Wenn stetes Lob den Anspruch schwächt, entsteht daraus mehr schlecht als recht, ein selbstgefälliges Verharren der Narren auf ihrem alten müden Karren. Man lobt nur, um gelobt zu werden! Beschwerden bringt ein wahres Wort! Was für ein Sport der Eitelkeiten? Sie weiten nicht, sie engen ein, denn klein, nicht fein wird jener Geist, der stumpf verwaist und nicht mehr reist. Reist nicht mehr in die steilen Höhen, nicht in des Lebens tiefen Grund, den Schwund an Selbstkritik zu sehen – Verstehen ist nicht mehr gefragt, wo niemand wagt, an falschen Stellen die Fragen unbequem zu stellen. Man hüllt sich ein in diesem Schein – wer selber denkt, bleibt meist allein! Die Rebellion ist schlechter Ton! Wir sollten doch wie diese leisen Ameisen nur auf festen Gleisen reisen. Ja wahrlich, das sei gut gesprochen! Was nach Veränderung gerochen, bedrängt, sofern es frank und frei, den lang bewährten Einheitsbrei. Der neue Fortschritt braucht ein Fügen, sich im Vergnügen zu genügen. Genügt sich, wenn er auch verliert, denn dafür wird er streng geführt! Man führt nur durch das Hochgefühl. Das Ziel sei nur zu aller besten (jedoch ganz ohne Rettungswesten). Nur welcher dumm, schaut sich nicht um, schaut ganz gewiss nicht mehr nach hinten. Schaut nicht nach vorn, denn er ist blind. Geschwind, bevor er dies begreift, mit dem Versprechen eingeseift, was er an Fähigkeiten hätte, errette nicht die Welt vom Bösen. Zu lösen dieses, was zu loben, sei nur bestimmt, wer ganz hoch oben.
Der Blick nach oben reicht nicht weit - Gescheit wär’, zu den Sternen blicken! Nicht kleine Mücken, weil sie fliegen, hinter dem Rücken strenger Augen, die eitelblind zu nichts mehr taugen, kann schlechtes Mittelmaß genügen. Dem Menschen ist Verstand gegeben, zum Ideal, zum Nutzen streben, doch wie fatal wird allemal nur Lautem, Schönen nachgehangen. Gefangen – nicht zum Heil – im gut gepflegten Vorurteil.
(Dass ich meist falsch lieg scheint mir klar, erwarte keinen Kommentar. Schon gar nicht Lob, was einzusehen, sei denn, mich könnte wer verstehen.)
Hi Uller, ganz nach dem Motto >6Beschwerden bringt ein wahres Wort<, erlaube ich mir feststellen zu dürfen, die Melodie wackelt! Schon in V3 wird ein vierhebiger Jambus abgelöst durch eine Melodie mit mind. 2 Daktylen, dann folgt in V6 dieses sprachliches Meisterwerk! Folgende Verse wie >Reist nicht mehr in die steilen Höhen< und >Verstehen ist nicht mehr gefragt< brachten mich dann gänzlich aus dem Takt! Auch inhaltlich war ich mind. seit den Ameisen überfordert! Selbst Troubadix hätte dich dafür an den Baum gefesselt!
Lieber Fietje, ich hatte durchaus nicht die Absicht im sauberen Metrum zu schreiben, wie Du unschwer erkennen konntest. Vielleicht hättest Du die letzten 4 Zeilen in Klammern auch lesen sollen? LG Ulrich
Lieber Ulrich, soooo schlecht ist das Metrum nun auch wieder nicht und die Metrik funzt teilweise sogar perfekt . Dein Gedicht ist ziemlich lang und verlangt der Leserin viel Ruhe und Phantasie ab; die inhaltlichen Sprüge sind nicht ohne . Darum könnte ich mir sehr gut eine Trennung durch Strophen vorstellen, was meinst du? Herzliche Abendgrüße, Heliane.
Liebe Heliane, die "Holperer" habe ich in voller Absicht als Zäsuren eingebaut, da es auf die Länge ermüdend wirkt. Die Stophenabsätze gestalten sich schwierig, das kein festen Maß vorhanden und eine Zeile gedanklich in die nächste übergeht. Diesen müsste man sicher besser hören als lesen. Der Inhalt (auch wenn er stellenweise kryptisch sein mag) steht hier extrem im Vordergrund und soll sich nicht hinter Harmonie verstecken. Über Umbrüche habe ich mir oft Gedanken gemacht, komme aber bei dieser Art Gedichte nicht recht weiter. Vielleicht hast Du einen Vorschlag?
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