In einer Stadt - vielleicht in Frankfurt, Wo viele Leut ihr Geld riskieren, Stand einst ein hungriger Vagant Und mußte ganz schön frieren.
Dumpf wawat sein Elektrobass Durch Einkaufsparadiespassagen. Das macht den Bankern heute Spaß, Ein Lächeln gleitet über die Visagen Der sonst so spröden Broker.
Ein schmachtend Lied der Liebe Für E. von Orpheus ausgedacht, dient hier als lauer Joker. Doch wer bezahlt des Sängers Miete? Und zu Hause setzt es Hiebe!
Zurückgekehrt zu Eurydike, Schwingt die das harte Nudelholz. Ihr Instrument, ihr ganzer Stolz Saust nieder auf Orfeos Rübe!
Als dieser, ohne Geld, das er versprochen Zur Tür herein wankt, nach vier Wochen, Kennt jene kein Erbarmen mehr, Behandelt Orpheus gar nicht fair.
Orfeo endlich fasst nun Mut. „Du rasend´ Weib“, schreit er, „Du meines Lebens Bürde!“ Und er, verletzt in seiner Manneswürde, Berauscht von seiner aufgestauten Wut,
Tut, was so mancher Mann dann tut. Er schlägt zurück mit wilder Kraft, Versetzt ihr einen zügellosen Stoß. Aus ihr entweicht des Lebens Saft,
Sie fällt, er klagt und sinkt in den noch warmen Schoß.
Was war das nur, was ihn hier trieb, Dass er nach seinem Weib so hieb, Dass sie, die er geliebt wie nie ein andrer, Durch seine Schuld für immer aus dem Leben schied?
Gehetzt von Scham, vom Gram gebeugt Wird O. zum steten Wand'rer Und singt auf ewig nun sein tragisch Lied von seiner Lieb, Die er verlor durch einen einzgen unbedachten Hieb.
Solang er singt in seinem Wahn, Sieht er sein Weib sich wieder nah'n, Doch hört er auf mit dem Gesang, Entschwebt sie ihm sein Leben lang.
Lieber Karlheinz, die Lyra durch einen Elektrobass zu ersetzen, kann auch nur dir einfallen! Die Idee, die Beiden in die Neuzeit zu versetzen, gefällt mir sehr gut . Trotzdem ist mir dein Gedicht zu lang, es könnte ein paar Kürzungen gut vertragen; zudem liest es sich ziemlich schwer durch die knirschenden Reime und die unterschiedlich langen Verse. Eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen. Um das Füllsel „so“ in S8 V2 zu umgehen, könntest du den Vers ganz locker ändern: Dass er nach seinem Weibe (so) hieb, Herzliche Grüße, Heliane.
Liebe Heliane, du hast mit Deiner Kritik sicherlich recht, aber ich muss folgendes zur Erklärung anführen: Das schon recht alte Gedicht, das ich kürzlich noch mal etwas überarbeitet habe, folgt in groben Zügen dem Schillerschen Gedicht "Pegasus im Joche" und lehnt sich stark an dessen freie Rhythmen an. Auch die überlangen und ungleichmäßigen Verse und Zeilen haben das genannte Werk zum Vorbild. Überhaupt handelt es sich ja um eine Ballade, deren Hauptmerkmal die Ausführlichkeit und Länge ist. Deinen Vorschlag mit dem Weib(e) übernehme ich dankend! Ganz herzlichen Dank für Deinen Kommentar und die Vorschläge und liebe Grüße von der Insel, auf der es jetzt endlich mal regnen soll Karlheinz
PS. gerade habe ich bemerkt, dass ich Deinen Vorschlag doch nicht übernehmen kann, da, wenn man es nochmal richtig liest, das "dass" von "so" abhängig ist!
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