Stationen. Die Stationen meines Lebens ziehen, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur, an meinen geschlossenen Augen vorüber. Ich liege in einem abgedunkelten Raum, angeschlossen an Apparate, das Atmen fällt mir schwer, aber meine Gedanken begeben sich auf eine lange Reise durch mein Leben. Die erste Station war, nach einer langen Fahrt durch einen Tunnel, der lichtdurchflutete Bahnhof -Geburt. Meine geschlossenen Augen nahmen nur Schatten wahr. Ich bekam meine erste Prügel und ich hörte mich plötzlich schreien! Hier begann mein Leben. Es folgten viele Stationen, oft waren es nur kleine Haltepunkte, dann aber auch Hauptbahnhöfe, Umsteigebahnhöfe und schließlich auch der Endbahnhof. Ich erinnere mich auch an die Stationen meiner Jugend, an meine Eltern, an unbeschwerte Ferien in den Bergen... an eine sehr schöne Jugendzeit! Eine Tür öffnet sich plötzlich, Schritte nähern sich meinem Bett, eine kühle Hand tastet nach meinem Puls, dann wird ein Glas an meinen Mund gehalten. "Hier, trinken Sie, das tut Ihnen gut". Die Schritte entfernen sich, die Tür wird geschlossen und ich bin wieder allein, allein mit meiner Reise zu den vielen Stationen meines Lebens! Es dauert eine Weile, bis ich mich wieder im richtigen Zug befinde. Die Stationen meiner Kindheit waren, bis auf wenige Ausnahmen, eigentlich nur Haltepunkte. Der Zug wurde schneller, der Schaffner rief laut: „Hauptbahnhof“... als der Zug anhielt wurde es hell. Festlich gekleidete Menschen. viele Blumen und eine schöne Frau an meiner Seite. Ja, eine Hochzeit ist ein „Hauptbahnhof“ im Leben eines Menschen! Dieser Halt war der Beginn einer langen, schönen Reise. Die Reise endete unvermittelt, dieser Halt war nicht vorgesehen... n e i n, nicht für uns. Als sich der Zug wieder in Bewegung setzte, quoll schwarzer Rauch aus dem Schornstein in den sternenreichen Nachthimmel, er fuhr sehr langsam. Es kamen Stationen wie Trauer, Besinnung, Einkehr, Lust, Verzweiflung, es waren die Umsteigebahnhöfe des Lebens. Ich betätigte den Notruf für die Schwester, meine Schmerzen wurden wieder schlimmer. Der Zug fuhr langsam weiter, einige unbedeutende Haltestellen versuchten mein Leben zu ändern. Als der Schaffner die nächste Station ausrief, fuhr der Zug einfach durch, wurde schneller, raste durch die Nacht. Bremsen quietschen, Schreie, Stimmen... jemand sprang auf meinen Brustkorb... eine Stimme sagte leise: "Hier ist Endstation für ihn"!
ich hoffe du magst fürchtbar schreckliche, konstruktive Kritik gut leiden.
Was mir sehr positiv aufgefallen ist, das Springen auf den Brustkorb am Ende erzeugt bei mir sowohl die Assoziation zur Reanimation, als auch zum Alb - mit einem Wort viel erreicht, zu denken gegeben.
Was mich anderer Seits etwas durcheinandergebracht hat, das ist das wilde wechseln der Zeit. (Vergl. hierzu ‚und schließlich der Endbahnhof‘ und ‚und plötzlich höre ich Schritte‘ und ‚eine Stimme sagte leise‘). Zukunft Gegenwart und Vergangenheit, existieren nicht unbedingt logisch nebeneinander, in deiner Geschichte. Daraus ergeben sich Fragen die mich verwirren. Zum Beispiel, wenn es sich um den Rückblick eines Verstorbenen auf sein vergangenes Leben handelt, wie kann ihm dann jemand etwas im Präsens zu trinken geben, wenn die Endstation schon erreicht ist. Außerdem wird es hier schwer für den durchgängigen Vergleich mit den Haltestellen (die wohl für Personen (‚einige unbedeutende Haltestellen‘) als auch Ereignisse (‚Hochzeit‘) stehen können), denn offensichtlich geht die Reise ja nach der Endstation weiter da Rückblick gehalten werden kann.
Auch das wiederholte erwähnen, der geschlossenen Augen ist in dieser kurzen Abfolge meiner Meinung nach nicht vorteilhaft.
Na ja, sind nur so ein paar Gedanken, ich bin allerdings kein Experte auf dem Gebiet der Erzählungen.
die Zeitwechsel sehe ich locker, weil es sich um eine Übergangssituation zwischen Leben und Tod handelt. Du beschreibst ein psychologisches Phänomen, das für diese Situation passend ist mit den Bild des schickalhaft an Gleise gefesselten Zuges. Vielleicht wäre es gut noch mehrere der kleinen Details anzusprechen, welche die Vergangenheit ausmachen.
die Zeitwechsel sehe ich locker, weil es sich um eine Übergangssituation zwischen Leben und Tod handelt. Du beschreibst ein psychologisches Phänomen, das für diese Situation passend ist mit den Bild des schickalhaft an Gleise gefesselten Zuges. Vielleicht wäre es gut noch mehrere der kleinen Details anzusprechen, welche die Vergangenheit ausmachen.
Liebe Grüße Thomas
Lieber Thomas, Ich danke Dir für Deine Meinung. Mit meinem Beitrag wollte ich eigentlich nur aufzeigen, was das Leben so bereithalten kann. Das Leben kann man als eine Zugreise betrachten, mit den vielen Stationen des Schicksals. Du hast es gut erkannt.
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