Freie Lyrik » Beinahe flüchtig

Gedichte aus dem Musengarten - Gedichteforum-Gedichte-Lyrik-Prosa � Lyrik und Prosa � Freie Lyrik � Beinahe flüchtig

Themen-Einstellungen

Thema abonnieren

Thema drucken

Bereich wechseln

#1 | Beinahe flüchtig datum

31.07.2014 08:43 (zuletzt bearbeitet: 02.09.2015 09:24)

Beinahe flüchtig

Wir sahen uns
nur im Vorübergehen
beinahe flüchtig

Ohne eine Spur
von Peinlichkeit
nanntest du mich Frank
einfach so
und ungefragt

Ich sah in deinen Augen
ein elegantes Lächeln
es zog mich magisch an

Von deinen Welten
hast du mir erzählt
die niemals enden
und von deinen Träumen

Gerne habe ich dir zugehört
wollte mit dir reden
soviel sagen
ohne Zeitgefühl

Doch wir berührten uns
nur flüchtig
für einen Augenblick
im Leben

Spurlos
nein
so war es nicht

Du sagtest Frank zu mir
noch einmal
einfach so
und hast mich nicht gefragt

© Jörg Kellermann 2014

Antworten

#2 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 09:03

Lieber Jorsch,
ich wartete schon auf Deinen neuen Beitrag. Man hätte es vielleicht auch mit Substitut oder Projektion überschreiben können.
Da glaubst Du, eine passende Wellenlänge entdeckt zu haben und zum Schluss bemerkst Du, dass die Adresse einen anderen Namen trägt.
Ich finde diese Geschichte in mehrerlei Hinsicht interessant.
Bei der gewählten freien Form stoße ich nach meinem Geschmack immer wieder auf Umbrüche, die mir unnötig erscheinen. Beim Reim ist das klar vorgegeben, doch bei der freien Form fehlen die Regeln. Ich denke zuweilen darüber nach, wo ein Zeilenumbruch einen Sinn hat. Meiner Meinung nach drückt eine neue Zeile einen neuen Gedanken, ein neues Bild aus oder sie ist eine Betonung. Ansonsten unterbricht er meinen Gedanken.
Beispiel:
Ihre Augen strahlten ..... (die Aussage steht für sich)
ein unbedarftes Lächeln ...... (ein neuer Aspekt, Spezifizierung)
es zog mich magisch an ....... (noch eins drauf gesetzt!)

Gegenbeispiel:
Wie gerne hätte ich ...... (hier bricht der Gedanke in der Mitte ab, die nächste Zeile gehört dazu)
noch zugehört
und wollte ihr ....... (dito)
auch so vieles sagen

M.E. begibst Du Dich trotz der "freien" Form in einen unbemerkten Zwang der "kurzen Zeilen".
Ich suche lange schon nach einen Austausch zu dieser meine Sicht zu diesen Fragen. Wie ist Deine Meinung?
Gern gelesen und kommentiert!
LG Ulrich

Antworten

#3 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 10:54

Lieber Ulrich,

vorab ein Dankeschön! Das Gd. habe ich für einen Menschen (persönlich) geschrieben.
Inhaltlich stecken darin Botschaften, die nur sie und ich verstehen. Im Grunde ist sie
eine Kindergärtnerin - dort wo ich ein Beatmungskind begleite und sie konnte einfach nicht
meinen Namen merken, hat es gekonnt überspielt. Das Gd. möchte ich ihr nun zum Abschied
schenken.

Hilde Domin schrieb einmal ein Gd. "Interpunktion", daraus und dem Aufbau folgend, finde
ich langsam meine eigene Form. Darüber hinaus versuche ich immer (meistens) unabhängig
der Strophen immer 3 Zeilen zum klingen zu bringen. Im vorliegenden Gd. habe ich es noch
nicht geschafft. Werde es still und heimlich in den kommenden Tagen - Wochen tun.

Wie gerne hätte ich
noch zugehört (Bezug auf sie)

und wollte ihr
so vieles sagen (Bezug auf mich)

übrigens schreibt man vieles nicht groß? Äh Rechtschreibung!

Lg. Jorsch

Antworten

#4 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 11:04

Lieber Jorsch,

allgemein wird "viel" mit sämtlichen Beugungs- und Steigerungsformen kleingeschrieben. Soll aber der substantivische Charakter hervorgehoben werden, kann es auch großgeschrieben werden .

Was dein Gedicht betrifft, so stimme ich Ulrich hinsichtlich der Umbrüche zu.
Herzliche Grüße,
Heliane.

Antworten

#5 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 11:51

Liebe Medusa,

im Gedicht also ein kleines "vieles" - Danke!
Wie gesagt, die Umbrüche sind noch nicht glücklich, nur ich brauche auch
noch ein Weilchen und Ruhe zum Bedenken, alles wird gut! Mal schauen,
wenn alles passt ob dann auch Happy End mit Titelheldin!

Aber den verstehe ich nicht?

Lg Jorsch

Antworten

#6 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 14:42 (zuletzt bearbeitet: 31.07.2014 14:42)

Lieber Jorsch,
den verstehste nich?
Weil es nach der neuen Rechtschreibreform soooo viele Kann-Regeln gibt. Du kannst es nämlich auch
groß schreiben .
Herzlich,
Heliane.

Antworten

#7 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 16:11 (zuletzt bearbeitet: 31.07.2014 16:14)

Liebe Medusa, lieber Jorsch und Uller Rich,

ich würde gerne etwas zu den Zeilenumbrüchen anmerken.

Die "alte" metrisch-gereimte Form verleitet zu der Ansicht, dass primär eine bestimmte Zeilenlänge vorgegeben ist, und sich das Gedicht aus solchen Zeilen zusammensetzt. Diese Denke wird seltsamerweise im Prinzip von den "Freien" übernommen.

Ich glaube, es ist sinnvoller, die Zeilengliederung vom Ganzen ausgehend zu beurteilen. Was sind die wesentlichen Einschnitte?

Ein Beispiel: Das recht lange Gedicht "Das Lied von der Glocke" von Friedrich Schiller hat sehr viele Strophe und Zeilen, aber die wesentlichsten Einschnitte sind nur zwei, nach "an verwaister Stätte schalten / wird die Fremde, liebeleer." und nach "Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden, / und äschert Städt' und Länder ein." Ich behaupte, wenn jemand das Gedicht vorträgt, merkt man allein daran, wie er diese beiden Stellen meistert, ob er weiß, was er tut. Ausgehend von diesen wesentlichen Einschnitten, findet man natürlich weitere Gliederungen, man kommt dann zu Strophen und schließlich zu Zeilen.

Aus dieser vom Ganzen ausgehenden Zeilengliederung erklärt sich auch, dass die Reimworte nicht einfach nur Reime sind, sondern Reime wesentlicher Abschnitte, sozusagen "inhaltsschwer" sein müssen (sollten). In lustigen Gedichten entsteht eine komische Wirkung, wenn dagegen verstoßen wird (Heinz Erhardt), was ein indirekter Beweis für das ist, was ich gerade sagte.

Wirkung und Bedeutung von Enjambements zwischen Zeilen und Strophen, bekommen meiner Meinung nach nur vor diesem Hintergrund einen Sinn, indem sie mögliche Einschnitte sind, die jedoch (wie ein Trugschluss in der Musik) fortgesetzt werden.

Hoffentlich habe ich mich klar genug ausgedrückt, um euch anzuregen, die Sache einmal so herum zu betrachten.

Ich stimmel also im Grunde mit Uller Richs Bemerkung überein, insbesondere damit, dass der unbemerkte Zwang der "kurzen Zeilen" für die "freie Form" in der Tat paradox ist. Aber alle Freien schreiben in extrem kurzen Zeilen und entwerten meiner Meinung nach dadurch implizit das Mittel des Zeilenumbruchs.

Liebe Grüße
Thomas

Antworten

#8 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 16:45 (zuletzt bearbeitet: 31.07.2014 21:21)

Liebe Medusa, lieber Thomas und lieber Ulrich,

ich versuche noch einmal meinen Standpunkt zu umschreiben.
Das o.g. Gd. ist z.Z. nicht vollendet. Eure Anmerkungen nehme
ich sehr gerne auf. Wenn es dann nach reiflichem Feinschliff so
klingt, dass es wiegt beim lesen, bin ich zufrieden.
So habe ich viele Baustellen, dann gibt es Richtfest und zum Schluss
die Einweihung.

Regeln sind für mich Orientierung und ich erfühle für mich den Punkt,
wo ich einen Umbruch setzten möchte. Weiterhin habe ich an anderer Stelle
im Forum "Meine Worte" ausgeführt, warum ich schreibe und was ich will.
Wer es nachlesen möchte...

Ich bewundere Euren Fleiß, wie ihr reimt und dichtet. Ich habe es versucht,
doch ich mag es einfach nicht, schön ist es aber bei Kinder-Gd..
Wenn ich E. Strittmatter lese, sind es auch einerseits Reime und gleichzeitig
das Verlassen stilistischer Normen trotzdem klingt es großartig.
Ich komme gar nicht auf die Idee über xxXX nachzudenken,
ich habe keinen Bezug dazu. Für mich ist Schreiben wie Momente festhalten.
Zumindest wenn das Gd. fertig ist, soll es wie beiläufig erzählt klingen.

Die Diskussion die hier entstanden ist, erreicht mich nicht, ich verstehe sie
ehrlich gesagt auch nicht wirklich, ich habe keinen Hintergrund dazu.
Seid mir nicht böse, Ihr fragt den falschen Musengärtner!

Lieben Gruß vom Jorsch

Antworten

#9 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 18:28

lieber Jorsch
nun habe ich gelesen, Dein Gedicht ist noch eine Baustelle. Darum nur kurz: Wenn Du die Zeilenumbrüche bei Deiner Endkorrektur berücksichtigst, das fände auch ich toll. Ansonsten vom Inhalt her finde ich es großartig. An wenigen Stellen könnte ich mir durch eine Straffung ....
aber Du wirst es schon machen.

herzlich Ilona

Antworten

#10 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 20:01

Danke liebe Ilona,

ich habe mich noch einmal vertieft und an den Umbrüchen gearbeitet.
Den Titel habe ich auch geändert!
Nun hoffe ich, dass es schon flüssiger läuft.
Jetzt brauche ich erst einmal Abstand!

Lg. Jorsch

Antworten

#11 | RE: Wir sahen uns datum

31.07.2014 21:43

Lieber Jorsch,

was ich sagte war auf keinen Fall als Norm gedacht, sondern als möglicherweise hilfreiche Idee. Ein Freund der X-e bin ich auch nicht, weil die Sache komplizierter ist als x und X. Das mit den Zeilen ist auch schwer zu erklären und ich glaube, es war nicht sehr deutlich, was ich sagte. Ich kann es aber nicht besser.

Jeder muss selbst finden, wie er Wesen und Kunst der poetischen Sprache versteht, es gilt nur ein redliches Bemühen, wie der olle Goethe gesagt hat.

Wenn dein Ziel ist, das Poesie "wie beiläufig erzählt klingen soll", denke ich, das es gut werden wird. Aber genau das finde ich sehr, sehr schwer. Wie z.B. in der japanischen und chinesischen Malerei muß da jeder Pinselstrich mit absoluter Meisterschaft gesetzt werden. Ein großes Ziel, wenn ich dir dabei auf meine Weise irgendwie helfen kann, würde ich es gerne tun.

Liebe Grüße
Thomas

Antworten

#12 | RE: Wir sahen uns datum

01.08.2014 06:17

Guten Moren Thomas,

die Gedanken und Kritiken sind doch nicht schlecht und für mich sehr wertvoll. Ich habe doch auch noch einen langen Weg
vor mir. Nun habe ich das Gd. geändert, mit den Ideen von Euch und bin auch nicht glücklicher nach dem Überschlafen.

Aber warum ich hier mitten im Schiller - Goethe - und Charlotte v. Stein Land sitze und sie noch nie an meiner Tür geklingelt
haben, verstehe ich auch nicht. Na gut, "Des Baumes Blatt" ist mein Firmenlogo. Übrigens Goethe wurde hier nie glücklich
als Bergbauminister. Seine Löcher sind schon vor der Bewirtschaftung eingestürzt und abgesoffen. Das macht ihn doch
wieder menschlich. Der Meister Schiller, was er so mit den Schwestern um Rudolstadt so trieb, ist ja schon beneidenswert.

So jetzt muß ich aber in den Tag gehen, Dir einen Schönen! Lg. Jorsch!

Antworten

#13 | RE: Wir sahen uns datum

01.08.2014 10:09

Lieber Jorsch,

ich hatte bezüglich der beiden das Glück, ihrer Gedichte und Werke einfach so, ganz ohne Schule und Kulturbelesenheit, kennen zu lernen, weil ich schon als Kind Poesie liebte. Ich denke, wenn man sie ohne die übliche Patina liest, sind sie aufregend modern.

Insbesondere Schiller, von dessen theorietischen Schriften ich viel gelernt habe und von dessen seltsamen "Heldenfiguren" meiner Meinung nach heute noch viele Psychologen etwas lernen könnten. Ich habe mal in einem Essay versucht, Schillers Denke (so wie ich sie verstehe) zu erklären, vielleicht interessiert es dich, es geht um das Geheimnis hinter seiner Bürgschaft.

Goethe ist für mich gerade durch die Dinge, die er über das Dichten hinaus getan hat, interessant. Wenn du Zeit hast, interessiert dich vielleicht mein Aufsatz über seine Naturforschung.

Ja, Schiller hatte sehr großes Glück mit seiner Frau. Wenn man ernsthaft den Briefwechsel liest, versteht man das Verhältnis dieser beiden und auch das zur Schwester. Wenn Schillers Frau ihre Schwester überlebt hätte, wäre das heute alles viel klarer. Was ich bisher von dem Graf-Film gelesen habe, deutet mir nicht auf ernsthafte Beschäftigung damit hin, aber etwas, dass sich als Unterhaltung vermarkten lässt, ist es allemal, arme Charlotte!

Ich denke, dass du dir ein hohes Ziel gesetzt hast. Das finde ich sehr gut. Ich versuche dir die Beiden nahe zu bringen, weil ich vermute, dass du das Ziel alleine auf der Grundlage moderner Dichter nicht, oder nur unnötig schwer erreichen wirst. Mein Ziel ich ähnlich und ich fühle mich meilenweit entfernt.

Liebe Grüße
Thomas

Antworten

#14 | RE: Wir sahen uns datum

05.08.2014 09:57

Liebe Musengärtner,

ich habe es umgestellt und neuen Titel, vor allem die Umbrüche (ihr wisst ja was ich meine)

Ja, schreibt Eure Kritiken - Freitag muss es fertig sein! Damit ich mich nicht blamiere!

Lg. Jorsch

Antworten

< Ein Gedicht � � Zulassen

�hnliche Themen

Antworten

Letzter Beitrag

Der Weg
Erstellt im Forum Fantastisches, Mystisches, Religi�ses von Sanderling 6 13.12.2021 23:08
Sanderling • Zugriffe: 911
Zirkus
Erstellt im Forum Besonderes von Clara 7 23.04.2018 12:33
Clara • Zugriffe: 635
Beinah vergessne Wörter.
Erstellt im Forum Lustiges, Satirisches, Albernes von Ingo Baumgartner 1 15.10.2014 07:43
Ostseem�we • Zugriffe: 491
Tierschau.
Erstellt im Forum Kurzgeschichten, M�rchen von Ingo Baumgartner 0 31.01.2014 11:34
Ingo Baumgartner • Zugriffe: 501
Freilaufend?.
Erstellt im Forum Kurzgeschichten, M�rchen von Ingo Baumgartner 1 18.01.2014 18:02
Derolli • Zugriffe: 513
Kein Reh-zept dagegen.
Erstellt im Forum Kurzgeschichten, M�rchen von Ingo Baumgartner 0 17.01.2014 08:31
Ingo Baumgartner • Zugriffe: 557
Eine Minute länger.
Erstellt im Forum Nat�rliches von Ingo Baumgartner 1 02.01.2014 17:33
Galapapa • Zugriffe: 516
Eisvogel
Erstellt im Forum Gef�hltes, Nachdenkliches von Thomas 12 28.12.2013 19:10
Jean Poulet • Zugriffe: 916
< Ich hätte.....
Erstellt im Forum Kurzgeschichten, M�rchen von Klatschmohn 1 21.11.2013 13:02
Derolli • Zugriffe: 1164

Foren Spende

Hallo !

Wir hoffen, dass dir unser Forum gef�llt und du dich hier genauso wohlf�hlst wie wir.

Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterst�tzen m�chtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen, den weiteren Betrieb zu finanzieren.

Deine Spende hilft!

Spendenziel: 144�

35%