfalt an Möglichkeiten, das ist zumindest mein Credo! Nur falls es interessiert; so sah der Anfang deines Textes in meiner Variante aus:
Amphibische Erfahrung Ich schaue zu wie Wolken Ränder kriegen, und Kormorane tauchend über Schatten siegen, der Tag sich windet und verschwindet, geschmeidig wie ein Seeaal hinterm Horizont, wo sich der Fischer zwischen tausend Möwen sonnt.
Vielleicht nimmst du es einfach lächelnd zur Kenntnis. Ich finde immer schön, wenn aus den Bildern der Anderen Neues in mir entsteht. - Schön, dass du hier gelandet bist.
Hallo Sanderling, ich denke, spätestens bei "wo sich der Fischer zwischen tausend Möwen sonnt." hast Du wohl selbst gemerkt, dass Reime einen oft dazu nötigen, den Pfad des Sinnigen zu verlassen. Spaß beiseite, ich gönne gerne allen, die es wollen, sich an Reimen und Hebungen etc. abzuarbeiten. Ich habe für mich beschlossen, der Lyrik auf anderen Wegen zu begegnen. Danke trotzdem fürs Bemühen und LG Perry
Hallo Thomas, deinen Vorschlag beziehe ich gern in meine Überlegungen mit ein. LG Perry
Hallo anna, ich habe mittlerweile eine überarbeitete Version erstellt, in der einige der Vorschläge eingearbeitet sind:
amphibische erfahrung
ich schaue zu wie die wolken ränder bekommen der tag als geschmeidiger seeaal hinterm horizont verschwindet und kormorane nach ihren fliehenden schatten tauchen
letzte fischer kehren winkend vom fang zurück am strand bündelt ein alter mann das tagsüber geschnittene schilf und eine junge frau läuft ins meer versinkt in den wellen
ich fasse mir ein herz schwimme ihr hinterher doch sie ist längst in den finsternissen der tiefe verschwunden war es nur halluzination eine nymphe auf dem weg nachhause
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