Blutrausch am Busento
Von Platen und Schiller verbraten

Nächtens am Busento von Constanze nuckeln kleine Luder.
Könnt euch passen, Blutsaftsäufer, lauft nur bloß nicht aus dem Ruder!
Auch am Bauch hinauf, hinunter, lasst das Saugen besser bleiben,
denn das führt doch stets zum Jucken, Kratzen, später auch zum Reiben!
Allzu früh und fern der Heimat muss frau sich´s gefallen lassen,
dass in blonden Mädchenlocken hausen Flöhe gleich in Massen?
Auch am Rande des Busento saugen Tierchen um die Wette.
Um den Blutstrom abzufangen, bilden sie ne Eimerkette.

Gefahrvoll bleibt´s, das Weib zu necken, sei ´s auch nur im Blutsaugwahn
schrecklicher wirkt noch der Schrecken, bricht blanke Wut bei ihr sich Bahn:
Die Schlange sticht nicht ungereizt, so können Fraun nicht leben!
Wem ´s Blut am Busen nicht mehr reicht, taucht ab nach unten eben...

Lieber Karlheinz,
ein Cento zu schreiben war für mich erst einmal eine große Herausforderung. Zehn Gedichte als Grundlage, was nimmt man da heraus? Warum beginne ich so mit dem Kommentar über dein Cento? Ganz einfach, es liest sich nämlich wie aus einem Guss, ist witzig, wie so oft bei dir, und von einer gekonnt gesetzten Gedichtform. - Fast kann ich es nicht glauben, dass es ein Cento ist. Klasse!
Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

Danke, es freut mich sehr, dass du es als gelungen einschätzt!

Liebe Grüße aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
aus welchen Gedichten hast du denn dein Cento geschrieben?
Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

kleine Hinweise habe ich ja schon oben gegeben: Werke von von Platen und von Schiller, und zwar als Basis "Das Grab im Busento"'und diverse Zitatspolien von Schiller, die zu Geflügelten Worten wurden, aus der Glocke usw.

Liebe Grüße
Karlheinz

Lieber Thomas,

in der Tat ist das stark und erschreckenderweise wieder so aktuell, dass man Angst bekommt...die Losung zur Gewalt ist längst angestimmt, das Gute räumt den Platz dem Bösen...

Danke für das ausführliche Zitieren, das muss man ausposaunen!

Liebe Grüße aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Carlino,

ich finde es sehr bemerkenswert, dass Schiller als Basis für Centi (ist das der Plural von Cento) hier so häufig auftaucht. Eignet er sich besonders gut für diese Art der Collagierung?

Wenn du mir nicht die Gedichte genannt hättest, auf die du dich beziehst, hätte ich gedacht, dass dieses Gedicht Wort für Wort aus deiner Feder stammt. Was sagt mir das? Darüber denke ich noch nach und würde gerne mal deine Meinung dazu hören.

Liebe Grüße und danke ...

anna a.

Liebe anna,

hier habe ich ja auf der Basis von Von Platen Schillern verbraten. Bei Platen war es das ungewollt Witzige, was mich zur Persiflage ermuntert hat, bei Schiller, die vielen Sprüche, die zu geflügelten Worten geronnen sind. Geflügelte Worte, die auf Schiller zurückgehen, gibt es ja massenhaft. Das liegt wohl an seiner prägnanten Sprache und den allgemeingültigen Inhalten. Besonders fruchtbar in dieser Hinsicht ist sein Wilhelm Tell...

Übrigens habe ich keine der Spolien wörtlich übernommen, sondern immer verändert und eingepasst, das erklärt vielleicht, warum das Ganze wie aus einem Guss erscheint, obwohl es doch nur ein Aufguss ist!

Liebe Grüße aus Samothraki
Karlheinz