Der breite Fluss zieht seine Kreise, mal ufernah, mal uferfern, und wenn die Wellen abends leise das Tuckern fremder Kähne hören,
wenn mich die Glocken auf dem Werth erinnern an verblichene Zeiten, an Henrys ungestümes Pferd, beginnt die Lyrik auszuschreiten, die mich nur selten noch beehrt.
Ich lege meine Träume sacht hinein in jenen breiten Fluss, in einer Flasche wohl bewacht, verschollen jeder Überdruss.
So schick ich sie auf eine Reise mit ihrer Flussgedankenwelt. Ich halte inne und lobpreise die Wogen unterm Himmelszelt
Hallo anna, ich nehme an, es ist der Rhein gemeint (Werth, Kaiserswerth). "mit Henrys ungestümen Pferd" kann ich aus dem Stand nichts in Verbindung bringen, aber die Sehnsuchtsstimmung (Flaschenpost etc.) kommt trotzdem gut rüber. Konstruktiv habe ich Vorstellungsprobleme mit "der Fluss zieht seine Kreise", da sind wohl eher (Kreis)Wellen gemeint. Gern Hineingespürt und LG Perry
vielen Dank für das Hineinspüren. Das Gedicht entstand - übrigens inspiriert von Mascha Kalékos (wie kann man eigentlich den Akzent anders herum setzen?) "Mann im Mond" - bei einem Spaziergang am Rhein. Ich beobachtete den Fluss und seine Kreise und habe tatsächlich überlegt, ob ich das so sagen kann "der Fluss zieht seine Kreise", denn so habe ich es in dem Moment empfunden. Mal sehen, was die anderen dazu sagen.
Mit Henrys ungestümen Pferd wollte ich an die wilde Sturm und Drang Zeit der Jugend erinnern.
wieder ein schönes und stimmiges Gedicht von dir. Dass ein wildes Pferd, was ja sehr eindrucksvoll sein kann, in Errinnerung kommt, finde ich ganz natürlich.
Mir ging es mit den "Kreisen" aber auch genau wie Perry. Meine Idee ist "geht auf die Reise," (oder ähnlich) statt "zieht seine Kreise," zu sagen, was auch eine Verbindung zur letzten Strophe schafft.
Am besten gefällt mir die fünfzeilige Strophe, und ich frage mich, ob man nicht auch die letzte Strophe fünfzeilig gestalten könnte.
Liebe Grüße Thomas
P.S.: Ich habe gerade noch eine Idee für die Schlussstrophe bekommen, welche die Errinnerung(swellen) mit der Himmelsbewegung metaphorisch verbindet.
So schick ich sie auf eine Reise mit ihrer Flussgedankenwelt. Ich halte inne und ich preise die Wellen unterm Himmelszelt und diese Welt, geführt im Kreise.
dein Gedicht, vom Fluss der seine Kreise zieht, wird für mich vor allem von einer sehr sanften Stimmung eines Dialogs in und mit der Natur getragen. Ich finde er kann Kreise ziehen. Das beobachtete ich zumindest auch schon häufiger auf seiner Oberfläche, ausgelöst von Strudeln. Vielleicht ist das ja auch im übertragenen Sinn bedeutungsvoll. Ein Fluss ist in Beweung und reißt uns mit, mit seiner Lebendigkeit. Bringt auch uns wieder in Bewegung, löst vielleicht, was sich in uns angestaut hat. - Genug der Interpretation, liebe anna. Ein sehr schönes Gedicht.
vielen Dank für eure Kommentare, die ich nun ein paar Tage habe in mir sacken lassen. Die Idee, die letzte Strophe mit 5 Zeilen enden zu lassen, finde ich sehr gut, leider ist mir bisher nichts passendes eingefallen.
Ich bin froh, dass Sanderling auch der Meinung ist, dass ein Fluss Kreise ziehen kann, denn den Passus möchte ich nicht ändern.
So bleibt es jetzt bei dieser lyrischen Flussbeobachtung so lange bis ich wieder eine andere Idee dazu bekomme.
Liebe anna a. Bitte lass die Kreise wo sie sind. Ein schönes Gedicht mit seiner Leichtigkeit und ich habe mich nicht einen Augenblick gefragt ob die Kreise dort passen. Sie passen zu jedem lebendigen Wasser. Liebe Grüße Ilona
Vielen Dank, liebe Ilona. Im übrigen musste ich gestern nach Sanderlings Kommentar an Rilkes Gedicht „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen….“ denken.
Vielen Dank für deine Betrachtungs - und Leseweise.
bitte sieh es nicht als Erbsenzählerrei, wenn ich nochmals auf "der breite Fluss zieht seine Kreise" eingehe.
Sanderling sagt: "Das beobachtete ich zumindest auch schon häufiger auf seiner Oberfläche, ausgelöst von Strudeln." Und Ostseemöwe: "Kreise passen zu jedem lebendigen Wasser." Dem kann man gut zustimmen.
Die Aussage ist also, dass der Fluss Wasserkreise (Strudel) bildet, was ja auch zu " mal ufernah, mal uferfern," passt. Das ist offensichtlich das Bild, welches du vor Augen hast.
Es steht aber nun mal in der ersten Zeile nur "der Fluss zieht". Das macht es mir schwer dein Bild zu erkennen. Wenn du statt "seine Kreise" sagen würdest "Wasserkreise" oder "Wirbelkreise" oder "Strudelkreise" oder vielleicht auch nur "kleine Kreise" (im Unterschied zum "großen Fluss" ) stünde das Bild klar vor den Augen des Lesers.
Vielen Dank nochmal für deinen Hinweis. Seit über einer Woche denke ich über die offensichtlich unterschiedliche Bedeutung bzw. Lesart der ersten Zeile nach. Kann es sein, dass du sie so liest, als drehe der Fluss in seiner Gesamtheit einen oder mehrere Kreise? Ist nicht durch das “ufernah” und “uferfern” klar, dass ich Strömungs bedingte Kreise meine?
Ich finde es gut, dass du so genau auf die Wortwahl achtest, denn ich möchte etwas Bestimmtes mit der Metapher ausdrücken- das Leben innerhalb des Lebens.
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