Quelle: Internet


Der Brückenwächter

Jeden Morgen geht er wieder
hin zur Brücke, nah beim Fluss.
Den, der dort hinüber möchte
sie auch sicher tragen muss.
Prüft die Hölzer, kniet auch nieder,
neue Taue bindet er,
fragt sich manchen Tages wieder,
was trieb ihn vor Jahren her?
Kommt ein Kind, es will verschnaufen:
"Hälst du mich an deiner Hand?
Mit dir will ich rüber laufen,
ist so fremd, das neue Land."
Und so sieht man beide gehen,
auf der Brücke, Schritt für Schritt,
mutig kann die Angst verwehen,
denn ein Weiterer geht mit.

Lieber Thomas,

deine Idee zur Änderung ist für mich gut nachvollziehbar. Das Bild, was ich nun nachträglich noch eingestellt habe, war ein Ausgangspunkt zum Gedicht. Vielleicht sollte ich es aber alleine den Worten überlassen, beim Leser Bilder zu entwickeln. (Ich stelle mir schon vor, dass eine Bambusbrücke vielleicht etwas mehr schwingt, daher der Vergleich.)

Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

ich habe deinen Brückenwächter leicht verändert. Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen:

Der Brückenwächter

Jeden Morgen geht er wieder
hin zur Brücke an den Fluss.
Den, der dort hinüber möchte
sie auch sicher tragen muss.
Prüft die Hölzer, kniet auch nieder,
neue Taue bindet er,
fragt sich manchen Tages wieder,
was trieb ihn vor Jahren her?
Kommt ein Kind und will verschnaufen:
"Halt mich fest an deiner Hand,
will mit dir hinüberlaufen,
ist so fremd, das neue Land."

Und so schwingen alle beide,
übers Wasser, kreidebleich:
"Es geschieht dir nichts zuleide,
traue dir und mir zugleich!

Liebe Grüße aus Lüli
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
danke für deine Idee zur Bearbeitung meines Brückenwächters. Der Brückenwächter stärkt die Personen die hinüber wollen. Dass dabei beide kreidebleich werden sollen, ist zwar ein lustiger Reim, finde ich vom Inhalt deshalb aber nicht so passend.
Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

kreideweiß meinte ich nicht lustig. Beide, der wissende Mönch, der für Sicherheit sorgt, als auch das unerfahrene Kind haben jeweils auf ihre Weise Ängste auszuhalten. Der eine, weil er weiß, dass es trotz aller Vorsicht immer ein Risiko bleibt, die Brücke zu queren, der andere, weil das Sich-jemandem-anvertrauen auch immer risikohaft ist.

Liebe Grüße aus Lüli
Karlheinz

@ Lieber Karlheinz,
da bin ich froh, dass du das nochmal erklärt hast. So wie du es nun begründest, hat es sogar was. Bei dir erwarte ich scheinbar immer einen humorvollen Schlenker zum Schluss.
Liebe Grüße
der Sanderling


@ Lieber Thomas,
das ist eine schöne neue Möglichkeit, die meine zweite Variante des Schlusses indirekt berücksichtigt.
Liebe Grüße
der Sanderling

Hallo Sanderling,
mir gefällt die beschriebene Szene gut, wobei ich den "Job des Brückenwächters" für etwas konstruiert halte.
Mir ist jedenfalls in dieser Ausprägung Ähnliches noch nicht bekannt geworden. Ich denke, die Szene würde ohne Bild und als zufällige Begegnung genauso gut funktionieren, außerdem könnte der Leser sich seine eigene Vorstellung vom Schutzengel hin bis zu einer Art Schülerlotse machen.
LG
Manfred

Hallo Perry,
ja, das ist gut möglich. Wie die Gedichte beim Lesen ankommen ist ohnehin immer offen. Gut so!
Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

mir gefallen deine Worte und das Bild dazu sehr gut. Besonders berührt haben mich die letzten beiden Zeilen. Geht es nicht genau um das in Beziehung, im Brücken schlagen zwischen Menschen? Um gegenseitiges Vertrauen und Fallen lassen können?

Der Brückenwächter wird mich in Bild und Wort sicher noch viele Wochen begleiten.

Liebe Grüße

anna a.

Liebe Heliane,
liebe anna,
Brückenquerungen sind besondere Momente. Das Bild der Brücke, auch als Methapern für Lebensabschnitte die sie verbindet, hat für mich eine besondere Tiefe. Danke, dass ihr euch auf meine Gedanken dazu eingelassen habt.
Liebe Grüße
der Sanderling