Fallbeil

Bis dato war es ihm Routine,
das Beil zu schwingen auf der Bühne.
Doch Handarbeit erzeugte Leiden!
Das wollt der Henker itzt vermeiden.

Denn oft – das sah er an den Rümpfen,
den unsauber zertrennten Stümpfen -
nur zögerlich die Köpfe rollten.
Die kullerten, wohin sie wollten!

So stand er nun auf dem Schafotte,
gedanklich streifend die Garrotte.
Vielleicht sollt ich den Galgen nehmen?
Da taucht schon auf vor ihm ein Schemen:

Erst wolkig, dann bedeutend klarer,
ein Holzgerüst mit Klinge sah er.
Die Klinge, scharf und schräg geschliffen,
kommt Richtung Kopf mit Macht gepfiffen.

Doch wie sollt man den Kopf fixieren?
Der Delinquent auf allen Vieren?
Entspannte Haltung vor dem Akte!
In Mulde ruht der Hals, der nackte.

Ein Hebelzug, Gewichte hängen,
das Beil gehalten von den Strängen.
Schnell sausen lassen, ohne Kräfte,
ins Becken rinnen Lebens Säfte.

Das war ´s, was lange er schon suchte!
Ganz ohne Handarbeit, verfluchte!
Stets ohne Schwielen, mit Gefühle,
auf daß der Kopf gezielter fiele.

Im Kopfe schon die Guillotine
Verließ er eilends nun die Bühne.

Oh, Carlino,

welch schreckliches Gedicht! Scharfrichter hatten eine böse Phantasie, die dem Delinquenten nicht immer gut tat - ich denke dabei besonders an die Garrotte, die wohl eine der scheußlichsten Hinrichtungsarten war (neben der Folter!). Kein Wunder, dass sich die Henker damals nur vor den Mauern der Städte niederlassen durften.
Heute leben sie unter uns mit besten Jobs, haben noch schlimmere Phantasien und müssen sich die Finger nicht mehr schmutzig machen!

Zum Gedicht: Es liest sich gut, bringt jedoch jede Menge Gänsehaut! Die Rubrik ist gut gewählt .
Herzliche Grüße,
Medusa.

Liebe Carlino,

eine echte Arbeitserleichterung, so eine Guillotine!

Dein Gedicht liest sich ebenso plastisch und damit schrecklich wie witzig.
Diese Mischung macht schwarzen Humor aus, den ich gerne mag.

Liebe Grüße, Stefan

Lieber Thomas,

ja da hast Du recht, aber um auf die Idee zu kommen, brauchte es doch Jahrhunderte und die Französisch Revolution.

Liebe Medusa,

die Garrotte, ekelhaft, und das Ding war unter Franko in Spanien bis in die 70er im Einsatz. Deine Gänsehaut nehme ich wie immer als Lob!

Lieber plotzen,

ja eine Arbeitserleichterung für den Henker und wohl eine Spur humaner für den Delinquenten. Dass Du mein Werklein unter "Schwarzem Humor" einreihst, macht mich stolz.

Euch allen ein herzliches Dankeschön

Carlino