Ich bin ein Kauz, vielleicht sogar ein komischer. Ist das der Grund, dass ich zu Vögeln so viel Nähe spüre? Ich grüße sie am Morgen laut, wenn unsere Wege sich am Boden kreuzen. Ganz oft erlebe ich, dass auch die Vögel mit mir sprechen. So ging es mir beim Rückschnitt unseres Knöterich, Anfang Juli. - Bis dahin schneide ich kein Grün, damit die Brut in Ruhe großgezogen werden kann. Und es gibt viele Vögel, denen unser Garten, nah an der Natur, eine Heimat bietet. Da sind zuallererst die Meisen und die Heckenbraunellen. Doch auch die Amsel und der Zaunkönig finden in den Hecken häufig einen Platz, den sie für ihre Brut als gut erachten. Der Fitis und die Mönchsgrasmücke läuten jedes Jahr im Apfelbaum, singend den Frühling ein. Für einen Grünspecht ist der nahe Park mit alten Bäumen die erste Wahl zur Brut in einer Baumhöhle. Doch unsere Wiese, die mit englischen Rasen so wenig zu tun hat, wie der Teufel mit dem heiligen Geist, bietet ihm ganz offenbar genug Nahrung. Seine Schnabel Hiebe, in die Tiefe, lassen uns dann kleine Krater zurück. Willkommen, kann ich da nur sagen, und lachend fliegt er dann von dannen, und ich lächel beglückt.
Zurück zum Knöterich. Über die Pergola am Gartentörchen schiebt er sich gewaltig Richtung Dach. Wenn wir die Zeit zum Rückschnitt dann verpassen, wäre wohl bald alles zugewuchert. Und tief in seinem Zweigenetz, versteckt sich manches Nest. So schnitt ich also, guten Glaubens, dass niemand aus der Vogelwelt hierdurch gestört würde. - Da kam ein Rotkehlchen auf mich zu gehüpft. Sofort war mir klar: ok., ich störe doch noch. “Entschuldigung, das hab ich nicht gewusst, dass du noch brütest”, waren folgerichtig meine Worte an den Vogel, und alles andere bleibt ungetan. Die Resonanz der Rücksichtnahme kam dann, vierzehn Tage später, auf unseren grünen Garten Tisch gehüpft und stellte sich vor. Zwei junge Rotkehlchen, mit Resten ihrer Flaumfedern um die Augen. - Ich lächel, sage guten Tag und habe ein gutes Gefühl. Alles richtig gemacht! -
Mit unsren Nachbar haben wir nicht viel gemein, ihr Buchsbaumschnitt ist immer akkurat und über ihren Rasen gleiten still ein Mähroboter. Doch an dem Futterhäuschen finden Vögel übers ganze Jahr, was Körner Vielfalt nur zu bieten hat. So hat der wilde Garten und der gepflegte, englische Rasen nebenan, über die gefiederten Freunde offenbar doch eine Schnittstelle. Wie schön! Die Natur ist grenzenlos.
Gestern nun, als ich den Weg nach draußen wieder mal von wildem Grünwuchs etwas freier schnitt, entdeckte ich ein verlassenes Nest. Sehr schön gebaut, mit Moos aus unserer Wiese, und als Halbhöhle war es sicher eine Heimat für Amsel oder Drosseln gewesen. Ich hatte ihre Brut aber nicht mitbekommen. Doch im Verlauf, als ich erneut auch Hand an unseren stacheligen Feuerdorn legte, entfloh dem Busch, aus scheinbar leerem Nest, ein Vogel. Er setzte sich zwei Meter weiter auf das Dach des Holzunterstandes und fauchte mich mit gespreizten Schwanzfedern an, während er mich klar und direkt anschaute, bevor er abflog. Wieder sagte ich spontan: "Entschuldigung, jetzt weiß ich ja Bescheid!" ...um meine Arbeit an dem Strauch ab dann ruhen zu lassen. Zum Glück kam dieser Vogel wieder, eine Singdrossel. Sie war mir offenbar nicht nachhaltig gram. Sie brütet ruhig weiter, und ich bin froh über die vielen Orte unseres Gartens, an denen Vögel eine Heimat finden. Jeden Abend singt die Singdrossel ihre vielen verschiedenen Melodien, von unserem Dachsims aus. Dass sie sogar direkt bei uns brütet, weiß ich erst seid gestern.
Zuletzt, an diesem jungen Morgen noch, kommt eine Mönchsgrasmücke lauthals singend in den Apfelbaum geflogen, mit Blick auf meinen Frühstückstisch. Sie turnte dort herum, bis sie gut sichtbar war und wir uns in die Augen sahen. Ob sie mir vielleicht danken wollte, für einen Platz in unserem Garten, an dem sie ihre Jungen großgezogen hatte? Wer weiß? -
So langsam spüre ich wie dieser Sommer seinen Höhepunkt erreicht. Vereinzelt hängen reifen Pflaumen noch im Baum. Sie sind ein Frühstück für die Meisen und die Amseln. Ein neuer Sommertag steht in den Startlöchern, ...lassen wir ihn kommen und grüßen die Vögel, die uns heute begegnen.
Ob ich im Herbst noch einen Kirschbaum pflanzen sollte?
welche eine Freude, diese anschauliche Geschichte von unserer aktuellen Gartenarbeit zu lesen, das Zwitschern der Vögel passt ausgezeichnet dazu Bei mir lieden die so spät fast gar nicht mehr dafür hab ich einen, der mich vor 04:00 nicht mehr schlafen lässt. Ich darf dafür die jungen Elstern, was auf Schweizerdeutsch "Agetsche" heisst, beim Fliegen lernen mit Ihren Eltern, welche schon ewig bei mir sind, beobachtenn. Das ist ein Spass, weisst ja, wie Faulkrähen fliegen können Lass ja nichts glänzendes rumliegen, oder Deine Frau ihre silberne Armkette, die sind im Stande fliegen in die Stube und klauen, das Ding. Finden tätest es dan in ihrem Nest
So etwas erleben nur wir, die wir noch Natur haben (dürfen) meine Nachbarn haben genau wie Deine nichts mit mir gemein. Bei mir findet man an vielen Stellen auch den Dschungel , seit ich das Natur belasse gedeiht alles viel besser
Ich danke Dir für die Mitnahme in Deinen Garten und hoffe Du hast nichts dagegen, wenn ich Deine schöne Tonaufnahme entführe?
vielen Dank für die Drossel und die nette Gartengeschichte. Und natürlich solltest du einen Kirchbau pflanzen. Meine beiden Kirchbäume tragen dieses Jahr keine Frucht, aber die Pflaumen und Äpfel gerate gut.
als ich deinen Gartentext las, bekam ich auf einmal die Idee, dass wir alle einmal entweder über unsere Gärten schreiben könnten oder über Gärten, die uns einmal beeindruckt haben oder in denen wir uns wohl fühlen. Ich bin richtig mitgegangen mit deinen Schilderungen und auch der Freude, die der komische Kauz hatte, wenn ihm diverse Vögel begegneten. Mir scheint, du bist ein Vogelflüsterer der besonderen Art und das wärmt mein Herz an diesem Abend.
Liebe Grüße und einen Kirschbaum, ja, den solltest du unbedingt im Herbst pflanzen!
danke für eure netten Kommentare. Oft sitze ich am Frühstückstisch und blicke in den Garten, sehe wer da von unserern geflügelten Freunden so rumturnt und singt. Das inspiriert mich oft zum Schreiben. Die Ruhe in unserer Wohngegend ist manchmal schon fast beunruhigend. ( Früher wurde ich oft wach, wenn der Briefträger seinen Fahrradständer zum Abstellen ausklappte, heute bin ich schwerhörig ;-)) . Der Kirschbaum zum Schluss sollte zwar lediglich für ein gutes Ende der kleinen Geschichte sorgen,... aber, ich werde ihn pflanzen.
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