Der Zauberberg

Kennst du den Berg, den hohen Berg
Im Meer vor Thrakiens Küste?
Auf dessen Gipfel sitzt ein Zwerg
Tut so, als ob er wüßte,

Was in dem Berg, im tiefen Berg,
Verborgen sei an Schätzen.
Das Wasser rauscht, es lauscht der Zwerg
Die Wassermassen wetzen...

Den harten Stein, den edlen Stein,
Und schleifen ihn zu Wannen.
In diese Wannen steigen rein
Und wolln das Alter bannen...

Der lahme Mann, die spröde Frau,
Nackt badend in den Güssen.
Wenn sie ein Weilchen dort verharrn,
Beginnen sie zu küssen.

Mänaden und den Satyrn gleich
Entsteigen sie dem Wasserreich,
Verjüngt-verrückt, aufs Lieben aus,
Ziehn sie in Wald und Flur hinaus...

Trachyt, Granit und Marmelstein,
Hier wird der Greis zum Trüffelschwein:
Die frisch Getauften wälzen sich
Verzückt, verrückt im Wegerich!

Kennst du den Berg, ins Meer entrückt,
Der Mann und Frau so wild beglückt?
Der Zwerg vom Berg, weiß zwar nicht viel,
Doch die Verführung ist sein Ziel

Am Berg der Korybanten,
Den Wissende einst kannten!

Hallo Carlino,
eine entzückende Geschichte. Die Wortwahl ist interessant und gelungen. Der Melodie will sich mein Lesefluss gut fügen. Das Trüffelschwein ist mir als Bild jedoch nicht ganz klar?
Gern und mit Interesse gelesen Günter

lieber Carlino,
ich suche den Kehrreim bei Dir.
Ok es ist sicher: Kennst Du den Berg
Als Kehrreimgedicht ist mir diese Halbzeile in der ersten und letzten Strophe etwas wenig.
Ansonsten mag ich Dein Gedicht sehr. Die Sage von der Verjüngung hat was.

herzliche Grüße
Ilona

Lieber Karlheinz, dein Zauberberg ist Spiel, Spaß und Spannung für Erwachsene, wie das eben Zauberberge an sich haben. Du spielst mit Sage, Zwerg und Berg, ich habe Spaß beim Lesen und spannend ist es auch noch.
LG Heike

Lieber Karlheinz,

wer würde sich nicht gerne verjüngen. Eine schöne Sage, die Du mit Deinem Gedicht auch sehr schön erzählt hast. Den Refrain sehe ich auch in der ersten Zeile der ersten vier Strophen. Danach ist für mich ein Refrain nicht mehr zu erkennen. Dein Gedicht gefällt mir auch wegen der Aussage sehr gut. Meinen nächsten Urlaub würde ich auch gerne bei diesem Berg machen.

LG Hans

Lieber Karl-Heinz,
sehr verlockend, Dein Zauberberg. Allerdings kommt es mir vor, als wären Delphi-nische Dünste vom Berge aufgestiegen und hätten den Badenden dermaßen die Sinne verwirrt, dass sie einem Rauschtraum erlegen sind. Einer hat sich gar für ein Trüffelschwein gehalten. Hoffentlich hat es auch die guten schwarzen Trüffel ergattert.
Schon interessant was man in fremden Ländern so alles erleben kann.
Etwas Schwierigkeiten habe ich mit Deinem Kehrreim. Bei den ersten 4 Strophen kann ich ihn noch nachvollziehen, danach habe ich meine Schwierigkeiten mit ihm.
Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass Du voller Tatkraft und kreativen Ideen aus Deinem Inseldasein/Exil zurück bist und bin gespannt auf neue überraschende Erkenntnisse.
Liebe Grüße,
Heidi

Lieber Karlheinz,
Cranach hätte sicher seine Freude an deinem Gedicht. Du hast aus dem eckigen Jungbrunnen eine romantische Wanne gezaubert, in der wir alle sicher gerne untertauchen möchten. Ist es eine Geschichte aus Samothraki? Ich habe ein paar Bilder gesehen, auf denen hübsche kleine Wasserfälle solche Wannen speisen.
Deine Kehrreime gefallen mir sehr, grad weil sie versteckt und verschlüsselt sind; sie müssen schließlich nicht gleich ins Auge springen.
Sehr, sehr klangvoll, bildreich und mystisch, gefällt mir richtig gut !
Herzliche Grüße nach Lützellinden,
Heliane.

Lieber Günter,

schön, dass Dir das Gedicht gefällt. Der Greis wird zum Trüffelschwein, das heißt, die Fähigkeit des Menschen Pheromone, also Lockstoffe wahr zu nehmen, wird gesteigert!

Lieber Thomas,
vielen Dank, dass Du den spezifischen Aufbau meines Kehrreims so schön analysiert hast!

Liebe Ilona,
schön dass es Dir gefallen hat! Der Kehrreim ist zwar knapp, aber wohl kaum zu übersehen!

Liebe Heike,
Zauberberge be- und verzaubern eben alles und jeden!

Lieber Hans,
Refrain und Kehrreim würde ich nicht unbedingt gleichsetzen! Willkommen auf dem Zauberberg, der zugleich eine Zauberinsel ist!

Liebe Heidi,
die Trüffel, die ich meine, sind nicht unbedingt zum Essen, führen aber gerne zur Steigerung gewisser Empfindungen! Mit dem Rausch liegst Du sicher nicht ganz falsch, der ist aber nicht apollinisch, sondern dionysisch!

Liebe Heliane,

genau die Bilder von Cranach hatte ich auch im Kopf und ja, es ist eine Geschichte aus Samothraki:
der Legende nach wurde Alexander der Große auf der Insel gezeugt, da sich seine Eltern bei den Einweihungen in die Mysterien der Kabiren kennen- und lieben lernten! Du bist hier übrigens die einzige, die meine Kehrreime zu schätzen weiß. Danke!

Liebe Grüße aus Lützellinden Euch allen und vielen Dank

Karlheinz