ein Sommerweg führt durch die blühende Heide zu Mehl sind die Steine schon lange zermahlen am Wagen die Pferde sind durstig und beide schon müde von Spätsommers sonnigen Strahlen
sie plagen sich schwer meine Fuhre zu ziehen tief graben sich Reifen die sandige Spur der trockene Weg ist ein ewiges Mühen am Himmel zieht wolkenlos drehend die Uhr
ich wünsche zum schnellen Eilen ein Pflaster sehr, mit festem Halt dort vorn, wo die Wege sich teilen erscheint ein solches mir schon bald
poltern Räder auf den Steinen rütteln mich und meine Fracht beben Därme in Gebeinen Ziel erreicht noch vor der Nacht
die Wagenfahrt auf dem Sommerweg können wir wunderbar miterleben. Es ist ein belebtes Bild das Du uns mit Deinem Gedicht nahebringst. Der Metrik-Wechsel, sowie auch der Wechsel vom Geschehen zum subjektiven Erleben nach der zweiten Strophe ist deutlich.
tief graben sich Reifen die sandige Spur ---Vorschlag----tief graben sich Reifen in sandige Spur Wenn sich die Reifen die Spur graben, so müssten sie dies tun bevor sie diese nutzen.
Ein schönes Gedicht mit welchen Du die Aufgabe gut erfüllt hast.
lieber Ulrich zu erst einmal vom Inhalt und der Stimmung her gefällt mir Dein Gedicht sehr, sehr gut. Nun zu der Frage wie hast Du diese Stimmung erzeugt? Du hast das Metrum gekonnt eingesetzt um die schleppende mühevolle Arbeit auf dem Weg darzustellen. Auch die kürzeren Zeilen in ab der 3. Strophe bringen mich automatisch zum schnelleren Lesen ja ich galoppiere plötzlich dahin und erreiche das Ziel.
Lieber Ulrich, langsam und beschwerlich beginnt deine Reise im Daktylus und nimmt zunächst durch den Jambus und am Ende durch den Trochäus beträchtlich an Tempo zu. Das liest sich gut und ist sehr realistisch (bist du schon mal mit dem Fahrrad durch die Heide gefahren ..... ?). Eine Frage zum Inhalt (ich entschuldige mich im Voraus ): "beben Därme in Gebeinen" . Nee nich? Es gibt individuelle anatomische Abnormitäten, aber das dürfte unmöglich sein ! Ich habe dein Gedicht sehr gerne gelesen! Herzliche Grüße, Heliane.
liebe Heliane da muss ich aber Ulrich in Schutz nehmen. Die Gebeine sehe ich als eine Methaper für den Rest des Menschen der nach so einer Fahrt übrig bleibt und da können die Gedärme sicher bis in die Gebeine beben.
„Hoch auf dem gelbe Wagen“ kommt mir als erstes in den Sinn, wenn ich Dein Gedicht lese. Dazu erscheinen tatsächlich Bilder vor meinem Auge wie der Wagen mit den Pferden sich durch die sandige Heide müht, dann steigt das Tempo und man wird mitgerissen. Sehr bildhaft ist Dein Gedicht und die wechselnden Metren machen bringen die Bewegung. Super! Allerdings haben mich die Därme in den Gebeinen auch irritiert, den Vorschlag von Thomas finde ich da besser.
Hallo Ihr lieben Glühbirnen, habt Dank für Eure schönen Kommentare. Zur Frage nach den Gebeinen: Ich meine damit das Skelett. Gebeine sind alle Knochen und zwischen Beckenknochen und Rippen wippen die Därme. Wer schon einmal auf einem solchen eisenbereiften Gefährt gefahren ist und hat sich die Därme durchschütteln lassen, der... Das wäre mit Gliedern und Knochen nicht treffend beschrieben. Es mag ungewöhnlich klingen, doch halte ich es sachlich für richtig. "tief graben sich Reifen die sandige Spur" soviel: im Sand gibt es keine Spur, deshalb ist es zu mühsam zu befahren. Die gegrabene Spur fällt kurz darauf wieder zu. Somit können die Reifen nicht in die Spur finden, weil es keine gibt. (Ich rede hier von einer Zeit, als Holzräder mit Eisenreif benutzt wurden. Gummibereifung an Pferdewagen kenne ich erst seit Ende der 50er Jahre. Ich dachte weniger an den "gelben Wagen" als mehr an Nikolaus Lenau mit seinen "3 Zigeunern". LG Ulrich
zunächst mal: Freude dich wieder bei den Glühbirnen zu leen, habe mich danach gesehnt!
Dann eine unterstützendes Wort: Als Adam Eva zum ersten mal sah sagte er: Endlich Bein von meinem Gebein (1.Mose 2 Vers 23). Damit meine er die ganze Person (ihren durch das Skelett in Form gebrachten Körper) nicht nur die langen Beine, auch wenn die perfekt gewesen sein müssen. Also ich habe mit dem Verständnis keine Probleme. Das Steien zu Mehl zermahlen sind durch die vielen Räder, ist ein ebsenso passendes wie anmutiges Bild. Es mag keine Spur geben, aber einen Pfad, der etwas befesteigter ist, als der Rest - passt!
Das Kläppern der Pferde, ihr müdes und beschwerliches Stampfen - xXxxXxx ... sehr gut gewählt, dann kommt die feste Straße und alles geht schneller: XxXxXxXx ... super Idee, sprachlich stark umgesetzt, hier passen Schriftbild und Inhalt genau zusammen.
Vers 1+2 sind wunderbar, V3+4 auch nicht schlecht geschrieben, aber eben in einem andere Rhythmus - ein durchgängiger wäre mir als Leser da mehr entgegen gekommen. Allerdings passt der Bruch ganz gut zur holprigen Fahrt. Unterm Strich ein sehr gelungenes Gedicht, in lebhaften Bildern erzählt.
Lieber Hans, irgendwie hast Du Recht, es ist vorher und nachher keine Spur und doch ist zu erkennen, wo sie denn so ungefähr war, denn es bleibt eine Rinne.
Lieber Derolli, Dein Verständnis ist für mich sehr wohltuend und bestätigt, dass mich der Alzi noch nicht hat. Dein gut fundiertes Lob erfreut besonders. Danke auch für die trefflichen Beispiele/Fundstelle!
Lieber AD, wenn nicht die Aufgabe des Metrikwechsels bestanden hätte, wäre es so wie Du es erwartet hast durchgelaufen. Im Nachherein muss ich jedoch sagen, dass dieses interessante dramatische Gestaltungselement leider viel zu selten genutzt wird. Ich kenne es mehr aus der Musik. Danke für Dein Lob.
Euch allen beste Grüße und eine schöne neue Woche Ulrich
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