Sterne stürzen, Welten wanken,
folgen nicht mehr alten Pfaden,
Chaos herrscht in Sonnenferne.´-
aber du, mein Stern der Sterne,
schöne Schwester der Plejaden,
schwebst durch meine Nachtgedanken.

Früh im morgendlichen Glühen
weckst du mich mit Ambraduft,
tausendfarbig Blumen blühen,
Frühlingshauch erfüllt die Luft.
Reich mir, Liebste, deine Hand,
lass uns fliehn ins Märchenland.

Mit Märchen hab ich nichts im Sinn!
Ich führe dich ins Paradies.
Das klingt verlockend, zaubrisch süß!
Ach, schönste Herzenskönigin,
ich sing dein Lob in hundert Zungen,
o sag mir doch - ist es gelungen?

Deine Augen, tief und groß und wild,
vergleich ich den Meeren,
deinen Busen Zwillingsbeeren,
vor denen nichts Schöneres gilt.
Dein Wuchs gleicht einer Zeder,
der Stimme Ton dem Klang der Geigen,
dein Händchen der daunigen Feder,
der Rest - siehe Shakespeare - ist Schweigen.

Noch nie hat solche schöne Worte
ein junger Mann zu mir gesagt.
Ich öffne dir die Gartenpforte,
tritt ein und pflücke unverzagt
ein Blümchen in des Gartens Mitte,
doch brich es zart, so ist es Sitte.

Hallo Hayk,

Dein sinnenfroher "Liebeszeufzer" erinnert an alte orientalische Liebesgedichte, aber auch an das alte Testament mit seinem "Hohen Lied".
Ein ungewöhnliches Liebesgedicht für den nüchteren Mitteleuropäer, aber sehr schön.

Liebe Grüße,
Heidi

Liebe Heidi,
wenn ein Sonntag so reizend beginnt, dann braucht keine Sonne zu scheinen.
Die Erinnerung an orientalische Liebesgedichte hat seinen Grund sicher darin, dass ich (in deutscher Übersetzung) oft in armenischen Liebesgedichte des fünfzehnten Jahrhunderts "eintauche" - Du liegst also völlig richtig (wenn auch die Armenier keine Orientalen sind, aber von deren Kultur beeinflusst wurden). Ich und ein "nüchterner Mitteleuropäer"? Na schön, es ist noch nicht mal halb zehn - also gibt es auch nüchterne Mitteleuropäer.
Einen schönen Sonntag wünsch ich Dir!
Liebe Grüße,
Hayk