Zwischen beiden Zeilen tanzt ein Wort, übermütig, aber auch verloren, findet nicht den Platz, den rechten Ort, fühlt sich schwach, von keinem auserkoren, lenkt uns hin zu einem kargen Fjord vor den Semikolon- Komma- Toren. Dann spürt’s, wie sich die Sinne langsam weiten, die es beim Auferstehen hilfreich leiten, und ruft” Jetzt gilt’s, I’ll keep it very short!”
deine Zeilen, die später sicher noch zur Freude von uns allen eine Überschrift erhalten , lassen mich zuerst etwas hilflos zurück im Raum dieses Gedichts. Passend zum Titel: "lost in space" = verloren im Raum. Es beschleicht mich das Gefühl, du hast dich diesem Gefühl als Schreibende selbst einfach hingegeben, abwartend, was geschen wird, wenn du den leeren Raum der Zeilen, langsam beginnst zu füllen. Prozessorientiertes Schreiben? Gibt es das? Schließlich bleibt in mir das vage Bild eines Fjords, der seltsamerweise Satzzeichen beherbergt. - Ich lasse mal noch weiter wirken... Soviel also für den Moment.
Schreib uns doch bitte mal wie der Prozess der Entstehung war.
Sanderling, du fragst nach meinem Schreibprozess ... hmmm, ich glaube deine Beschreibung trifft es ganz gut. Es war ca. 22.30 Uhr, ich hatte das gesamte Wochenende konzentriert an unserem Manuskript für die Klinikbiografie der Klinik Lahnhöhe gearbeitet, war davon und den aktuellen Nachrichten noch ergriffen, als ich mich an die Glühbirnen-Aufgabe machte. Tage zuvor hatte ich nach einer ersten Zeile gesucht, aber keine gefunden. Eigentlich wollte ich über eine Frau mit beeindruckendem Vollbart schreiben (nein, nicht gender-fluid, sondern tatsächlich genetisch eine Frau), doch über eine dritte Zeile bin ich nicht gekommen.
Da fiel mir plötzlich obige erste Zeile ein und von da ab, habe ich mich von Zeile zu Zeile gehangelt. Als der Fjord plötzlich auftauchte, sah ich die Kommata und Semikolons vor mir und dachte, fahren Worte nicht manchmal wie Boote in einen Fjord, wenn sie abrupt einem Komma begegnen? So entstand die Semikolon-Komma- eigentlich noch Wort - Connection udn ich dachte wieder daran wie Kommata den Sinn von Sätzen beeinflussen und verändern können
Der Mann sagt, die Frau kann nicht Auto fahren. Der Mann, sagt die Frau, kann nicht Auto fahren.
Ja, so kann das Landen im Fjord den Sinn eines Wortes weiten... Der letzte Satz sollte eine knappe Zusammenfassung meines Denkens sein - der gesamte Schreibprozess spielte sich innerhalb von 15 Minuten ab. Am nächsten Morgen habe ich das Gedicht noch einmal überflogen, hier und da etwas geändert und dann hier eingestellt.
Ich danke euch für eure Rückmeldung und habe mich über das "verspielt" von Thomas gefreut, denn genau das trifft es...
Liebe anna, herzlichen Dank für deine offene Beschreibung der Entstehung deiner Verse. Wie toll! Wenn wir es zulassen, dass Bilder und Worte uns anfliegen, scheint es immer noch weiter zu gehen, auch wenn wir uns scheinbar in einer Sackgasse wähnten. Sehr ermutigend für meinen nächsten Blackout beim Schreiben. Danke!
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