Der Ticker bringt es rasch an's Licht,
ich selbst, ich kannte es noch nicht,
doch nun steht es im Raum, ganz frisch.

Des Jahres Wort. "postfaktisch".

Der Mensch will stets den Sinn verstehen,
weshalb wir auf Sinnsuche gehen.
Doch jetzt, da bleib ich kurz mal stehen.

Postfaktisch will ich mir ansehen.

Das Faktum kennt ein jeder ja,
der Mensch ist froh, weiß er was klar
belegt und vom Beweis umrankt.

Doch post und Faktum gleich in einem?

Der Philosoph denkt in die Diskussion,
der Umgang mit der Wahrheit schon,
war Thema ja in jeder Zeit.

Und bis in alle Ewigkeit.

Doch "post" vor "faktisch" setzt den Kern,
der Mensch glaubt einfach nicht so gern,
ist sein Gefühl der Wahrheit fern.

Nun gibt's die Wahrheit nach dem Fakt,
geglaubt wird nach Gefühl.
Mir ist das faktisch echt zuviel.

Postfaktisch kann mich mal!

Lieber Sanderling,

der Begriff postfaktisch umfasst mehr als die jetzt verbreitete Definition.
Sie spiegelt die Veränderung einer Gesellschaft wieder. Wenn Ausagen
aus populistischen Mündern nicht mehr hinterfragt werden und Unwahrheiten
allgemeingültig werden, dann ist die Welt mächtig in Schieflage geraten.
Die Gefahr ist, so in meinem Gedicht Morgendämmerung angesprochen,
dass das der Nährboden für Ungemach ist. Darum halte ich postfaktisch auch
nicht für ein Unwort. Die Jury hat das Wort als Mahnung erwählt. Übrigens das
Unwort des Jahres kommt auch in den kommenden Tagen in die Medien.

Lg Jorsch

Fehleintrag