Getrieben 56

Lieber Thomas,

danke dass du den Text lobst. Bezüglich der Form war ich mir ebenfalls eher unsicher und habe sie mehrfach verändert, bis sie mir zuletzt dann doch zusagte. Jetzt scheint mir das Ergebnis unerwartet gut und dem Inhalt gemäß. Vielleicht kann man es doch auch als Lyrik durchgehen lassen!?

Ganz liebe Grüße vom Eiland
Karlheinz

Lieber Carlino,

Szenen von äußerst starker Wirkung zeichnest du hier mit deinen Worten. Es verschwimmen vor meinem inneren Auge Bilder, von Männern die stadtauswärts ziehen, und Schuljungen auf ihrem Weg. Die Stimmung ist düster und bedrückend. Und wieder einmal zeichnen sich Widersprüche in ein und derselben Person ab. Vogelliebhaber und Kinderschänder. Ganz spannend geschrieben, bis zum letzten Punkt, der ein Ausrufezeichen ist.

Liebe Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,

danke, dass du den Spannungsbogen entdeckt und nachgezeichnet hast…

Liebe Gabi,

Danke dir für dein schönes Lob und abermals für deinen Einsatz als emsige Imme rund um das Forum…

Herzlich Grüße aus heißen Gefilden
Karlheinz

Lieber Carlino,

das Schlüsselwort in deinem Gedicht ist für mich „der Meister“. Dieses Wort hat mich sofort hin zu Celan’s Todesfuge geführt und mir einen Schauer über den Rücken gejagt. Von diesem Gedicht gibt es übrigens eine beeindruckende Hörversion mit Klarinettenbegleitung https://www.google.com/search?q=todesfug...mPnjHKZTOM,st:0.

Was die Überschrift betrifft, so hätte ich eine ohne das Wort Angst gewählt. Ich glaube, dann würde der Text dichter wirken. ( zum Beispiel: Herbst 1956), weil der Leser dann nicht schon auf die Angst festgelegt würde.

Vogelliebhaber und Kinderschänder - diese Kombi ist genial und unterstreicht den subtilen Charakter einer latenten Bedrohung.

All in all: ich bin begeistert!

Liebe Grüße aus der Freiheit

anna a.

Liebe anna,

ich danke dir für den Rat, folge ihm gerne und verkürze jetzt auf „Getrieben 56“…

Herzliche Nachtgrüße angesichts des Mondenscheins über dem Berg, der selbst (το φεγγάρι) der Mond genannt wird
Karlheinz

Liebe Gabi,

liebe Imme, danke und sorry für die an Nachlässigkeit grenzende Lässigkeit

Herzliche aus Samothraki
Karlheinz

Lieber Karlheinz,

diese Formulierung werde ich mir klauen - die an Nachlässigkeit grenzende Lässigkeit. Einfach wunderbar!!!

Hast du eigentlich bewusst die Anspielung an die Todesfuge eingesetzt?

Hier nochmal für alle den Text des Gedichtes von Celan:

Die Todesfuge, Paul Celan

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen
der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne
er pfeift seine Rüden herbei er pfeift seine Juden hervor
läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern
singet und spielt er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingt
seine Augen sind blau stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen
dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland

dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith.


Immer wieder ergriffene Grüße von anna

Liebe anna,

ein großes Vorbild, unerreichbar das Gedicht von Celan. Natürlich hatte ich das im Hinterkopf, und mit Absicht wählte ich das „in“ anstelle von „aus“, denn der Meister, ist immer noch da in Deutschland und wird es immer sein. Der doppeldeutige Meister, der Meister ist, vorgibt, einer zu sein, der alles besser weiß, meisterhaft handelt und alles meistert, Angstmann, Buhmann und Autorität in einem…

Herzliche Inselgrüße
Karlheinz

P.S. übrigens, kann man die Todesfuge vielleicht als Prosagedicht bezeichnen? Nur so eine Frage…

Lieber Karlheinz,

tatsächlich- jetzt, wo du es sagst, denke ich man könnte es als Prosagedicht bezeichnen. In meinem Regal steht das Buch „ Todesfuge - Biografie eines Gedichts“ von Thomas Sparr - leider bisher nur angelesen, aber dort muss ich mal nachschauen, wie man die Form des Gedichtes nennt. Ich werde berichten!

Liebe Grüße

anna a.

Liebe anna,

da bin ich gespannt, denke aber, dass das nicht so eindeutig bestimmt werden kann, da hier in diesem Fall auch noch der Begriff „Fuge“ mit im Raum steht…

Herzliche windige Inselgrüße
Karlheinz

Lieber Thomas, ihr Lieben,

als ich die Aufgabe stellte, ein Prosagedicht zum Thema Angst/Ängste zu erstellen, ging ich gewissermaßen naiv davon aus, dass Freier Vers und Prosagedicht in etwa das gleiche seien. Nach unseren Erörterungen und besonders durch deine Einlassungen ist mir nun klar geworden, dass das zumindest in Ansätzen verschiedene Genres sind. Ich danke euch allen für die vielfältigen Anregungen und freue mich über die guten Ergebnisse…

Herzliche Inselgrüße
Karlheinz