Mich kümmert nicht, dass mir mein irdisches Geschick kaum Irdisches hat zugemessen, dass jahrelange Liebe in dem Augenblick des blinden Hassens ist vergessen: Ich klage nicht, weil andre Herzen einsam sind doch, Liebe, glücklicher als ich; nur, dass mein Schicksal dich so grämt, das kümmert mich.
P.S.: Übertragung des Gedichtes "To" von E.A.Poe
To __
I heed not that my earthly lot Hath – little of Earth in it – That years of love have been forgot In the hatred of a minute: – I mourn not that the desolate Are happier, sweet, than I, But that you sorrow for my fate Who am a passer by.
mit ‚in it - minute‘ und ‚desolate - for my fate‘ hat Poe Reime geschaffen, die wegen ihrer Eleganz schwer zu übertragen sind. Das ‚who am a passer by‘ vermittelt mir auch noch den Aspekt, dass das LI nur kurz oder zumindest nur eine gewisse Zeit Teil der angesprochenen Person ist. Womit für mich das ‚in a hatred of a minute‘ unglaublich an Gewicht gewinnt. Zumal dieser Vers klanglich auch extrem ausgefeilt ist. ‚Hatred‘ und ‚minute‘ ergänzen sich ja klanglich ausgesprochen gut.
Wer ‚To‘ übertragen möchte, hat sich eine gigantische Aufgabe rausgepickt, du hast das natürlich sehr gekonnt getan, im Vergleich zu deiner Übertragung von ‚to science‘ trifft sie für mich allerdings nicht so genau, das Original. Was aber garnix macht, das ist mir nur so nebenbei aufgefallen.
vielen Dank für deine interessanten Beobachtungen. Poes Gedicht ist primär ein Liebesgedicht, welches durch die Frage der Vergänglichkeit erhaben wird. Die Liebesbeziehung besteht trotz der angesprochen Probleme in der "hatred"-Zeile weiter, denn sie leidet mit ihm, was ihn wiederum traurig macht. Das Gegenüber ist mindestens so wichtig wie das eigene Selbst, also Liebe. Poe gelingt es, durch die Anfangs- und Schlusszeile diese mit der Frage der Vergänglichkeit zu verweben, und dem Gedicht damit einen elegischen Charakter zu verleihen, der über die Gefühle einer "normalen" Liebesbeziehung hinausgeht. (Siehe auch Liebe - Tod in The Raven! ) In der Übertragung habe ich den "Vergänglichkeits-Bogen" nicht so schön spannen können, da hast du Recht.
Liebe Grüße Thomas
P.S.: Vielleicht könnte man statt "nur, dass mein Schicksal dich so grämt," schreiben "nur, dass mein flüchtig Los dich grämt,", um das "passing" anklingen zu lassen.
„Flüchtig Los“ fand ich eigentlich sehr treffend für ‚sorrow fate‘. Ich weiß nicht recht ob es jetzt stärker ist als vorher, denn ‚flüchtig los‘ ist eine detailliertere Beschreibung ( ein stärkeres Synonym sogar) als Schicksal. Auch wird das Füllsel ‚so‘ so vermieden.
Wenn ich mir recht überlege erfüllt ‚flüchtig‘ eigentlich sogar das was ich scheinbar beim obigen Kommentar nicht so gesehen habe, die kurzzeitige Anwesenheit. Das war schon ganz ausgezeichnet, weiß auch nicht wieso ich es geschmälert dargestellt haben, wahrscheinlich weil die Übertragung für to sience so mächtig ist.
durch Rollis Ausgrabungstätigkeit bin auch ich endlich auf deine gekonnte Übertragung gestoßen und, was soll ich sagen, ich hab es ebenfalls versucht:
Was kümmert mich mein Erdenlos, kaum Ird´sches es doch prägt, dass Liebesjahre folgenlos, wenn jäh sie Hass zerschlägt: Beklag auch nicht, dass Elende sind glücklicher als ich, bedrückt´ mein Los dich, Liebende, das freilich quälte mich!
Liebe Grüße an dich und Rolli aus Samothraki Karlheinz
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