F.B. - ein literarisches Rätsel

Sie saß in ihrem Kämmerlein
und schrieb sich ihre Finger wund -
noch spät unter dem Mondenschein -
für K. , er war allein der Grund.

Ihr Herz hing an den Parlografen,
die sie verkaufte nah und fern
und konnte sie - wie oft - nicht schlafen,
so schrieb sie Briefe an den Herrn.

Sie hoffte und sie betete,
dass er baldmöglichst zu ihr käme.
Selbst, wenn er sich verspätete,
war sie beglückt, als er mit Häme

auf alles Sinnenfrohe blickte.
Sie träumte sich das Leben schön,
wenn er sein Omelette mäkelnd pickte.
Er konnte nur das Grauen sehen!

Sein Liebchen, das hieß schwarze Tinte
auf blassem Grund, möglichst bei Nacht.
Das Leben selbst war eine Finte,
die lauthals seine Lust verlacht.

Und dennoch waren sie verlobt,
die Hochzeit schwebte still im Raume,
als seine Lunge blutig tobt,
wars aus mit ihrem Liebestraume.

Wer ist’s- das frag ich in die Runde,
wer ist dies Weib und wer der Mann,
der einst versprach aus vollem Munde,
dass Liebe nichts mehr trennen kann.

© anna.a

Lieber Thomas,

auflösen möchte ich das Rätsel noch nicht, denn erst sollen alle anderen raten. Inspiriert wurde ich dazu vom Lebensgeschichte- Rätsel in der Zeit, das ich leidenschaftlich gerne löse.

Liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,

die Initialen F.B. und das Schlüsselwort „Parlograph“ ergeben die Auflösung, die schon Thomas herausgefunden hat: die doppelt Verlobten..,
Eine sehr schöne Idee…

Herzliche Grüße aus Frankfurt
Karlheinz

liebe anna
ich bin mehr als begeistert. Auch wenn es Jahre her ist das ich über Franz Kafka las.
Es geht hier natürlich um Felice Bauer.
Eine wirklich tolle Geschichte.
Liebe Grüße Ilona

Liebe anna,

das hätte ich alleine nicht rausbekommen. Aber, nichts desto trotz, eine super Idee, gut umgesetzt und eindeutig eine neue Balladenvariante.

Liebe Grüße
der Sanderling

Liebe anna,

etliche Kafkawerke schmücken meine Regale und wurden auch sehr gerne von mir gelesen,
dennoch hatte ich mir nur am Rande mit seinem Leben beschäftigt. So gebe ich ehrlich zu,
ich hätte mich auf die Spurensuche begeben müssen, um des Pudels Kern zu finden.

Gelungene Idee, sehr schön in balladige Worte gefasst.

Liebe Grüße
Clara

Lieber Carlino, Sanderling, liebe Clara und Ostseemöwe,

ja, ihr hattet recht, es handelt sich um Felice Bauer und Franz Kafka. Ich habe gerade den Roman von Unda Hörne "Kafka und Felice" beendet, der von diesem Liebespaar erzählt, dass ein Paar und doch kein Paar war. Zwischen 1912 und 1917 waren sie zweimal verlobt, die gesamte Zeit über waren sie durch Briefe miteinander verbunden, doch er lebte in Prag und sie in Berlin. Gesehen haben sie sich daher nur selten, kennengelernt haben sie sich über Max Brod, der ein Freund Kafkas war.

Mir gefiel in dem Buch der besondere Blick auf die Beziehung der beiden, aber natürlich auch die Schilderungen der damaligen Zeit und vieler Plätze und Straßen Berlins.

Den Hinweis mit dem Parlografen habe ich eingebaut, damit es einfacher wird, die beiden zu erraten. Denn diejenigen, die das Paar nicht kennen, hättet einfach nur F.B. und Parlograf bei google eingeben müssen, da wäre sicher sofort Felice erschienen. Sie hat damals bei einer Firma gearbeitet, die dieses Gerät - ein Vorläufer des Diktiergerätes - sehr erfolgreich verkauft hat.

In diesem Sinne danke ich euch allen, dass ihr euch auf das Balladenrätsel eingelassen habt. Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich es vielleicht nochmal wiederholen werde. Wer weiß..

Liebe Grüße

anna a.