----Wir sprechen im Akkord. Wir türmen Wort auf Wort.
-------Der Tag ist immer licht, die Nacht ist Dunkelheit. ---Im Dunkel sieht man nicht, am Tage sieht man weit. Doch nachts erahnt man viel, der Weg bleibt ungewiss. --Im Weg liegt schon das Ziel, er wird zum Hindernis. -----Wir schreiten ständig fort, es steht schon alles fest. ---Man hat nur was man lässt, wir bleiben stets vor Ort. ------Der Weg bleibt ungewiss, im Weg liegt schon das Ziel. ----------Er wird zum Hindernis, doch man erahnt sehr viel. -----Und alles steht schon fest, was sich nicht greifen lässt. -------Am Tage sieht man weit, im Dunkel sieht man nicht. -------Die Nacht ist Dunkelheit, der Tag ist immer licht.
----Wir türmen Wort auf Wort. Wer hält den Sprechrekord?
es sind überwiegend Selbstverständlichkeiten, die Du aber gekonnt und in flüssiger Lesart aufzeigst. Die eingestreuten Mittelreime geben dem Gedicht noch mehr Schwung. Die Wiederholungen passen gut in die Aussage. Insgesamt ein besonderes Kunstwerk, welches mit gut gefällt.
Lieber Thomas, Du bringst mich ja ganz schön durcheinander mit Deinen Verdoppelungen. Den zweiten Teil hast Du da einfach umgekehrt. Ich sag’s ja, es ist schon schwierig etwas Ernstes aus den Alexandrinern zu machen. Ich hätte es übrigens gut gefunden, wenn Du die jeweils 5. Zeile auch noch in einen Reim gebracht hättest. Eine originelle Idee ist es jedenfalls allemal. Sprechübungen habe ich mit Deinen Zeilen noch nicht gemacht, ich versuche es später. Liebe Grüße, Heidi
Du hast mir erzählt Du bist kein visueller Mensch. Hier hast Du nicht nur einen Wortturm geschrieben sondern ihn auch erstehen lassen. Das ist zauberhaft und für mich eine tolle Aufgabenerfüllung. Auch Dein Gedicht kann man rückwärts lesen und von unten nach oben.
Vielen Dank für die Kommentare. Ja, liebe Ostseemöwe, hier musste ich zwar zu optischen Mitteln greifen, um den Trick verständlich zu machen, aber ich lese weiterhin mit den Ohren.
Ich will erklären, warum ich zu dieser seltsamen Lösung der Aufgabe kam.
Im Deutschen (nicht im Französischen, von wo die wohl von den Griechen übernomme Form zu uns kam) hat der Alexandriner ein Problem, welches Friedrich Schiller folgendermaßen beschreibt: "Die Eigenschaft des Alexandriners, sich in zwei gleiche Hälften zu trennen, und die Natur des Reims, aus zwei Alexandrinern ein Couplet zu machen, bestimmen nicht bloß die ganze Sprache, sie bestimmen auch den inneren Geist dieser Stücke, die Charaktere, die Gesinnung, das Betragen der Personen. Alles stellt sich dadurch unter die Regel des Gegensatzes, und wie die Geige des Musikanten die Bewegungen der Tänzer leitet, so auch die zweischenklige Natur des Alexandriners die Bewegungen des Gemüts und der Gedanken. Der Verstand wird ununterbrochen aufgefordert und jedes Gefühl, jeder Gedanke in dieser Form wie in das Bette des Prokrustus gezwängt."
Wie ihr wahrscheinlich auch gemerkt habt, ist es gar nicht so leicht, diesem Prokrustusbett zu entgehen. Da ich keine gute Idee dafür fand, habe ich den Spieß einfach umgedreht und mir gedacht, welcher Inhalt passt denn zu dieser Natur des Alexandriners? Daher die Talk-Show. Inspiriert durch Nichols‘ Geniestreich, habe ich gedacht, warum nicht ein Gedicht, in dem man die ersten Zeilenhälften für sich lesen kann, und die zweiten Zeilenhälften für sich lesen kann, oder aber auch Zeile nach Zeile lesen kann? Das Ganze muss zusätzlich kreisförmig geschlossen sein, d.h. der Inhalt von Partei 1 (erste Zeilenhälfte) zu Partei 2 (erste Zeilenhälfte) wandert. Es wurde am Ende viel Talk geshowd, mehr nicht.
Lieber Thomas, stark, gaaaanz stark! Dieser "Bauplan" gefällt mir und reizt mich, es auch mal so zu versuchen . Schillers Erläuterung werde ich in die Strophenformen aufnehmen. Sehr, sehr gerne und mit großer Bewunderung gelesen. Herzliche Grüße, Heliane.
hier bin ich jetzt überfordert, jedenfalls wenn mich einer auffordert deine Rundumlösung nachzuahmen - daran würde ich scheitern.
Du bist daran nicht nur nicht gescheiteret, sondern jedesmal wenn ich jetzt lese, erkenne ich mehr zusammenhänge - ich habe die Verse in meinem Kopf sooft geteilt und zerstückelt, dass ich sie nicht mehr als Alexandriner wahrnehme, sondern, als .x.x.x-Einheiten. Aber das empfinde ich keineswegs als Schwäche, sondern die von dir entwickelte Form ist ein präzises und feinabgestimmtes Gesamtkunstwerk - Respekt dafür hast du sicher eine Menge Zeit und Hirnschmalz aufwenden müssen. Ganz hohes Niveau!
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