geändert und überarbeitet am 19.01.2016

Selbstgefälligkeit

Wie selbstgefällig
wir doch sind
einer Ausrede
nicht verlegen

Sind so
überflüssig satt
und sprechen noch
mit vollem Mund

Hat es uns
die Mutter
nicht verboten

Krieg und Armut
unnahbar
für uns
vor der Haustür
Störenfried

Die Verantwortung
tragen wir doch nicht
will doch keiner hören

Die Opferrollen
spielen wir doch gut
im Innern baden wir
darinnen

Was aus der Fremde kommt
wird brandgemarkt
verhöhnt
und angepisst

© Jörg Kellermann 2015

Hallo Jorsch,

das gefällt mir gut, wie du die Flüchtlingsproblematik aufgreifst.

Vielen von uns geht es sehr gut - auf Kosten der Ausbeutung ärmerer Menschen in allen Teilen der Welt.
Das Elend der Welt (be)rührt uns kaum noch, an die grauenhaften Bilder haben wir uns gewöhnt.

Und wenn es Menschen wagen zu uns zu kommen, um ein paar Krümel von dem Kuchen abzubekommen, der mit ihrem Schweiß und Blut gebacken wurde, dann fühlen wir uns gleich von ihnen bedroht und schreien wieder nach Grenzen.

Es stimmt - die einzigen, die uns gefallen, sind wir selbst.

Gerne gelesen

Michael

Lieber Michael,

es ist eine armselige Debatte. Gleichzeitig verfallen Werte, die uns doch einmal wichtig waren.
Es ist aber nicht nur der Umgang mit Flüchtlingen, es ist auch der Wandel der Sichten im
Umgang mit alten Menschen usw. ... Hemmschwellen werden in Konflikten immer flacher.

Ein schönes Wochenende wünscht Jorsch!

Lieber Jorsch,

Inhaltlich gebe ich dir und Michael absolut recht...

Ich habe den Text ein bisschen gekürzt, um ihn zu verdichten... Nur als Idee...

Liebe Grüße

Anna



selbstgefällig
einer Ausrede nie verlegen
überflüssig satt
sprechen wir noch mit
vollem Mund als hätte
es die Mutter nicht verboten

Krieg und Armut unnahbar
vor der eignen Haustür
Störenfried
die Verantwortung dazu
die tragen wir doch nicht
das will doch keiner hören

Die Opferrolle
die spielen wir doch gut,
stigmatisiert wird,
was aus der Fremde kommt
wenn das nicht weiter hilft
wird abgebrannt
verhöhnt
und angepisst

Liebe Anna Amalia,

wie Du weißt, hole ich meine Gd. immer wieder aus der Schublade, selbst nach 3 Monaten Pause
entdecke ich immer wieder was zum ändern. Deine Anregungen nehme ich gerne an, verwebe sie
mit meinen Gedanken und stelle sie dann rein! Danke!

Lg Jörsch

Lieber Jörg,
ich mag Verallgemeinerungen überhaupt nicht! In deinem Gedicht sprichst du vom WIR, das nicht rundum gültig ist - ich fühle mich nicht angesprochen, viel eher verumglimpft.
Zusammengetragen sind in dem Gedicht alle nur erdenklichen Fehler derjenigen, die bis jetzt ziemlich unbehelligt leben konnten und erst lernen müssen, mit dem Unglück umzugehen. Daraus darf kein Vorwurf entstehen.
Mit diesem Werk gießt du nur Öl in die Flammen derjenigen, die Häuser anzünden und andere Schandtaten verüben, und verunsicherst diejenigen, welche mit viel Engagement helfen möchten und es tun.
Nicht gerne gelesen.
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Heliane,

ja es ist schon derb und provokativ. Ich nehme mich da auch nicht aus, auch
wenn ich mich als Gutmensch wohl fühle - möchte wenigstens doch einer sein.
Schon morgens trenne ich meinen Müll, beim Mäcki werfe ich was in die Büchse,
gehe Weihnachten in die Kirche und spende was.
Für mich ist es eine moderne Form von Ablasshandel geworden. Vielleicht steckt
ja doch ein kleines bissel Selbstgerechtigkeit in uns.
Es ist kein Vorwurf, es ist der Spiegel in den ich auch nicht schauen will.
Doch bleibt er ein Spiegel.
Vorerst möchte ich die Gedanken von Anna aufgreifen, ein rückliegendes Gd.
von Ilona über Europa einbeziehen und meines dann weiterführen.
Die Verallgemeinerung die Du ansprichst, werde ich kritisch betrachten.
Grundproblem einer Gesellschaftskritik ist ihr steter Wandel.

Die Prinzen besangen einmal Deutschland:

Zitat

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Das alles ist Deutschland - das sind alles wir
Wir leben und wir sterben hier!

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Einen schönen Tag wünsch Jorsch