Vergänglichkeit

Liebe @Clara,

deine Verse zur menschlichen Vergänglichkeit rücken das Begleiten und Loslassen einen geliebten Menschen in den Fokus. Die Metapher des Hauses gefällt mir gut, macht es doch deutlich wie umfangreich die Bedeutung dieses Menschen offenbar einst war, bzw. noch ist. Mit dem Eingangssatz tu ich mich etwas schwer.

Z.B.: "Ein altes Haus zerfällt in Schutt und Stein, die Mauern splittern meine Kinderzeit."

Ob es daran liegt, dass Mauern nicht splittern, wie Holz, und Schutt und Stein mich irritiert, da Schutt ja im Wesentlichen aus Steinen besteht, und es dann doppelt gemoppelt wirkt, oder mir die Metapher nicht eingängig erscheint, weiß ich noch nicht so recht. Würde die Aussage vielleicht klarer, frage ich mich gerade, wenn du den ersten Satz einmal völlig losgelöst von jedem Reimschema für dich hinschreiben würdest?

Mich hat dein rührendes Gedicht letztlich zur Umarbeitung und Kürzung motiviert, was für dich hoffentlich nicht frech erscheint, das soll es nicht sein.

Vielleicht derart:

Ein altes Haus zerfällt und
mit ihm meine Kinderzeit.
Der Wind erzählt von Einsamkeit.
Und während ich dir meine Hände reiche,
blüht im Hof die alte Eiche.

Ein Stück begleite ich dich noch,
in eine neue Welt, bis dich letztendlich
nichts mehr in diesem Hause hält.
Und Regen spült die alten Bilder meilenweit.


Ich danke dir für dein Gedicht, das mich sehr inspiriert hat.

Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Thomas, lieber Sanderling,

herzlichen Dank für die Mühen mit meinem Gedicht.
Eigentlich hätte es eine zweistrophige deutsche Stanze werden sollen, aber es hat einfach nicht geklappt,
deshalb die Verkürzung - eine reine Verzweiflungstat.

Nun ist es, wie Thomas schreibt eine Stanze mit zusätzlicher Zeile.
Ich habe auch die Idee von Thomas übernommen und entsprechend verändert.

Zuerst hatte ich ... zerfällt in graue Steine - im ersten Vers, was viel schöner wäre, aber die
Anschlussreime klangen dann nicht gut.

Die Idee kam eigentlich, da hier in der Nähe gestern ein ganzes Haus aus Alterschwäche
zusammengebrochen ist und hat einen Senior unter sich begraben. Meine Mum wohnt
auch in einem älteren Haus, dass langsam an seine Haltbarkeitsgrenzen kommt
und sie sollte da schleunigst ausziehen. Aber versetze mal einen alten Baum.

Liebe Grüße euch
Clara

Liebe Clara,

Häuser zerfallen, doch unsere Geschichten nicht.. oder doch? Mich hat das Gedicht sehr angesprochen, vor allem, weil dem HAus die alte Eiche gegenübergestellt wurde, die viel länger bestehen kann als etwas von Menschen Erbautes. Ich musste an die verfallenen Häuser unserer Familie denken und darüber, dass die Familienbande trotz des irdischen Zerfalls gehalten hat...

Liebe Grüße

anna a.

Ja, liebe anna,

bei uns sind die Familienbande auch stärker als ein paar Hausmauern,
aber da können wir uns glücklich preisen, denn nicht überall ist das der Fall.

Liebe Grüße
Clara