Der Eintritt ist häufig ernüchternd, besonders dann, wenn die Not groß ist und wir nicht die Wahl haben. Das nächst Beste ist einfach selten das Beste, auch wenn wir für dessen Nutzung manchmal sogar Eintritt bezahlen müssen. Doch sind wir erst einmal aus den Windeln rausgewachsen nutzen wir es ja alle mehrmals täglich. Dennoch scheint das WC nicht Smalltalk tauglich zu sein, wie etwa die hippe Bar, die wir im letzten Strandurlaub entdeckt haben, falls wir uns an diesen noch erinnern. Dabei gibt es manch stilles Örtchen, das uns zum Verweilen einlädt, da sich seine Besitzer viel Mühe mit der Gestaltung gaben. Scheinbar soll in all diesen Fällen möglichst viel davon ablenken, dass es auf jedem WC doch immer um das Eine geht. Unsere Ausscheidungen. Die Zeiten des Plumpsklos sind hierzulande gottlob vorbei, weshalb an dieser Stelle das Wasserklosett gerühmt sei, denn hier haben wir nach dem erleichternden Akt die Ergebnisse schnell entsorgt. Der Tiefspüler wird dabei von den meisten Menschen sicher dem Flachspüler vorgezogen. Die Begründung liefert unser olfaktorisches System, welches bestimmte Düfte lieber nur kurzzeitig wahrnehmen möchte. Doch vorerst genug der unangenehmer Details und noch einmal zurück zur Gestaltung von Toilettenräumen. Postkarten aus dem Urlaub schmückten die private Toilette einer früheren Lehrerin. Warum sie uns Schülern überhaupt von ihrer heimischen Toilette erzählte, erinnere ich nicht mehr. Hierfür kann ich mir rückblickend auch keine curriculare Begründung vorstellen. Manch andere verraten gar Lebenseinstellungen per bunter Postkarte an den Klo-Wänden. "Die schlimmsten Fehler sind die, die wir nie gemacht haben". Darüber ließe sich streiten, doch nicht auf dem WC, dazu fehlen dort für gewöhnlich die Gesprächspartner. - Aus dem ersten Frankreich Urlaub erinnere ich meine Überraschung, als ich nicht so recht wusste, wie ich ohne die übliche Schüssel mein Geschäft verrichten sollte; die verwirrten Blicke der Frauen erinnere ich ebenso, als sie an pinkelnden Männern vorbei, "ihre" Toilette suchten. Doch zurück zur deutschen Wirklichkeit. Unsere heimische Toilette z.B., schmücken zahlreiche Fotos vom Meer. Wer träumt sich nicht gerne für eine WC-Auszeit zum Meer? Wogende Wellen und frischer Wind... Tritt man dann wieder hinaus, ist das Notwendige erledigt, aber auch die kleine Träumerei hat ihr Ende. Doch warum schreibe ich das alles überhaupt?
Perspektivwechsel: Eine nüchterne Toilette, kein einziges Bild. Ich musste einige Stufen hochklettern, bis ich das Holzhäuschen erreicht habe, die Tür öffne und hinter mir wieder schließe. Nichts lenkt von dem ab, wofür ich diesen Ort nutzen werde. Alles nötige ist da und es ist sauber, was mich immer sehr erfreut. Doch dann, beim Verlassen des stillen Örtchens kommt die Überraschung. Ich öffne die Tür und grelles Licht blendet mich, als ob ich im Scheinwerferlicht eine große Bühne betrete. Habe ich mich erst an das Licht gewöhnt, stelle ich fest, die eigentliche Bühne liegt vor mir. Das Bühnenbild ist überwältigend. Es strahlt ein tiefes Blau zu mir herüber und ein Rauschen und peitschen trifft mein Ohr. Vögel ziehen kreischend umher. Kinder spielen friedlich versunken. - Ich blicke auf's Meer. Unbeschreiblich, dieser Augenblick und trotz meines Wissens darum eine überwältigende Erfahrung. Er lässt sofort den vorherigen Moment vergessen und wird somit zum eindeutigen Höhepunkt meiner bisherigen wwwc Erfahrungen. - Ich genieße noch ein paar Atemzüge den Ausblick nach meinem Austritt, dann verlasse ich meinen Logenplatz über die steile Treppe und gehe erleichtert und beglückt weiter durch den warmen Sand in Zeeland.
PS. Für alle, die selbst Lust auf diese Erfahrung beim Austritt haben, hier die notwendigen Koordinaten: 51°34'21.7"N 3°30'49.1"E
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