Der Korbflechter

Immer wenn der Tag sich fast schon nachtwärts neigte,
stelle sich der alte Mann im Haus ans offne Fenster hin,
schaute in die Dämmerung, begann ganz still zu Lauschen.
Wundersam dies Abendritual, und manchmal Traurigkeit mitschwang,
wenn noch der Steinkauz draußen rief.

Nach dem Öffnen seines Fensters setzte sich der Alte hin,
grad neben sich, im Wasserbad die Weidenzweige.
Als Stunden später Mondschein schon das Zimmer
tief ins Zwielicht tauchte, wuchs langsam,
Rund für Rund, ein großer Korb in seinem Schoß.

Schon fast zur Mitternacht klang leises Singen
aus des Alten Brust, das Zimmer füllte sich
mit zauberhaftem Leben, wie erstes Grün
im Frühling nach dem Regen sprießt.
Jetzt war die Nacht vollends schon da.
Der neue Korb am Rand, und aus des alten
Mannes Lächeln wuchs ein sanfter Schlaf.

Thomas L. 04.05.2017

Lieber Thomas,
dein Lob freut mich sehr, wollen wir doch mit unseren Gedichten und Texten sicher alle etwas (ver)zaubern.
Du spielst darauf an, wo ich meinen Text einstellte. Ich möchte dazu nur kurz und literarisch antworten:
"Es ist was es ist", ...egal wo es steht!
herzliche Grüße,
der Sanderling

lieber Thomas
Deine Antwort: "Es ist was es ist", ...egal wo es steht! finde ich super.
Mir ist es auch immer völlig Schnuppe in welche Schublade mein Gedicht gestellt wird. Ich bin kein Literaturwissenschaftler, sollen die sich damit rum quälen. Solange der Leser sagt es gefällt ist es für mich passend.
Die Leserin Deines Gedichtes sagt, es ist ein gutes Gedicht. Es hat Tiefe und ist von einer Patina der Romantik überzogen.
Ich sehe den Rorbflechter vor mir und ich liebe seine Art mit und in der Natur zu leben.
Einige Füllworte könntest Du ohne Mangel streichen.

herzlich Ilona

Lieber Sanderling, dein Korbflechter gefällt mir gut. Ich stelle mir vor wie sein Ritual ihn müde werden und einschlafen läst. Viel Schlaf braucht man ja im Alter nicht mehr. Vielleicht legt er sich auch lieber tags, hin weil er die ruhigen Nachtstunden liebt.
LG Heike