Bettgedanken

Bist du noch nie um Mitternacht erwacht
und schwer wie Blei im kalten Bett gelegen?
Von oben hat Dich etwas ausgelacht,
ein Bein, nicht zwei, kannst du nur knapp bewegen.

Du denkst bei Dir: ein Traum nur in der Nacht!
Zwei Beine, beide, werd ich wieder regen!
Ein schlechter Scherz, das wäre doch gelacht!
Doch ach, wo bleibt er, der ersehnte Segen?

Wirst Du heut früh, wenn diese Nacht entschwunden,
den Kräften wieder traun, wie einst? Bei Tage
-dem Bett entflohen kaum- dein Haus umrunden?

Wer weiß, vielleicht ist Dir's schon längst beschieden,
dass Du ab heut versinkst in steter Klage
und stöhnst: ach hätt ich bloß mein Bett gemieden!

Lieber Carlino,
ein interessantes Thema, die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit. Witzig, deine Pointe, du bleibst deiner Art auch nach schweren Träumen treu, das gefällt mir.
Zur Form: Jetzt komme ich mir in etwa so vor, als ob ein Säugling dir etwas über den Marathon-Lauf erzählen soll, sprich: Sonette in ihrer Vielfalt der Formen beurteilen zu sollen, fällt mir schwer.
Deshalb spreche ich erst mal von dem was mir auffiel und überlasse die Schlussfolgerungen daraus dir selbst. Du gebrauchst einmal im ersgen Terzett den Zeilensprung und unterbrichst hierdurch für mich den Fluss der Wirkung deines Satzes; grade im Umarmenden Reim gefällt mir das subjektiv nicht so gut. Apropos: Stehen die ab schließenden Terzette nicht immer im Schweifreim? Offensichtlich nicht! Denn du kennst dich aus, und ich suche noch die Grundformen eines Sonnetts wieder zu erkennen.
herzliche Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

vielen Dank für das aufmerksame Lesen! Ich habe jetzt für mein Gefühl die Stelle, die Dir missfällt etwas entschärft, indem ich die Kommata durch die vielleicht deutlicheren Gedankenstriche ersetzt habe.

Was die Konventionen anbetrifft, bin ich nicht immer der Meinung, dass sie immer stur befolgt werden müssen. Übrigens gibt es viele Beispiele, bei denen dieTerzette in der Form, die ich benutze, gehalten sind.

Liebe Grüße aus Samothraki
Karlheinz

lieber carlino,
ein sehr interessantes thema hast du hier bearbeitet und die grenzen zwischen traum und wirklichkeit sind oft schwimmend.
leider vermisse ich das sonettige durch die kreuzreime.
entschuldige meine kleinschreibung, hier in der ferienwohnnug geht es leider nicht anders.
herzlich ilona

Lieber Carlino.
das ganze nennt sich Wachtraum...! Oder hast Du vielleicht abends zu viel gegessen, getrunken? Dann kann so etwas schon mal passieren.
Ich gebe Ilona übrigens Recht, das Klingende fehlt etwas, aber bei dem Inhalt Deines Textes ist eh etwas mehr Schwere passend und es passt auch.
Liebe "Gute Träume Wünsche"
Heidi

Lieber Carlino, ich kann dein Sonett gut lesen und finde deine Bettgedanken, dank eigener Erfahrungen, sehr nachdenkenswert. Ob Tag oder Nachttraum spielt für mich keine Rolle, wenn plötzlich ein Bein, oder sonst was, fehlt. Mir gefällt dein Sonett sehr gut.

LG Heike

Ihr Lieben,

da ich zur Zeit nur sehr eingeschränkt ins Internet komme, danke ich Euch hier pauschal für Eure Meinungen!

Liebe Grüße aus Samothraki, das wegen eines Schiffsdeffektes mehrere Tage vom Festland abgeschnitten ist
Karlheinz