Großer Ärger macht sich heute bei der Gartenarbeit in mir breit, ein Unmut, der über die Befindlichkeit des Missfallens schon weit hinausreicht. Ich denke, damit ist meine Erschütterung hinreichend beschrieben.
Mein ganzer Stolz ist es, die Anlage möglichst (und „möglichst“ weist in ironischer Weise auf ein gewisses Unvermögen hin) unkrautfrei zu halten. Kein albernes Gänseblümchen, dass seine Heimtücke hinter einer vorgespielten Lieblichkeit versteckt, kein aufdringlich gelber, und dadurch provozierend wirkender Löwenzahn, keine dieser hässlichen Ackerblumen hat sich bisher unter meinen wachsamen Augen breit machen können. Auch kein Klee, der mit seinen drei Blättern unbedingt Clown spielen will, ist bisher meinem Scharfblick entgangen.
Wie gesagt, bis jetzt. Kürzlich habe ich beim Jäten bemerkt, dass sich ein Kraut der übelsten Sorte mit einer nie zuvor erlebten Dreistigkeit eingeschlichen hat. An allen Ecken und Enden, hinter, vor und neben jedem Busch sprießt der Hngartl frech aus der Erde. Auf den ersten Blick habe ich festgestellt, dass es sich um den Kriechenden Hngartl handelt, eine abscheuliche Form des Gemeinen Hngartl. Der Hngartl ist nicht nur schwer auszusprechen, noch viel schwieriger ist es, ihn auzurotten. Zudem schmerzen seine stacheligen Blätter weit empfindlicher als sein Name, wenn man sie unbewehrt berührt. Die scheinheilig wohlriechende Blüte, die ihre charakterliche Hässlichkeit mit prächtigen Farben übertüncht, lockt noch dazu schädliches Bienenvolk, besoffen wirkende Schmetterlinge und anderes Ungeziefer in den Garten, auf das man ebenfalls greifen oder treten kann. Der Ausgang des Kampfes, den ich dem Hngartl angesagt habe, erscheint mir, ehrlich gesagt, sehr, sehr ungewiss.
Lieber Ingo, Deine Beschreibung ist so detailgetreu, ich hab Dich direkt vor mir gesehn, samt Deinem Unmut, der sowieso nicht zu übersehen war, eben weil er über die Befindlichkeit des Missfallens turmhoch hinausging. Das Gegrantel dazu hätt ich auch gern gehört, allerdings nicht als Fliege, weder an der Wand, noch sonstwo in Deiner Reichweite, denn ein erschütterter Baumkauz ist unberechenbar und auch, wenn er glaubhaft immer wieder betont, Naturliebhaber zu sein, als Fliege, Hngartl und diverses Ungeziefer muss man jederzeit und überall äußerste Vorsicht walten lassen. Deswegen und auch, weil ich mich als Fliege nur schwer vorstellen kann, muss ich leider auf die Audio Version der Geschichte verzichten und denke mir die Töne einfach dazu.
Sehr gern gelesen und den bunten Stummfilm im Kopfkino abgespult und mir schmunzelnd eins gesummt
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