Eine Stimme flüstert: unaufhaltsam leert sich Stund um Stund der Krug. Diffus zeigen Lichter auf die Tunnelöffnung.
Der Blick zurück mahnt alles zu richten Bilanz zu ziehen Rechnungen auszugleichen Spuren zu legen den Keller zu räumen.
Die Zeit drängt zur Eile. In Liebe möchte ich jetzt alles Lebende umfassen. Traurigkeit mit Firnis überziehen. Solange mein Herz vor Leidenschaft glüht wird nichts auf ewig versinken. Mein letzter Atemzug soll Liebe sein.
Liebe Ilona, mit zunehmendem Lebensalter kommen solche Gedanken, ich kenne das auch von mir. Es sind Gedanken von dem was man noch ausleben will und Gedanken was noch zu richten ist. Sicher wird man nie mit diesen beiden Dingen wirklich fertig. Den Keller ausräumen ist z.B. so ein Punkt bei mir. Ein sehr berührendes Gedicht hast Du hier gechrieben, dass an die eigene Sterblichkeit wieder einmal erinnert. Traurig, aber wichtig. Liebe Grüße, Heidi
liebe Heidi den Keller zu räumen habe ich nicht nur wörtlich gemeint. Sagt man nicht, jeder Mensch hat so seine Leichen im Keller? Ich mache gerade wieder eine Sterbebegleitung. Als ich mich mit der Frau unterhielt und sie fragte, was ihr noch sehr am Herzen liegt, sagte sie mir diesen Satz. Und sie erzählte mir, sie hat 30 Jahre mit ihrem Bruder nicht gesprochen. Eine alte Geschichte und sie möchte sich mit ihm aussöhnen. Für Dein Lob danke ich sehr. herzlich Ilona
wieder sehr schön, sowohl der Inhalt als auch die Form. Wenn man in der Schlusszeile statt "soll Liebe heißen." sagte "soll Liebe sein." wäre das vielleicht ruhiger und bestimmter. Was denkst du?
Liebe Ilona, ein wenig melancholisch und ein wenig hoffnungsfroh - für mich genau die richtige Mischung und mit der kleinen Korrektur kullerrund . Hier
Zitatden Keller zu räumen
frage ich mich allerdings, ob du den Keller wirklich räumen oder nur aufräumen möchtest? Sehr gerne gelesen und überlegt, ob ich vielleicht im Keller verschwinden sollte anstatt mich im Musengarten zu ergehen? Herzliche Grüße, Heliane.
liebe Heliane, nein, in diesem Fall möchte ich den Keller nicht aufräumen. Ich möchte den Keller räumen. Vorallen Dingen möchte ich die dort vergrabenen Leichen endlich los werden.
Liebe Ilona "Solange mein Herz vor Leidenschaft glüht wird nichts auf ewig versinken". Deine Zeilen stimmen mich traurig und geben auch wieder Hoffnung das dies kein Abschied auf ewig ist. Gefällt mir sehr. LG Heike
lieber Jorsch, liebe Heike vielen Dank euch beiden für den Kommentar und das Lob. Für mich ist meine ehrenamtliche Arbeit ein großer Gewinn. Ich fühle immer wieder in Gesprächen, wir müssen leben und uns immer bewußt sein, der Tod steht auch vor unserer Tür. Nein, ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich möchte dann aber gerne eine Hand die mich begleitet und einen guten Arzt der mir die Schmerzen in erträgliche Bahnen lenkt.
erstaunlich, dass eine Enddreißigerin (wenn ich deinem Avatarbild Glauben schenken darf) so innig mit dem Ableben auseinandersetzt. Mir persönlich scheint der Vers “Spuren zu legen“ der eindeutige Hinweis auf die verbleibende Kraft und die Freude am Leben, ein Hoffnungsglanzlicht mit starker Auswirkung auf das Verleben der restlichen Zeit. Insofern ist für mich dein Gedicht nicht zu traurig, sondern eher realistisch, das passt genau.
lieber Olli vielen Dank für das Kompliment. Du übertreibst aber maßlos, ich durfte dieses Jahr meinen 61. Geburtstag feiern. Aber in der Hospizarbeit gibt es auch ganz viele junge engagierte Menschen. Dieses mal war mein lyrisches Ich ganz nah an meiner eigenen Person dran.
das Wort Firnis gefiel mir im Verlaufe deines Gedichtes so gut - warum , ich kann es gar nicht sagen ..Ansonsten schließe ich mich meinen Vorredner an ...
liebe Anna vielen Dank für Dein Lob. Ich freue mich riesig. Ich habe mir für eine antike Truhe Leinölfirnis besorgt. Es ist Staub- und Wasserabweisend und hat, wenn es ausgehärtet ist eine sanfte honigfarbene Oberfläche. Lieben Gruß Ilona
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