1. Erinnerung - Sommertage

Wie Milchsuppe wabert das goldne Gestirn
Vor blaubeergrüner Heide
Die hölzernen Pferde auf grasweicher Flur
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Der Feriensommer verträgt keinen Streit
Schon gar nicht lautes Mahnen
Die Glasperlen zielen ins gähnende Loch
Ich habe nicht verloren!

Nur einzig verleidet die himmlische Freud
Der Abendruf zum Schlafen
Am Morgen kann wieder erwachen der Traum
Vom Jagen und vom Siegen

2. Erinnerung - Mutter-Sohn-Konflikt

Die Jacke drehe nach dem Wind!
Ich schütte das Kind mit dem Bade aus.
Die Zügel sind für mich nicht Gold,
verlasse den Reigen, der für mich galt.

Ein Sturzbach von Tränen ergießt sich ins Tal,
die Dämme des Eigensinns abwärts zu spülen.
Wofür habe ich meinen sprühenden Mut?
Ein Donner ergreift mich, es zeigen sich Blitze.

Alsbald erlischt des Spielens Kraft.
Die alternden Triebe sind abgestorben.
Die Samthandschuhe sind verstaubt,
begraben im Luftschloss vergessener Träume.

Ein Zacken war aus dieser Krone gebrochen,
ich hatte ins Schwarze getroffen.
Das übergelaufene Fass ist geborsten.
Der Segen darauf ging verloren.

Lieber Ulrich,
Da hast Du ja eine regelrechte Sammlung von Metaphern im 2. Teil losgemacht.
Das alles haben sie zu Dir gesagt?
Was bedeuten die hölzernen Pferde im 1. Teil? Oder ist die Milchsuppe des Sternenhimmels Deine Metapher?
Ich bin mal gespannt!
Auf jeden Fall ein aufregender Tageslauf eines Kindes, den Du uns näher gebracht hast. Ein Tag voller Abenteuer, den man heutigen Kindern nur wünschen kann.

Liebe Grüße, auch aus der Heide,
Heidi

Lieber Ulrich,
ich glaube auch, dass du im zweiten Gedicht sehr großzügig mit den Metaphern umgegangen bist; weniger ist manchmal mehr .
Im ersten Gedicht entdecke ich keine Umschreibungen.
Trotzdem bewundere ich deinen "Pool", er ist bemerkenswert .
Der Klang ist durchweg stampfend, sind das die Auswirkungen der Slams? Ich mag das.
Gerne gelesen .
Herzliche Grüße,
Heliane.

Danke Euch allen für Euer starkes Interesse!
LG Uller Rich

lieber Ullrich
als ich Dein Gedicht las, musste ich plötzlich an eine für mich damals ganz peinliche Situation denken.
Meine Mutter hatte sich zur Gewohnheit gemacht abends aus dem Küchenfenster zu rufen. "Mädels reinkommen zum Socken stopfen."
Das habe ich ihr lange nachgetragen. Schließlich waren wir in der Pupertät, so zwischen 13 und 15 Jahre und standen mit den Jungs an der Milchrampe. Die Milchrampe war der Treffpunkt der Dorfjugend und von unserem Haus maximal 10 m entfernt.
Aber ich schweife ab.
Mir gefällt besonders der erste Teil Deiner Erinnerung. Ich könnte ihn mir super gut als eigenständiges Gedicht vorstellen.
Allein die erste Zeile ist wunderbar.
Wie Milchsuppe .... genauso fing ein heißer Sommertag an.
Im 2. Teil empfinde ich auch für mich zuviele Metaphern aneinander gereiht. Dabei gehen einige wirklich schöne Gedanken unter. Ich würde da doch einiges rausnehmen. Mich erschlägt hier ein zuviel.
Ich habe Dein Gedicht sehr gerne gelesen, es hat mich bereichert.

herzlich Ilona

Lieber Ulrich,

eine zweifellos vorhandene tiefere Bedeutung der Verse ist für mich schwer zu ergründen. Was ich verstehe ist ein euphorisches Gefühl eines Kindes, das nicht verliert sich aber vorübergehend stets den Regeln der Umwelt beugen muss, die er an erster Stelle als und in seiner Mutter sieht.
Mit zunehmendem Alter hat sich vieles gewandelt es musste manche Hoffnung begraben werden. Der Ernst des Lebens brachte manche Enttäuschung, doch das ursprüngliche Streben und seine Kraft war nicht erloschen. Die „Samthandschuhe“ sehe ich als eine Metapher für vorsichtige Rücksichtnahme, die hier nur für das Kind galt. Das spielerische der Kindheit war vorbei und das Leben hat manche Kerbe (Metapher = Zacken) was heißen soll Hoffnungen vernichtet.
Die Aussage ist sehr sinnbildlich und damit in vielen Versen auch eine Metapher. Es ist schwierig zu deuten, gefällt mir aber sehr gut.

LG Hans

Liener Ulrich,

das ist wohl eine Konsequente Fortführung, der Miteinanderverquikung von Redewendungen, die du uns ja schon mit deinen "Metapher im Volksmund" vorgestellt hast. Zumal du das auch die "Jacke im Winde" und das "Ausschütten des Bades" bereits erwähnt hast. Mit ist es ebenfalls etwas gehäuft, wenig wirklich (oder auf den ersten Blick) Zusammengehörendes, dadurch wird nur schwer erkennbar, was genau du mit dem Gedicht aussagen willst, oder ich verstehe einfach nur die Zusammenhänge nicht, da ich nicht alle Redewendungen er/kenne.

Liebe Grüße

Derolli

Liebe Glühbirnen,
schon zu Beginn erschien mir die Aufgabe, Metaphern mit Kindheitserinnerungen zu verknüpfen, schwer lösbar. Auch stellte sich mir sehr bald ein sehr unterschiedliches Verständnis vom Begriff Metapher. Offensichtlich stehe ich allein, was sich schon im Vorfeld herausstellte. Darum wählte ich eine Gegenüberstellung zweier Extreme 1. ohne eine einzige Metapher (auch die hölzernen Pferde sind nur Spielzeuge - Pferde aus Holz), dafür enthält 2. viele - vielleicht auch zu viele Bilder, die in ihrer übertragenen Bedeutung für etwas anderes stehen als sie im wörtlichen Sinn sagen. Ob es eine Etüde ist? Vielleicht, aber sicher eine Demonstration. Leider blieb diese Darstellung ohne Beachtung. Ich werde mich also der demokratischen Meinung beugen.
Liebe Grüße
Ulrich

Lieber Ulrich,

du hast absolut recht, das Verständnis des Begriffs Metapher ist nicht leicht auf einen Nenner zu bringen. Mit ist allerdings nicht aufgefallen, dass deine erste Darstellung ohne und die zweite mit vielen Metaphern ist, was auch wiederum an der schwirigen Definition liegen mag. Schade, dass mir solche Details nur selten auffallen, denn ich sehe gerade darin den echten Ausdruck der Kunst und Arbeit die in Gedichten steckt und so ist dein Gedicht jetzt für mich in einem völlig neuen Licht zu sehen - einem helleren.

Liebe Grüße

Derolli

Lieber Derolli,
für Deine nachschauenden Worte danke ich Dir sehr. Allgemein hat mich diese Aufgabe nicht zufrieden gestellt bzw. ich empfand die Umsetzung als nicht so kreativ, wie ich es von anderen Aufgabe kannte. Auch die freie Versform wurde sehr unterschiedlich aufgegriffen, wobei einige Tiefen in der Auswertung womöglich untergingen?
Ich habe mich beispielsweise nicht des "Slams" bedient sondern klassische Versfüße im freien Wechsel verwendet. Das erschien mir unter dem Begriff "frei" als angemessen frei genug. Es liegt offensichtlich ein anderer (nicht höherer) Schwierigkeitsgrad vorzuliegen, thematisch und nicht wie bisher Formen gebunden zu sein, was sicher noch der Übung bedarf.
Beste Grüße nochmals an alle!
Ulrich