Ein Mann mit viel Geld aus besserer Schicht,
gab nichts auf Standessymbole.
Er legte auf andere Dinge Gewicht,
es zählte ihm keine Parole.

Anstelle ein prächtiges Haus zu erbauen,
erschuf er von wilden Rosen ein Beet.
Egal war ihm, wie Nachbarn drauf schauen,
er hat sich von ihnen hinfort gedreht.

Viel Zeit ist seit seinem Leben vergangen,
die Häuser der Nachbarn stehen nicht mehr.
Auch sind alle fort, die die Baukunst besangen.
Das Rosenbeet freut heute immer noch sehr.

überarbeitet:
Er stammte aus der reichen Schicht,
doch gab er nichts auf Standessymbole.
Er legte nur auf das Gewicht,
was nicht entsprach gelebter Parole.

Anstatt ein schönes Haus zu bauen,
schuf er von wilden Rosen ein Beet.
Gleich war ihm, wie die Nachbarn schauen,
er hat sich davon abseits gedreht.

Viel Jahre sind seit dem dahin.
Die Nachbarhäuser stehen nicht mehr,
vergessen auch ihr stolzer Sinn.
Das Rosenbeet freut immer noch sehr.

Endfassung:
Ein Mann mit viel Geld aus der besseren Schicht,
gab gar nichts auf Standessymbole.
Er legte auf andere Dinge Gewicht,
er beugte sich keiner Parole.

Anstelle ein prächtiges Haus zu erbauen,
erschuf er ein Wildrosenbeet.
Er hat nie, egal wie die anderen schauen,
nach Winden die Fahne gedreht.

Viel Zeit ist schon seit seinem Leben vergangen,
die Prunkbauten stehen nicht mehr.
Es sind alle fort, die die Baukunst besangen.
Die Rosen erfreu’n heut noch sehr.

Lieber Thomas,
danke Dir für Deine Kritik. Ich dachte mir schon, dass der Wechsel der Silben Beanstandung findet. Wenn ich solche Wechsel woanders entdecke, dann gibt es dafür meist einen Namen. Ich habe dafür kein Vorbild und darum werde die Metrik ändern, doch denke ich dass es etwas anderes wird.
Herzlichst Günter

Lieber Thomas,
an Muster zu halten ist nicht mein Ding, das Schema ergibt sich durch das Thema. Dichtkunst ist nie fertig und ich suche nach Vervollkommnung. Wenn Du etwas kritisierst, dann ist das ein Anlass das Geschriebene zu überdenken. Ob ich neue Formen schaffe? Wenn dem so wäre, würde ich es nicht merken. Zumindest versuche ich es nicht bewusst.
Danke fürs nochmal Reinschauen!
Herzlichst Günter

ein sehr schöner Gedanke, lieber Günther, den dein Gedicht da greift. Etwas, das von ganz tief innen kommt und deshalb gefällt mir auch die etwas pathetische Metrik der ersten Version viel besser. Die Form nennt man Daktylus mit Vortakt.
Da deine Werke was zu sagen haben, würde ich dir hier gerne ein paar Metriktipps geben, die das Gedicht bei metrischer Reinheit zu einem sehr guten machen. Ob du es umsetzen möchtest, bleibt dir überlassen, aber bei dem Tiefgang deiner Werke würde ich , wenn ich du wäre, mich um eine Metrik bemühen, die das Werk perfektioniert.
Schau:

Ein Mann mit viel Geld aus besserer Schicht,
- / - - / - / - - /

Ein Mann mit viel Geld aus der besseren Schicht
- / - - / - - / - - / so wäre es korrekt


gab nichts auf Standessymbole.
Er legte auf andere Dinge Gewicht,
es zählte ihm keine Parole.

Anstelle ein prächtiges Haus zu erbauen,
erschuf er von wilden Rosen ein Beet.
Egal war ihm, wie Nachbarn drauf schauen, hier hast du einen Zeitenwechsel drin, müsste eigentlich schauten heißen
er hat sich von ihnen hinfort gedreht.


Du wechselst in 4 er und 3 er Hebungen, die nochmals stilistisch das Pathos erhöhen und die ich sehr schön finde. Auch dieser Wechsel sollte dann eine Regelmässigeit aufweisen, damit es perfekt ist.

Ich schreibe es nun einmal so und halte mich möglichst nah am Original, nur um dir zu zeigen wie schön das wirken kann.

Ein Mann mit viel Geld aus der besseren Schicht,
gab gar nichts auf Standessymbole.
Er legte auf andere Dinge Gewicht,
er beugte sich keiner Parole.

Anstelle ein prächtiges Haus zu erbauen,
erschuf er ein Wildrosenbeet.
Es war ihm egal, wie die Nachbarn dann schauen,
er hatte längst fort sich gedreht. (Ist nicht gut mit der Inversion, ich würde in anderes Verb nehmen. )

Die Zeit ist seitdem wie im Flug vergangen,
die Häuser der Nachbfan sind leer.
Es sind alle fort, die die Baukunst besangen.
Die Rosen doch blühen noch mehr.

LG von Koko

Liebe Koko,
Du hast vollkommen Recht und wenn ich ehrlich bin, habe ich für dieses Gedicht bisher "keine" Zeit verwendet. Wie Du mir sagst, scheint es sich doch zu lohnen.
Deine Hinweise nehmen mir viel Zeit der Suche ab und bringen mich gleich zum richtigen Ansatz. Die Fachbegriffe wie Daktylus kenne ich zwar, sie sind mir aber nicht präsent. Gedichte sind in der Form bei mir Intuition. Ich werde mich bessern. Versprochen!
Herzlichst Günter

Lieber Thomas,
wer ist schon perfekt. Was den Zeitablauf betrifft, bin sich sicher schon im Perfekt, ansonsten eher nicht!
Danke!
Herzlichst Günter

Lieber Günter,
bei Deinem Gedicht kam mir der Gedanke, dass der Mensch mit all seiner Kunst vergehen kann, aber die Kraft der Natur wird bleiben.
Lieben Gruß,
Heidi

Lieber Günter, deine Endfassung ist sehr gut gelungen und gefällt mir. Das die Natur letztendlich überlebt ist mir ein Trost.
LG Heike

Liebe Heidi,
genau das war die Intension des Gedichts. Wir können oft genug sehen, was aus verlassenen Objekten wird, wenn die Natur freie Hand hat. Andererseits gibt es auch Parkanlagen, die erst nach einigen Generationen ihre volle Schönheit entfalten.
Danke fürs Reinschauen.
Herzlichst Günter

ein schönes Werk ist's geworden, lieber Hans. Schön, dass du an deinen Werken arbeitest. Der Erfolg lässt sich sehen.


Lieber Günther,
sei froh, dass du nicht Imperfekt bist... GGG Das könnte übrigens ein "Hammervers" werden. Kennst du?

LG an alle vn Koko

Liebe Heike, liebe Koko,
Euch nochmal besten Dank fürs die Meinung.

Einen Hammervers habe ich bisher noch nicht, noch fehlt am Hammer der Stiel - ham mer net da. Vielleicht wächst noch einer aus bzw. am Weiden an dem Thema?

Herzlichst Günter

entschuldige bitte, lieber Günther, dass ich dich mit Hans angesprochen habe. Babystress... GGGGGGGGGG
Hammerverse kommen aus der Schüttelreimerszene, also den Sprachspielern.
Schau, zwei von meinen:_

"Harzig

Ist durch Harz Vier die Kasse leer,
sieht Gattin auch kein Mittelmeer."

"Nur zum Beten

Den Pinkler hemmt in Köln nun schon
das Plastikschild „Don’t Usedom!“."

(C) Koko


Erkennst du das Prinzip? Echt durchtrieben, die Dinger.

`Schmunzeln von Koko

Hallo Koko,
die Wechlsvernamener entschuldige ich naTürlich!
Schüttelreime kenne ich und finde sie auch gut. Mir selber liegen sie leider nicht.
Mit Deiner Vorlage bin ich anscheinend überfordert.
Danke für den Versuch.
Herzlichst Günter

Lieber Thomas,
Deinen Vorschlag finde ich gut und interessant. Das Aussage wird durch diese ungestutzte Formulierung mehr betont.
Da hier aber streng auf Metrik geachtet wird (Du auch), habe ich mich nicht getraut, so zu experimentieren. Vielleicht schließt sich noch jemand Deinem Vorschlag an?
Danke!
Günter

Hallöchen zusammen,

also ich bestimmt nicht !

Gerade in diesen Zeilen:

"Er hat nie, egal wie die anderen schauen,
nach Winden die Fahne gedreht."
nach dem Wind seine Fahne gedreht.

Da die erste Zeile metrisch schon nicht schön ist, wenn man es mit Vortakt liest, weil das nie eigentlich betont sein sollte, vom Sinn her, aber das hat betont wird
würde das Weglassen des Vortaktens bei Thomas Vorschlag wirklich ungehobelt wirken.
Natürlich könnte man auch ohne Vortakt arbeiten und einen reinen Anapäst machen, so wie Thomas es vorschlagt und so, wie die Zeile wahrscheinlich von Günther schon angelegt war mit dem nie. Dies würde ich dann aber nicht nur 1 Mal tun, sondern in einem regelmässigen Wechsel. Da die Hebungen hier gleichmässig blieben, ginge das. (Es geht nicht um Silben, sondern um Hebungen!). Ob es schöner wirkt oder das Gedicht runder macht, das bleibt dahingestellt. Wir hätten dann hier nämlich immer Vortakte bis auf 2 Zeilen, die reinen Anapäst haben. Nicht meins.

Der zweite Vorschlag:
"

Viel Zeit ist schon seit seinem Leben vergangen,
die Prunkbauten stehen nicht mehr.
Es sind alle fort, die die Baukunst besangen.
Die Rosen erfreu’n heut noch sehr.
Die Rosen erfreuen auch heute noch sehr.

ich sehe das nicht als Verbesserung, da dadurch der schöne Wechsel zwischen 4 er und 3 er Hebungen aufgehoben wird. Und das gerade bei der Schlusszeile. Ich halte das auch nicht für experimentell, sondern für ungalant, bzw. es sieht dann eher so aus, als könnte man es nicht!

Dies ist natürlich nur meine persönliche Meinung. Ich möchte hier mit meinen "Metrikphrasen" niemandem zu nahe treten. Oder etwa insistieren.
Wenn ich selbst jedoch ein Gedicht meiner Autoren in meinem Forum mit zur Lesung nahm, kamen solche wie von Günthers korrigierter Fassung mit, aber solche "Verschlimmverbesserungswerke" dann nicht mit auf eine Lesung.

Natürlich kann man experimentieren, aber das muss immer gedichtumfänglich sein, also regelmässig und den Kontext stützen.

Ich denke, ich werde mich zukünftig zurückhalten mit metrischen Lehrmeistereien. Ich denke, es stempelt mich nur zum Oberlehrer und das möchte ich nicht. Schreibe jeder wie er möchte.
In diesem Sinne lg an alle von Koko

Liebe Koko, lieber Thomas,

ich finde Eure Argumente sehr interessant und kann beiden Seiten gut folgen. Wer für sich allein zu entscheiden hat, welche Formulierung er wählt und welche Kompromisse er macht, hat es schon schwer, doch andere von seiner Version zu überzeugen, scheint noch schwerer. Mir gefällt diese Streitkultur!
Ich selber bin allerdings noch nicht weiter!?!?!?
herzlichst Günter