Herzrasen (Bearbeitung)

Des Morgens früh durchflutet Sie ein Sehnen.
Es ist des Frühlings Ruf wohl in die Welt.
Ach würde morgen weichen doch die Furcht,
dann ginge sie ganz einfach Schritt für Schritt.
So bleibt sie stehen, träumt nur vom Genuss;
allein auf´s Neue und fernab vom Meer.

Wie gerne würd´sie schwimmen gehn im Meer;
des Herzens Schlag verspüren ohne Sehnen.
Sie träte einfach ein in diese Welt.
Vergessen dann die Macht der großen Furcht.
Ihr Glück das mehrte sich bei jedem Schritt.
Ihr Mund und Herz gefüllt nur mit Genuss.

Des nachts im Traum taucht ein sie im Genuss,
an jedem Ort, nicht nur im salzgen Meer.
Im Dunkeln geht verloren Angst und Sehnen.
Doch schlägt sie ihre Augen in der Welt
des Tageslichtes auf, sitzt da die Furcht,
und sie verhindert jeden ersten Schritt.

Die Vögel singen, Früchte reifen Schritt
um Schritt, im Sonnenlicht scheint nur Genuss.
Wird sie dann abends still, hört sie das Meer
in ihren Ohren, sie schmeckt des Sehnens
Salz auf ihren Wangen, nach jener Welt
der bunten Farben, ohne jede Furcht.

Oft denkt sie, lass zu Ende gehn die Furcht,
und fragt, was muss ich tun, als letzten Schritt?
Ja käme dann schlussendlich noch Genuss?
Schon einmal stand sie bis zum Hals im Meer,
ihr stetes Atmen und ein letztes Sehnen,
im Herzen, spülte sie zum Strand der Welt.

Nach diesem Tag zog Hoffnung in die Welt
die ihre, voller Argwohn, Angst und Furcht.
Und mit des reifen Sommers Frucht und Schritt
im Jahreskreis, fand sie für sich Genuss.
Sie geht nun einfach jeden Tag an’s Meer,
durch tiefes Atmen stillt sie nun ihr Sehnen.

Sie dankt dem Sehnen und dem Meer;
in jedem kleinen Schritt liegt nun Genuss.
So weicht ein Stück der Furcht aus ihrer Welt.

Lieber Sanderling
Ich versuche mich mal Schritt für Schritt durchzuarbeiten.

Ich mag Dein Gedicht sehr, denn das Meer ist mein Element.
Nach dem Lesen des Gedichtes als Ganzes frage ich mich, warum Du in der ersten Strophe von Genüsse in der Mehrzahl schreibst. Ich finde dafür nicht den rechten Grund. Es handelt sich doch um den Genuss des Wassers, oder sehe ich es falsch?
Denn in der 2. Strophe schreibst Du

Zitat

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Sie würde gerne schwimmen gehn im Meer,

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Noch einmal die 2. Strophe:

Zitat

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Das Glück würd´ mehren sich bei jedem Schritte.

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Hier auch die Frage, warum die Mehrzahl? Warum belässt Du es nicht bei der Einzahl? Ich würde es nicht störend finden.
Die 3. Strophe ist
5.Des nachts sie träumt, sie tauche in Genüssen
2.und schließlich wächst in ihr auch diese Welt.
1.So geht verloren ihre Angst; das Sehnen.
2.Doch schlägt sie ihre Augen in der Welt
3.des Tageslichtes auf, sitzt da die Furcht,
4.und alles Träumen mündet nicht in Schritten.
und dem zu Folge ist leider die 2. Zeile Fehl am Platze. Aber da findest Du mit Sicherheit eine passende Zeile.

Ich brauche den Nachtrag wirklich nicht. Und das Gedicht ist nicht so kompliziert geschrieben um eine Erklärung nötig zu haben.
Ob es sich nun hierbei um eine im medizinischen Sinne Angststörung oder um eine elementare Angst zur hohen See handelt ist ja nicht wirklich relevant für Dein Gedicht.
Coda, letzte Zeile würde mir so besser gefallen.
Manchmal wich so die Furcht aus ihre(r) Welt.

herzlich Ilona

Lieber Sanderling, du sprichst hier ein Thema an bei dem ich mitreden kann. Angst ist sehr schlimm, verhindert aber "Genüsse" nicht ansich. Darum finde ich das Wort Genuss nicht passend. Diese Menschen genießen auch, aber eben dann zu Hause oder auf ihre Art. Wenn man sich nicht aus dem Haus traut, weil man sich fürchtet braucht es Hilfe und eine Lösung. Der Gegenspieler von Angst ist Mut. Wer Mut besitzt kann frei leben. Sehnt sie sich nicht nach dem Mut nun endlich die Angst zu durchbrechen?
In der ersten Strophe schreibst du "fernab des Meeres", in der 6. Strophe "Sie ging nur einfach jeden Tag an’s Meer," und warum schreibst du ging und nicht geht?

Wie Ilona, finde ich auch du solltest nicht von Einzahl zu Mehrzahl wechseln.

LG Heike

Lieber Sanderling,
selbstverständlich können die Reimwörter verändert, nur nicht in den Plural gesetzt werden, hier bei Genuss bzw. Schritt. Sinnvoll und regelmäßig gesetzte wechselnde Kadenzen können die Spannung erhöhen, sogar den Klang verbessern.
Ich stimme mit Ilona überein: Die Erklärung zum Inhalt muss nicht sein, denn jedem Leser sollten eigene Phantasien überlassen bleiben.
Ein sehr nachdenklich stimmendes Gedicht.
Herzliche Grüße,
Heliane.

Lieber Sanderling,

ich möchte Dich auf das "manchmal" am Anfang der letzten Zeile aufmerksam machen. Man möchte hier dem übrigen Rhythmus folgend auf ..mal betonen, was aber nicht zulässig ist. Ansonsten möchte ich mich der Kritik meiner Vorschreiberinnen anschließen.

Liebe Grüße aus dem Frankfurter Nordend
Karlheinz

Lieber Thomas,

der Inhalt Deines Gedichtes berührt sehr. Du hast sehr einfühlsam den Weg beschrieben, wie eine Frau sich langsam aus ihren Ängsten löst und zu leben anfängt.
Mich stört allerdings auch der Singular/ Plural/ Wechsel. Das ist nicht der Reim, der vorgegeben war. Aber ich denke, es lässt sich leicht lösen.
Ansonsten ganz wunderbar und vielleicht auch eine Hilfe für eine betroffene Person.

Liebe Grüße, Heidi

Liebe Ilona,
danke für deine berechtigten Hinweise für die Dopplung von "Welt" in Str. 3. In die Mehrzahl-Falle trat ich, weil ich abwechselnd 10 u. 11 Silben hinbekommen wollte. Völliger Quatsch Habe es korrigiert!
Danke!
der Sanderling

lieber Sanderling
nun gefällt mir Dein Gedicht wirklich gut.
Welch ein Unterschied diese Endungen doch ausmachen.
Schaust Du noch einmal
Wie gerne würd´sie schwimmen gehn im Meer;
des Herzens Schlag, verspüren ohne Sehnen.
Sie träte einfach ein in diese Welt.

Des nachts im Traum, taucht ein sie im Genuss.
an jedem Ort, nicht nur im salzgen Meer. (muss nicht sein, ich würd es aber als lyrischer empfinden.

herzlich Ilona

Liebe Heike,
danke für deinen Kommentar und deine Hinweise. Das Wort Genuss ist mir wichtig. Natürlich finden sicher auch Menschen die sich viel mit dem Thema auseinandersetzen Genuss. Doch dann wird der Begriff neu definiert. Bescheidener vielleicht, dennoch von besonders hoher Bedeutung. Und nach dem was nicht geht, sehnt man sich vielleicht besonders, obwohl es für andere Selbstverständlichkeiten sind. Danke für dein Einfühlen in den Text.
herzliche Grüße!
der Sanderling

Liebe Heliane,
ja, die Reimwörter sind scheinbar doch ein Knackpunkt. Ich schrieb ja bereits dass ich dachte, ich könne durch die Pluralbildung die Kadenzen variieren. Aber, so war das ja nicht gemeint.
Danke für deinen Kommentar.
herzliche Grüße!
der Sanderling

Liebe Heidi,
Danke für deine wohlwollenden Kommentar, die Fehler sind beseitigt. Ich glaube das Gedicht ist eher für die normal Ängstlichen hilfreich, denn denen fehlt oft die Vorstellungskraft wie einschneidend die Einschränkungen sind.
herzliche Grüße!
der Sanderling

Lieber Karlheinz,
auch dir vielen Dank für deine Worte. Ich muss mich jetzt nicht weiter wiederholen. Gut dass es so passt wie es jetzt ist!
viele Grüße!
der Sanderling

Liebe Ilona,
ich danke auch für deine letzte Korrektur!
lG

Lieber Sanderling, nach deiner Bearbeitung liest sich deine Sestine schon viel flüssiger. Bei dieser Zeile komme ich ins stolpern, müstest du da nicht 11 Silben haben? (in ihren Ohren, sie schmeckt des Sehnens) bei 10 Silben bräuchtest du eine Hebung am Ende.

Und bei den zwei Zeilen bin ich irritiert, weil du hinter "ihre" ein Komma hast?

( Nach diesem Tag zog Hoffnung in die Welt)
(die ihre, voller Argwohn, Angst und Furcht.)

LG Heike

Liebe Heike,
da ich Enjambements angewandt habe, und der Satz hier durch lang wurde, fliege ich völlig "aus der Kurve", wenn ich bei "Sehnens" versuche noch eine Hebung unter zu bringen.
Das Komma hinter: ...Welt die ihre,... muss dahin, weil der eingeschobene Satz ja ihre Welt definiert,.. aus Argwohn, Furcht und Angst. Das ist zumindest meine Meinung.
Danke für dein genaues Gucken und mit verfolgen!
herzliche Grüße,
der Sanderling

Lieber Sanderling,

dein Gedicht gefällt mir sehr. Erstmal inhaltlich, da ich ich sicher mitreden, wenn auch nicht am Meer. Aber tiefes durchatmen kenne ich zur Genüge. Und es hilft! Deine wiederkehrenden Reime sind eher versteckt und unaufällig. Das finde ich angenehm, auch, dass sie leicht variiert sind.
Die Veränderungen haben deine Sestine gutgetan.

Liebe Grüße
Clara